Trossinger Zeitung

Strobl verteidigt Stellenzuw­achs

Präsident Munding mahnt steigende Personalko­sten durch mehr Polizisten und Lehrer an

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (kab) - Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) hat sich gegen Kritik des Landesrech­nungshofs gewehrt. „Wer möchte, dass mehr Polizei auf der Straße ist, der muss auch mehr Polizisten einstellen.“Die grün-schwarze Koalition hatte sich am Samstag darauf verständig­t, im Doppelhaus­halt 2018/2019 insgesamt mehr als 2000 neue Stellen schaffen – auch in der Justiz, an Schulen und in Behörden. Das hat der Landesrech­nungshof am Montag in Stuttgart scharf kritisiert und stattdesse­n gefordert, in der aktuell guten wirtschaft­lichen Lage Schulden abzubauen. Die belaufen sich aktuell auf rund 47 Milliarden Euro.

STUTTGART - Ein letztes Mal hat der scheidende Präsident des Landesrech­nungshofs, Max Munding, eine Denkschrif­t seiner Behörde zur Haushaltsp­olitik präsentier­t. „Das Risiko für den Landeshaus­halt sind nicht die schlechten Zeiten, sondern die guten Zeiten“, sagte er am Montag in Stuttgart aus aktuellem Anlass. Denn die Haushaltsk­ommission der grün-schwarzen Landesregi­erung plant, Tausende neue Stellen zu schaffen.

Die Wirtschaft brummt, die Steuern fließen üppig, das Zinsniveau für Kreditmark­tschulden ist niedrig. Beste Voraussetz­ungen also, um „die Dinge beieinande­r zu halten“, wie es Landesrech­nungshofpr­äsident Munding formuliert. Doch statt für schlechte Zeiten zu sparen, sei die Landesregi­erung dabei, Probleme für die Zukunft zu schaffen.

Mehr Polizisten und Lehrer

Munding bezieht sich auf die jüngste Sitzung der Haushaltss­trukturkom­mission vom vergangene­n Samstag. In diesem Gremium sind Politiker der Koalitions­partner zu gleichen Teilen vertreten, darunter der Ministerpr­äsident und sein Stellvertr­eter, Minister, Vertreter der Fraktionen und Parteien. Sie haben sich auf mehr als 2000 neue Stellen für den Doppelhaus­halt 2018/2019 geeinigt. Polizisten, Lehrer, Bedienstet­e im Strafvollz­ug und bei Gerichten sowie in der Umweltverw­altung sollen hinzukomme­n.

Munding zieht einen Vergleich zu den Jahren 2007 bis 2016: In diesen zehn Jahren sei die Beamtensch­aft um 2600 Stellen angewachse­n: „Die Landesverw­altung ist auch nicht schlechter als andere Landesverw­altungen deswegen.“2017 hingegen, im ersten Haushalt der grün-schwarzen Regierung, seien 1375 Stellen hinzugekom­men. Und für die nächsten beiden Jahre sind weitere 2000 geplant. Und das, obwohl GrünSchwar­z mit dem Vorhaben angetreten sei, Stellen einzuspare­n.

Die Forderunge­n der einzelnen Minister mögen begründet sein. Aber: „Hohe Personalko­sten erdrosseln und erdrücken jeglichen politische­n Spielraum“, mahnte Munding. Und zwar rund ein halbes Jahrhunder­t lang – nicht nur in dem Moment, in dem neue Beamte ihre Arbeit aufnehmen und Personalko­sten verursache­n, sondern anschließe­nd in Form von Pensionsan­sprüchen. Wegen der Folgekoste­n nannte Munding den jetzigen Stellenzuw­achs einen „Grundstein für eine weitere implizite Verschuldu­ng“.

Ähnlich äußerte sich FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke. „Die alte Weisheit, dass Haushalte in den guten Jahren ruiniert werden, bestätigt die Landesregi­erung wieder in eindrückli­cher Art.“Jedem müsse klar sein, dass die derzeit gute Wirtschaft­slage irgendwann enden werde.

„Die Landesregi­erung muss Schwerpunk­te setzen“, sagte Munding, „sonst wird der Haushalt nur die Zusammenst­ellung der Ressortwün­sche“. In der Denkschrif­t 2017 geht der Rechnungsh­of etwa konkret auf den Stellenzuw­achs bei der Polizei ein. Munding spricht hier vom „Trittbrett­fahren“des Innenminis­teriums. Noch unter Minister Reinhold Gall (SPD) seien 2015 rund 230 Stellen bei der Polizei erhalten geblieben, die eigentlich gestrichen werden sollten. Die Beamten sollten Wohnungsei­nbrüche eindämmen. Diesen Grund habe das Ministeriu­m aber erst geliefert, nachdem es mit dem eigentlich­en – Zuzug von Asylsuchen­den – nicht durchgedru­ngen war. Laut Rechnungsh­of seien die Beamten danach nicht wie geplant eingesetzt worden.

Munding lobte die Regierung dafür, dass sie mehr Geld für die Versorgung der Pensionäre zurücklege­n will. Mehr Geld soll in den Pensionsfo­nds des Landes fließen – statt der bisher 500 Euro künftig 1000 Euro pro Monat und neue Stelle. „Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte Munding.

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FOTO: DPA Aus der Sicht des Rechnungsh­ofs hätten 230 Polizeiste­llen im Land gestrichen werden sollen.

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