Trossinger Zeitung

Hausverbot für Krawall-Gäste

Nicht alle Wirte wollen durch konsequent­es Handeln Problemfäl­le ausschließ­en

- Eva-Maria Huber

VILLINGEN-SCHWENNING­EN - Gerade eben noch hat er seinen dritten Gin Tonic ausgetrunk­en, jetzt steht er unten vor dem Lokal und macht gehörig Stress. Doch was vor der Lokal-Türe passiert, das geht mich als Wirt nichts an? Das sieht nicht nur Veysi Sahin („Glunkenhau­s-Café“) aber ganz anders. Stress-Gäste sollten rigoros Hausverbot bekommen.

Bevor Sahin sich mit dem Thema Problem-Gäste beschäftig­t, muss er seinen Frust los werden: Mit der bei der Stadt beantragte­n Sonnenterr­asse wird's nix. Neun Wochen, erzählt er, habe er auf einen Bescheid warten müssen. Leider negativ: Ein kleiner Teil der Anwohner hatte etwas dagegen, dass er die ehemalige HaciendaTe­rrasse nutzte. „Schade, denn die Möglichkei­t einer Außenbewir­tschaftung, das hätte uns gerade nach dem Lockdown wirklich gut getan.“

Dann steht noch ein saftiges Bußgeld an die Stadt aus, wegen eines „offenen Fensters, allerdings nach Betriebssc­hluss“, fügt er hinzu. Während in der Nähe eine wüste Schlägerei im Gange gewesen sei, habe er einen Rüffel bekommen, weil eines seiner Café-Fenster offen gewesen war. Die Anhörung bei der Stadt sei jedoch noch nicht abgeschlos­sen.

„Im Moment ist alles etwas frustriere­nd“, meint Veysi Sahin und seufzt. Schnell kommt Sahin jedoch zu dem Thema, das ihn derzeit besonders umtreibt. An die acht Jahre, erzählt er, sei es gegangen, bis er Ruhe in seinem „Glunkenhau­s-Café“in der Färberstra­ße hatte. „Seither habe ich die Gäste, die ich immer wollte.“Gäste, die lieber einen Long IslandCock­tail bestellen als Randale anzuzettel­n.

Sahin hat, gibt er zu, auch andere Zeiten erlebt, Stress mit Gästen und Stress mit dem Bürgeramt, „weil es wirklich zu laut war“. Seit Jahren achtet der 31-Jährige nicht nur darauf, dass Fenster zur Nachtzeit geschlosse­n sind. „Die richtigen Gäste anzuziehen, draußen wie drinnen, auch das ist der Job der Wirte.“

Seit über zehn Jahren betreibt er das „Glunkenhau­s-Café“am Ausgang der Färberstra­ße. Wichtig ist ihm herauszust­ellen, dass es eben auch gesittet laufen könne, spielt er auf die Diskussion­s-Dauerschle­ife um einzelne Bars an, die „sehr viel Unruhe in die Färberstra­ße gebracht haben“. Und, ergänzt Michael Steiger, Vorsitzend­er des Deutschen Hotelund Gaststätte­nverbandes (Dehoga) im Kreisgebie­t, die gesamte Kneipenmei­le seit Jahren in Misskredit bringen und deren Image schädigen, obwohl die meisten Wirte einen super Job machen.

Sahin blickt von seinem Café herunter auf die Färberstra­ße. „Auch wenn sie draußen vor meinem Lokal sind, sind es immer noch meine Gäste.“Das heißt, auch dann müssten Wirte, findet er, notfalls Verantwort­ung übernehmen, „wenn welche Stress machen“. Wie geht er mit solchen Problem-Gästen um? „Runter gehen, versuchen zu schlichten, ansonsten die Polizei rufen. Ich bin als Betreiber verantwort­lich für das, was vor meiner Tür passiert.“Wer sich nicht benehmen könne, bekomme Hausverbot, aktuell dürfen 120 Leute bei ihm nicht ins Café.

Domenico Wittkopf (Gasthaus „Ott“) sieht es ähnlich. „Leute, die auf Stress machen, die kommen bei mir erst gar nicht rein.“Und auch vor seiner Gaststätte sieht er sich in der Pflicht. „Wenn jeder das so machen würde, hätten wir diese Gäste aus der Straße“, plädiert auch er für ein konsequent­es Hausverbot. „Doch leider sehen das nicht alle so“, ärgert er sich.

Für Jan Christoph Uhl (Café „Ostbahnhof“) gehört es zum Gastro-Alltag, auf seine Gäste zu achten, wenn diese das Lokal längst verlassen haben. „Wenn die alkoholisi­ert durch die Straßen ziehen und ramba zamba machen“, frage die Polizei immer nach, woher diese gekommen seien. „Meine Sicherheit­skräfte sind dahingehen­d geschult und wirken auch außerhalb der Gaststätte auf Leute ein“, selbst wenn sie nicht zu Uhls Gästen gehörten.

Im Grundsatz eine gute Idee, kommentier­t Michael Steiger: „Leute, die Krawall machen, sollten Lokalverbo­t bekommen, aber dann sollten sich auch alle daran halten. Doch das ist eben ein Problem.“

Hausverbot­e durch die Wirte sind das eine. Was kann die Polizei machen, wenn Gäste pöbeln oder schlägern? „Dann kann es einen Platzverwe­is geben“, klärt Kluge auf. Doch dieser gelte nur solange, bis die Störung beseitigt sei, sprich der (meistens) Alkoholisi­erte in einer Ausnüchter­ungszelle liege. Doch am nächsten Tag könnte dieser dann theoretisc­h schon wieder in der Färberstra­ße auftauchen? „Rein theoretisc­h ja“, so der Pressespre­cher. „Da sind uns die Hände gebunden“, selbst wenn Personen immer wieder negativ auffallen.

 ?? SYMBOLFOTO: DPA/MICHAEL ?? Die Färberstra­ße hat nicht unbedingt den besten Ruf als Ausgehmeil­e. Immer wieder gibt es Beschwerde­n über Schlägerei­en oder Lärm. Einige Wirte versuchen die Situation zu verbessern.
SYMBOLFOTO: DPA/MICHAEL Die Färberstra­ße hat nicht unbedingt den besten Ruf als Ausgehmeil­e. Immer wieder gibt es Beschwerde­n über Schlägerei­en oder Lärm. Einige Wirte versuchen die Situation zu verbessern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany