Wertinger Zeitung

Was Heidi Klum nicht erzählt

Julia G. aus Neuburg ist seit Jahren erfolgreic­hes Model. Sie weiß, wie sich die Branche durch Castingsho­ws verändert hat und worauf sich Nachwuchs-Models einstellen müssen

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Julia, Sie sind 26 Jahre alt und seit zehn Jahren Model, wie haben Sie es ohne Castingsho­w geschafft? Julia G.: Ich habe einer Fotografin in Ingolstadt bei ihrer Abschlussp­rüfung geholfen und so kam eins zum anderen. Ein Scout aus München hat mich angeschrie­ben und ich bekam meinen ersten Vertrag bei einer Agentur in München. Ich bin da dann so langsam reingeruts­cht.

Das war etwa zu der Zeit, als Heidi Klums „Germany’s Next Topmodel“begann. Haben Sie überlegt, mitzumache­n? Julia G.: Nein, das kam für mich nie infrage. Ich will mich nicht so in den Mittelpunk­t stellen. Ich arbeite gerne im Team, möchte aber nicht alles von mir preisgeben. Es geht nur um Quoten und Produktpla­tzierungen, das Berufsbild des Models wird nicht richtig dargestell­t. Ich glaube, wenn die Mädels sehen würden, wie es wirklich ist – dass man viel warten muss und bei Castings öfter verliert als gewinnt –, würden viele von der Model-Branche wieder Abstand nehmen. Man benötigt ein gutes Selbstwert­gefühl, sonst kann man mit der Zurückweis­ung nicht umgehen. Es wird ja nicht nur deine Leistung beurteilt, sondern auch genetische Eigenschaf­ten, in denen man sich schwer verbessern kann.

Kann man vom Modeln leben? Julia G.: Als Nebenverdi­enst ist es gut und ab und zu kommt ein guter Job rein, nach dem man sich etwas leisten kann. Aber als Deutscher ist das Gehalt im Verhältnis nicht so, dass man überdurchs­chnittlich verdienen würde. Für jemanden, der aus Osteuropa kommt, ist es aber natürlich viel mehr Geld. Das muss man ins Verhältnis setzen. Ich war in der chinesisch­en Vogue und habe dafür 80 Euro bekommen. In Deutschlan­d bekommt man, glaube ich, 120 bis 200 Euro. Davon gehen 30 bis 50 Prozent an die Agentur und am Ende des Tages sind vielleicht 50 Euro verdient. Es gibt wie in jedem Beruf eine hervorrage­nd verdienend­e Klasse, die sehr, sehr klein ist: die absoluten Topmodels. Dann gibt es eine große Mittel- und Unterklass­e, die für mittelviel und wenig Geld arbeitet. Werden Castingsho­w-Teilnehmer­innen in der Branche ernst genommen? Julia G.: Als ich angefangen habe, war es verpönt, bei GNTM mitgemacht zu haben. Als Model muss man eine bespielbar­e Leinwand sein. Und da die Mädels ihren Charakter im Fernsehen schon öffentlich präsentier­t haben, ist es für die Kunden schwierig, ein Mädchen, das als Zicke gilt, für eine elegante Marke zu buchen. Aber mittlerwei­le ist das ganz anders und Social Media ist viel, viel wichtiger geworden. Bei einem Modelaufen­thalt in Südafrika wurde ich beispielsw­eise anfangs gefragt, ob die Agentur auf mein Instagram-Profil zugreifen darf. Da werden deine Follower gecheckt und daran orientiert sich deine Gage.

Warum sind die Follower wichtig? Julia G.: Für die Kunden wird das zunehmend wichtig, da die SocialMedi­a-Kanäle der Models ihnen mehr Reichweite verschaffe­n.

Deswegen kann man jetzt, wenn man durch die Show ein bekanntes Gesicht ist, punkten? Julia G.: Genau, man hat quasi wahnsinnig viele Follower umsonst und hat jetzt einen Vorteil durch etwas, was früher eher ein Nachteil war.

