„Darmprobleme sind ein Volksleiden“
Daniel Simon referiert über das Thema „Magen und Darm – Sitz der Gesundheit“
SEITINGEN-OBERFLACHT - Der Magen-Darmtrakt ist ein wahres Multitalent und kann weit mehr, als nur Essen verdauen. Wie das Organ unser Wohlbefinden beeinflusst und was man tun kann, um den Bauch gesund zu halten, hat der Trossinger Heilpraktiker Daniel Simon im Gespräch mit Redakteurin Alexandra Schneid erklärt. Ihr Vortrag im Museum in Seitingen-Oberflacht heißt „Magen und Darm – Sitz der Gesundheit“. Ist der Magen-Darmtrakt nicht nur für die Verdauung zuständig? Das wäre viel zu einfach. Der MagenDarmtrakt ist unser wichtigstes Immunabwehrsystem. Er ist auch der Sitz unserer Emotionen, wie Freude, Glück, Lassen und Loslassen. Neben medizinischen Fragestellungen werde ich auch auf emotionale Zusammenhänge näher eingehen. Dann steckt in den Sprichwörtern „Schmetterlinge im Bauch haben“und „etwas schlägt auf den Magen“viel Wahres. Diese Sprichwörter gibt es schon seit Jahrhunderten. Und ja, es besteht ein Zusammenhang zwischen Darm und Gefühlen. Wie kommt man zu der Annahme, dass im Magen-Darmtrakt die Gesundheit sitzt? Es gibt einen Satz von Paracelsus. Der lautet: Jede Krankheit beginnt im Darm. Seit vielen Jahrzehnten ist bekannt, dass Leute mit Rheuma, Asthma und Hauterkrankungen eine gestörte Darmflora haben. Auch heute ist das Thema aktuell. Es gibt Diskussionen, ob Morbus Parkinson – eine Nervenerkrankung des Gehirns – mit kranken Nerven im Darm beginnt. Was bringt unser Verdauungsorgan aus dem Gleichgewicht? Das ist zum einen unsere Lebensweise, zum anderen die Ernährung. Leben ist Rhythmus. Vor vielen Jahrzehnten haben die Menschen mehr im Einklang mit der Natur gelebt. Im Sommer haben sie mehr gearbeitet, im Winter weniger. Heutzutage gibt es da keine Unterschiede mehr. Auch Stress spielt eine Rolle. Hinzu kommt unsere Ernährungsweise. Viele Leute tippen während des Essens auf dem Smartphone. Manche essen während des Laufens oder schlingen das Essen in sich hinein. Dies können mögliche Wegbereiter für spätere Darmprobleme sein. Wie wirkt sich das auf unseren Körper aus? Unser Immunsystem wird geschwächt und das kann zu Verstopfung oder zu chronischen Durchfällen führen. Wenn die Verdauung nicht richtig funktioniert und wir wegen Stress die Nahrung nicht genügend einspeicheln, können Prote- ine nicht vollständig zu Aminosäuren abgebaut werden. Über Jahre kann es zur Aufnahme zu großer Proteine in das Blutkreislaufsystem kommen. Dies kann dazu beitragen, dass die Blutgefäße verkalken. Man sagt auch, dass die Haut das Ventil von Darm und Lunge ist. Darmprobleme sind ein Volksleiden. Ich schätze, jeder Vierte ab 50 Jahren ist betroffen. Wenn jemand erhebliche Probleme hat, sollte er sich behandeln lassen. Mein Vortrag ersetzt keine Sprechstunde. Wenn so viele Krankheiten auf Darmproblemen beruhen, reicht es dann aus, nur den Magen-Darmtrakt zu behandeln? Man muss zweigleisig fahren und darf den Magen-Darmtrakt nicht vernachlässigen. Das wird allerdings oft gemacht. Wer Hautprobleme hat, geht zum Hautarzt und denkt üblicherweise nicht an den möglichen Zusammenhang mit seiner Darmflora. Wie bringt man den Magen-Darmtrakt wieder ins Gleichgewicht? Was hilft sind Bewegung und tiefes Atmen. Viele Leute können nicht mehr tief durchatmen, da sie viel zu viel sitzen und sich kaum bewegen. Gut wäre auch, sich phasenweise basisch zu ernähren, den eigenen Rhythmus zu überprüfen und sich zu fragen: Wie gehe ich mit Stress um? Mache ich genügend Pausen? Entschleunigung hilft genauso wie Heilpflanzen. Wer diese Punkte beherzigt, kann das Risiko für Darmprobleme minimieren. Man hat vieles selbst in der Hand. Über Darm- und Verdauungsprobleme spricht niemand gern. Wollen Sie mit Ihrem Vortrag das Tabu brechen? Noch bevor das Buch „Darm mit Charme“zum Bestseller wurde, habe ich Vorträge über das Thema gehalten. Ich dachte zunächst, das würde niemanden locken. Doch die Resonanz war gut. Früher konnte man den Eindruck gewinnen, es handle sich um ein schambesetztes Tabuthema, heute können Betroffene eher dazu stehen.