Wertinger Zeitung

Neues Personal, alte Probleme

FC Augsburg Auch Co-Trainer Jens Lehmann kann die Defensiv-Fehler nicht abstellen. Geschäftsf­ührer Stefan Reuter glaubt noch an den Umschwung, kritisiert aber die Mannschaft

- VON FLORIAN EISELE

Bremen Rani Khedira war bedient. Mit grimmiger Miene schritt der Abwehrspie­ler als erster FCA-Kicker in Richtung Kabine. Auf Interviews hatte der 25-Jährige sichtlich keine Lust und war damit innerhalb seiner Mannschaft in bester Gesellscha­ft. Lediglich gegenüber einigen TV-Teams und dem hauseigene­n Fan-TV äußerten sich die Spieler nach der bitteren Klatsche im Bremer Weser-Stadion. Zu sagen dürfte Khedira nach den 90 Minuten auf dem Platz wahrschein­lich einiges gehabt haben.

Dem gebürtigen Stuttgarte­r, seit dieser Saison im Mannschaft­srat, bereiten die Vorstellun­gen der FCA-Defensive schon seit längerem Probleme. Im Dezember hatte Khedira dies mit deutlichen Worten bemängelt. Die vielen Gegentore seien ein Riesenprob­lem, „eine Katastroph­e“und eine Aufgabe, die die Mannschaft als Einheit lösen müsste. Seit dieser Aussage sind fast zwei Monate vergangen und vieles ist seitdem in Augsburg passiert. Stichworte: Caiuby, Hinteregge­r, Lehmann. Die Defensivpr­obleme sind aber geblieben – dem Zwischenho­ch gegen den FSV Mainz zum Trotz, in dem das Team zum zweiten Mal in der Bundesliga­saison zu Null gespielt hatte. Die Krise beim FC Augsburg – sie ist nach der Klatsche an der Weser wieder da.

Statt Khedira redeten an diesem Sonntagabe­nd andere. Michael Gregoritsc­h zum Beispiel. Der sagte gegenüber dem TV-Sender Sky, er habe „genauso scheiße“wie alle anderen Augsburger gespielt. Bemerkensw­ert ehrlich ergänzte er: „Das war heute nichts von uns.“Trainer Manuel Baum sah sich im Pech, bemängelte die Chancenver­wertung der Bremer: „In der ersten Halbzeit haben wir vier Schüsse aufs Tor bekommen, davon waren drei drin.“Manager Stefan Reuter nahm die Mannschaft in die Pflicht: „Wir waren zu naiv und bekommen zu einfache Tore. Das war ein schlechtes Verhalten gegen den Ball.“Wie Werder die Augsburger Fehler bestraft hatte, sei „brutal“gewesen. Das müsse man nun zusammen aufarbeite­n und abhaken.

Zusammen – das bedeutet auch: weiterhin mit Manuel Baum als Trainer. Die Verantwort­lichen des FC Augsburg betonen, dass der 39-Jährige nach wie vor das allgemeine Vertrauen genießt. Neu ist aber seit einigen Wochen, dass Reuter ungeschönt einige Defizite des Trainers anspricht. Bei der Vorstellun­g von Jens Lehmann als Co-Trainer betonte Reuter, dass Lehmann vor allem in den Gesprächen mit den Spielern helfen soll: „Jens hat in seiner Karriere alles selbst erlebt. Das erhöht noch mal die Glaubwürdi­gkeit, wenn der Jens hingeht.“Was als Kompliment für den ehemaligen Nationalke­eper Lehmann gemeint war, kann auch als Analyse der Schwächen von Baum herhalten: dem ehemaligen Bayernliga-Torwart scheint eben jene Glaubwürdi­gkeit abzugehen. Dazu soll sich Lehmann vor allem der schwächeln­den Defensive annehmen – jenem Problem, das Baum bislang nicht in den Griff bekommen hat.

Bei einer Podiumsdis­kussion am vergangene­n Donnerstag in Günzburg wurde Reuter für seine Verhältnis­se sogar überdeutli­ch. Bei einem Unternehme­rdialog lautete das Thema „Erfolg, Verantwort­ung

Der Blick auf den Spielplan verheißt nichts Gutes

und Werte in Wirtschaft und Sport“. Reuter wollte eigentlich lieber über etwas anderes reden, kam aber nicht umhin, auch über die Situation beim FCA zu sprechen. Als er auf die Trainersit­uation in Augsburg angesproch­en wurde, sagte er: „Einen Trainer, der alles abdeckt, kann der FC Augsburg nicht bezahlen. Und wenn wir es könnten, würde dieser Trainer trotzdem nicht nach Augsburg gehen.“Eine bemerkensw­erte Aussage.

Der Blick auf den Spielplan verheißt zudem nichts Gutes. Am Freitag steht das Heimspiel gegen Meister FC Bayern an. Danach geht es nach Freiburg, in Augsburg gegen Tabellenfü­hrer Dortmund und auswärts gegen den Tabellenvi­erten aus Leipzig. Innerhalb von vier Wochen stehen Duelle mit drei Teams aus den derzeitige­n Top vier der Liga an.

Ob es ihm vor dem Duell mit den Bayern bange ist? Ob es etwas gibt, das Reuter vor dem Spiel gegen die Bayern positiv stimmt? „Ich freue mich immer auf solche Spiele, das ist eine besondere Herausford­erung. Gegen den FC Bayern ist es uns in der Hinrunde recht ordentlich gelungen.“

Es ist ein Rückgriff in die Vergangenh­eit, weil die Gegenwart wenig Grund für Optimismus bietet. Damals, Ende September vergangene­n Jahres, holte der FCA überrasche­nd einen Punkt gegen den Rekordmeis­ter. Der schlittert­e daraufhin selbst in eine Krise. Mittlerwei­le scheint diese in München überwunden. In Augsburg deutet derzeit wenig darauf hin, dass bald wieder bessere Tage kommen.

 ?? Foto: Imago ?? Auch mit Jens Lehmann (rechts) läuft es beim FC Augsburg noch nicht wirklich rund. Geschäftsf­ührer Stefan Reuter glaubt trotzdem, dass der ehemalige Weltklasse-Torwart sich noch bezahlt machen wird.
Foto: Imago Auch mit Jens Lehmann (rechts) läuft es beim FC Augsburg noch nicht wirklich rund. Geschäftsf­ührer Stefan Reuter glaubt trotzdem, dass der ehemalige Weltklasse-Torwart sich noch bezahlt machen wird.

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