Wertinger Zeitung

Essener outet sich als Trump Fan und steht vor dem Ruin

Der Koch lobte öffentlich den amerikanis­chen Präsidente­n. Nun bleiben seinem Burgerlade­n die Kunden weg

- VON ANDREAS BAUMER

Augsburg Noch vor wenigen Monaten war Nicholas Smith ein aufstreben­der Essener Restaurant­besitzer, der mit Burgern aus seiner kalifornis­chen Heimat deutsche Mägen glücklich machte. Dann outete sich der 29-Jährige im Fernsehen als Trump-Fan. Seitdem hat Smith am eigenen Geldbeutel zu spüren bekommen, wie stark der US-Präsident auch hierzuland­e polarisier­t. Denn plötzlich kam kaum noch jemand in sein Restaurant.

Der Trubel begann mit einer ZDF-Diskussion­srunde in Smith’ Restaurant in Essen Ende Oktober. Thema war die bevorstehe­nde USWahl. Sechs Amerikaner warben für Hillary Clinton, nur Smith verteidigt­e Donald Trump. Wenige Tage später wiederholt­e der Koch in der Talkshow von Maybrit Illner, warum der Milliardär der richtige Präsident für Amerika sei.

Anfang November gewann Trump überrasche­nd die Wahl. Smith war jetzt bei den Medien ein gefragter Mann. Doch das Restaurant begann unter der Meinung seines Besitzers zu leiden. Donald Trump ist hierzuland­e alles andere als beliebt. In der jüngsten YougovUmfr­age zeigten sich gerade acht Prozent der Deutschen positiv überrascht von der Politik des USPräsiden­ten.

Spätestens als Smith Trumps erstes Einreiseve­rbot als notwendig und richtig verteidigt­e, kamen kaum mehr Kunden in seinen Laden. „Auch auf der Straße grüßen nun viele nicht mehr zurück“, klagt Smith. Der Amerikaner steht jedoch zu seinem Präsidente­n. „Viele in Deutschlan­d verstehen die politische Lage in den USA nicht. Für sie ist ein Trump-Unterstütz­er gleich ein Nazi oder Rassist.“Smith sieht sich selbst eher als Liberaler denn als Rechtskons­ervativer. Könnte er in Deutschlan­d wählen, würde er seine Stimme der FDP und nicht der AfD geben, beteuert er.

Anfang Februar stand Smith’ Laden vor dem Aus. Da kamen ihm rechte Sympathisa­nten und andere Neugierige aus halb Deutschlan­d zu Hilfe. Smith erzählt von Gruppen, die mehrere hundert Kilometer in Kauf genommen hätten, um in seinem Restaurant Burger zu essen. Der Andrang war teilweise so groß, dass Smith die Zutaten ausgingen. Dass sich auch Rechtsextr­eme an den Solidaritä­tsbekundun­gen beteiligte­n, nimmt der Amerikaner gelassen. „In meinem Restaurant ist jeder willkommen“, sagt er.

Der Boom war nur von kurzer Dauer. Nun herrscht in Smith’ Restaurant wieder öfter Flaute. „Es gibt Tage, da sind nur zwei Kunden da“, klagt der 29-Jährige. „Wenn es so weitergeht, muss ich zumachen.“

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Foto: Alexandra Roth Nicholas Smith in seinem Essener Res taurant.

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