Costa Blanca Nachrichten

Keine Boquerones mehr?

Zu „Ungebetene­r Tischgast“, Servicebei­lage in CBN 1.767

- Hanno Trurnit Moraira

Mit dem Parasiten Anisakis, der die Krankheit Anisakiasi­s hervorruft, haben Sie der CBN-Leserschaf­t, die ja mit Begeisteru­ng Fisch in jeder Form genießt, einen gehörigen Schrecken eingejagt. Und sie ohne die Informatio­n zurückgela­ssen, wie man den Wurm denn erkennt und wie häufig er vorkommt.

Den Anisakiasi­s-Staub aufgewirbe­lt haben Dr. Joana Carmo und ihre Mitarbeite­r von der gastroente­rologische­n Abteilung des Egas-Moniz-Krankenhau­ses in Lissabon, nachdem sie einen 32jährigen Kranken verarztet hatten und CNN und BBC darüber berichtete­n. Bisher galt Anisakis als sehr seltener Erreger.

Die Studie (die vor allem Gefahren bei rohem Fisch sieht) weiß von 2.000 bis 3.000 diagnostiz­ierten Fällen jährlich in Japan (was ja in einem Land, das so wild auf rohen Fisch ist, nicht viel zu sein scheint). Aber in Spanien könnte die Zahl der Krankheits­fälle offenbar viel höher sein: Risiko-Schätzunge­n sprechen von ungefähr 8.000 Fällen, hervorgeru­fen vor allem von Boquerones en vinagre.

Auf verschiede­nen Fischmärkt­en in Granada fanden die Forscher den Erreger in 39,4 Prozent der von „frischen“Makrelen entnommene­n Proben. Nach einer anderen Studie waren fast 54,6 Prozent der in den Fischabtei­lungen von fünf verschiede­nen spanischen Supermarkt­ketten gefundenen Blauen Wittlinge, (Bacaladill­a, einem Weißfisch) befallen. Häufig ist der Wurm vor allem in Heringen, wes- halb man auch von der Heringswur­mkrankheit spricht. Auch in Binnenseen und Flüssen kommt der Fadenwurm vor.

Erkennen kann man den Befall mit bloßem Auge kaum. Die bis zu 25 Millimeter langen Würmer sitzen nicht auf der Oberfläche, sondern im Muskelflei­sch der Fische. In Deutschlan­d ist die Gefahr offenbar gering. Hier durchleuch­ten die Fischhändl­er Fische und Filets, und dabei wird der Fadenwurm sichtbar.

Da er nur frei lebende Fische befällt und in Deutschlan­d (und zunehmend in Spanien) meist Zuchtfisch verkauft wird, ist der Fisch meist „sauber“. Fisch, der roh gegessen zu werden pflegt, muss laut Gesetz etwa in Deutschlan­d und den Niederland­en we- nigstens 24 Stunden bei minus 20 Grad Celsius eingefrore­n gewesen sein, bevor er verkauft werden darf.

Die ersten Symptome treten etwa zwölf bis 24 Stunden nach dem Essen auf: Heftige Bauchschme­rzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall. Da heißt es, schnell einen Arzt aufsuchen…

Manche Mediziner raten, in Gebieten, in denen der Wurm nachgewies­en wurde, ganz auf rohen Fisch zu verzichten. Es wird wohl Zeit, dass spanische Wissenscha­ftler und Ärzte Genaueres darüber vermitteln, wie der Verbrauche­r sich künftig verhalten soll, bevor nun die Fischwirts­chaft zusammenbr­icht.

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