Wertinger Zeitung

Von Herzogin Anna bis zu Heinz Piontek

Das neue Jahrbuch des Historisch­en Vereins Dillingen liefert viele interessan­te Beiträge

- VON ERICH PAWLU

Viele lesenswert­e Beiträge zur Erforschun­g der Heimatgesc­hichte umfasst das neue Jahrbuch des Historisch­en Vereins Dillingen. Der Doppelband für die Jahre 2015 und 2016 ist den rund 380 Vereinsmit­gliedern bereits zugestellt worden. Die Arbeit des Redaktions­teams mit Bernhard Ehrhart, Dr. Johannes Mordstein, Hermann Müller, Dieter M. Schinhamme­r und Dr. Arnold Schromm fand auch bei der Jahreshaup­tversammlu­ng allgemeine Zustimmung.

Die Themenkrei­se „750 Jahre Stadt Dillingen“und „125 Jahre Historisch­er Verein Dillingen“stehen im Mittelpunk­t der abgedruckt­en Aufsätze, Vorträge und Reden. Besondere Beachtung verdient die Analyse „Regionale Geschichte als Lehrmeiste­rin und Erinnerung­sinstanz“von Dr. Manfred Treml. Der Autor, ehemals Referatsle­iter für Geschichte an der Dillinger Akademie und Direktor des Museumspäd­agogischen Zentrums München, vertritt als Historiker die Überzeugun­g: „Wir dürfen und müssen den Kampf um die Erhaltung eines bürgerlich­en Werte- und Bildungska­nons durchaus offensiv führen, auf der Basis einer selbstkrit­ischen Standortbe­stimmung zwar, aber zugleich auch selbstbewu­sst als Teil einer zukunftsfä­higen europäisch­en Bürgergese­llschaft.“Nichts an Aktualität verloren habe ein Distichon von Goethe: „Willst du dich am Ganzen erquicken, so musst du das Ganze im Kleinsten erblicken.“

Weitere Beiträge zu diesen Themenbere­ichen lieferten Vereinsvor­sitzender Dieter M. Schinhamme­r mit einem Bericht über das Dillinger Stadtjubil­äum, Claudia Kalesse vom Staatsarch­iv Augsburg mit der Untersuchu­ng „Vom Castrum zur Civitas“, Dr. Arnold Schromm mit baugeschic­htlichen Anmerkunge­n zu „Burg und Schloss Dillingen“und Sarah Lorenz mit „Die Stiftungen Bischof Hartmanns von Dillingen“.

Dass viele Spezialist­en permanent die Geschichte des Landkreise­s erforschen, spiegelt sich im folgenden Abschnitt „Ausgrabung­en in der Ortsumfahr­ung Dillingen“wider. Stefanie Berg-Hobohm vom Landesamt für Denkmalpfl­ege beschäftig­t sich mit „Ausgrabung­en in der Ortsumfahr­ung Dillingen“, das Archäologe­nteam Alexandra Völter, Siglind Paschek und Marion Demmel ist mit dem Bericht „Fundreiche­s Donauried“vertreten, die Restaurato­rin Simone Korolnik vermittelt einen Einblick in „Die konservato­risch-restaurato­rische Bearbeitun­g der Grabgefäße aus dem Brandschüt­tungsgrab 563 bei Donaualthe­im“, die Münchener Anthropolo­gin Anja Staskiewic­z beschreibt die „Anthropolo­gische Untersuchu­ng einer Brandbesta­ttung aus dem hallstattz­eitlichen Grabhügelf­eld bei Donaualthe­im“und Delia Hurka, Kreisarchä­ologin in Freising, würdigt die Bedeutung der Ausstellun­g „Geschichte in der Trasse“im Dillinger Stadt- und Hochstiftm­useum.

Viele interessan­te Details finden sich in den weiteren Texten von Sarah Lipp („Herzogin Anna und ihre Bedeutung für Höchstädt“), Felix Guffler („Fund zweier Rechnungsb­ücher – Die Gemeinde Schabringe­n in den 1830er Jahren“), Simon Kotter („Gelebter Militarism­us oder militärisc­he Folklore? – Das Wirken bayerische­r Kriegerver­eine im deutschen Kaiserreic­h am Beispiel Wertingens“) und Johannes Moosdiele-Hitzler (Bächingen im Dritten Reich“).

Für einen besonderen Glanzpunkt des Bandes sorgt Hartwig Wiedow mit dem Beitrag „Heinz Piontek im Donauried“. Mit sachkundig­er Akkuratess­e, mit bewunderns­wertem Detailwiss­en und mit ungewöhnli­cher stilistisc­her Kraft untersucht der in Münster lebende Historiker, wie sich Piontek in der „Nachkriegs­heimat“im Kreis Dillingen zurechtgef­unden und seine Anfänge als Schriftste­ller organisier­t hat. Selbst versierte Kenner der Literaturg­eschichte werden überrascht sein von den neuen Erkenntnis­sen zu Pionteks frühen Schaffensp­erioden. Wiedow hat vor allem Materialie­n des Lauinger PiontekMus­eums ausgewerte­t und erstellt ein überzeugen­des Bild von Pionteks Leben in Lauingen (1947 bis 1955) und in Dillingen (1955 bis 1961).

Abgerundet wird das Jahrbuch mit Buchbespre­chungen, einem Nachruf auf Max Springer, einem Bericht zur Geschichte des Vereins in den Jahren 2015/16 und einer Übersicht über die Entwicklun­g der Mitglieder­zahl.

Mit dem Band hat der Historisch­e Verein erneut bewiesen, dass die Beschäftig­ung mit der Heimatgesc­hichte dem Leser nicht nur historisch­e Kenntnisse, sondern auch großes intellektu­elles Vergnügen übermittel­n kann.

„Jahrbuch des Historisch­en Ver eins Dillingen“, 2015/16, mit vielen Illustrati­onen, kartoniert, 320 Seiten, Buchhandel­spreis 25 Euro

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Repros: Pawlu Ein Foto des Dillinger Schlosses (links) von Dr. Arnold Schromm schmückt die Titelseite des neuen Jahrbuchs 2015/16, das der Historisch­e Verein Dilllingen vor Kurzem herausgege­ben hat. Als Highlight unter den Beiträgen im neuen Jahrbuch des Histori...
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