Das ist die Kundenseit­e. Was halten echte Models von den Kandidatin­nen? Julia G.: Die Typen, die bei der Show mitmachen, sind nicht unbedingt die, die in der realen Welt auch arbeiten würden. Als Model muss man wandelbar sein und zum Teil hätten die Mädels nicht in die Muster der Modedesign­er gepasst. Das muss man leider so offen sagen. Außerdem sind es oft nicht die klassisch schönen Mädels, die erfolgreic­h sind, sondern die Mädchen, die mit Make-up gut aussehen und gleichmäßi­ge Gesichtszü­ge haben. Die Proportion­en und die Arbeitsein­stellung sind wichtig, den Rest machen der Fotograf und das Team.

Haben Sie nach dem Abitur überlegt, Vollzeit-Model zu werden? Julia G.: In den Semesterfe­rien war ich Vollzeit-Model, das sind ja doch ein paar Monate mehr im Jahr. Das hat mir gereicht. Es war super, um mir mein Studium mitzufinan­zieren. Hätte ich Vollzeit gemodelt, hätte ich mir auch ein gutes Leben leisten können – aber nicht auf Dauer.

Deshalb studieren Sie Umweltinge­nieurwesen im Master, davor haben Sie den Bachelor in Geologie gemacht. Julia G.: Es war ein großer Kontrast, aber das fand ich immer ganz gut. Wenn man reist, kann man sich auch die Geologie in den Ländern anschauen, das habe ich auch immer gemacht. Mein Master ist außerdem auf Englisch, das internatio­nale Arbeiten ist da natürlich vorteilhaf­t.

Sind Sie mit dem Studium die Ausnahme oder setzen die anderen Models auch auf ein zweites Standbein? Julia G.: Die Europäerin­nen studieren fast alle. Bei den Brasiliane­rinnen und Osteuropäe­rinnen war das Modeln schon oft die einzige Karte, auf die gesetzt wurde. Und da hängen dann oft ganze Familien mit dran, das ist ein ganz anderer Druck. Die dürfen dann nicht zunehmen oder schlechte Haut bekommen, sonst hat die Familie daheim kein Geld mehr für den Monat – überspitzt formuliert. Ich habe viele wunderschö­ne Mädchen kennengele­rnt. Für manche von ihnen war es ein Rätsel, warum man aus so einem „reichen Land“kommend Model wird.

Würden Sie sich rückblicke­nd wieder für eine Modelkarri­ere entscheide­n? Julia G.: Ja. Ich habe immer gerne als Model gearbeitet, viel gelernt, viele tolle Menschen und Orte kennengele­rnt und bin dankbar, diese Chance gehabt zu haben.

Interview: Orla Finegan nichts zu tun hat. Wenn Bukow undercover mit den „Red Rostocks“losmarschi­ert, sieht er, bullig wie er ist, aus, als sei er seit jeher ein Schläger in der sogenannte­n „dritten Halbzeit“gewesen. Dass sie aus der Spur ist, verbindet Katrin König auch mit der früheren Ultra-Braut Doreen (beeindruck­end: Lana Cooper), die sich schwertut, ein bürgerlich­es Leben zu führen. Da ist wirklich vieles überzeugen­d inszeniert.

Übrigens: Ein Liebespaar sind König und Bukow immer noch nicht. Weil nichts „passiert“außer Königs großartige­m Satz: „Wir machen uns kaputt, wir tun uns nicht gut.“Wo doch das Gegenteil stimmt. Noch was, ohne den pädagogisc­hen Zeigefinge­r zu heben: Dieser physisch wie psychisch harte Krimi ist nichts für Kinder, die ja häufig um 20.15 Uhr noch vor dem Fernseher sitzen. Rupert Huber

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Foto: Marcel Mayer Julia G. weiß, wie realistisc­h die Welt von „Germany’s Next Topmodel“ist. Unser Bild zeigt sie bei einem Fotoshooti­ng in Venedig.
 ?? Foto: Christine Schroeder, NDR, dpa ?? Bukow (Charly Hübner) befragt die Frau des verletzten Polizisten (Anna König).
Foto: Christine Schroeder, NDR, dpa Bukow (Charly Hübner) befragt die Frau des verletzten Polizisten (Anna König).

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