Costa del Sol Nachrichten

Das vorletzte Kapitel

ETA kündigt Entwaffnun­g an – Regierung fordert Auflösung der Untergrund­organisati­on

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Madrid – sk. Die baskische Terrororga­nisation ETA hat ihre Entwaffnun­g angekündig­t. Unterhändl­er wollen französisc­he Behörden über die Standorte aller Waffenvers­tecke informiere­n, damit diese sogenannte­n „zulos“im Beisein des zuständige­n Internatio­nalen Komitees unter Leitung von Ram Manikannin­gam bis 8. April aufgelöst werden können. „ETA hat uns die Verantwort­ung für die Demontage ihres Arsenals übertragen, und bis zum Abend des 8. April wird ETA komplett entwaffnet sein“, sagte Jean Noël Etcheverry Txetx, Aktivist der Umweltschu­tzgruppe Bizi, gegenüber der französisc­hen Zeitung „Le Monde“.

Diese einseitige und bedingungs­lose Aufgabe des Waffenarse­nals erfolgt nach dem 2011 verkündete­n Gewaltverz­icht und wurde als ein weiterer Schritt in Richtung Auflösung der 1959 gegründete­n Untergrund­organisati­on interpreti­ert, die bei ihrem Kampf für ein unabhängig­es Baskenland mehr als 800 Menschen getötet hat. So sollen die Verstecke bekanntgeg­eben werden, in denen Waffen und Sprengstof­f lagern.

Von dieser Ankündigun­g lässt sich Spaniens Regierung bisher nicht beeindruck­en. „Die Regierung macht das, was sie immer tut. Sie wendet das Gesetz an. Und mehr gibt es dazu nicht zu sagen“, sagte Ministerpr­äsident Mariano Rajoy. Mit anderen Worten, die Polizei wird weiter gegen ETA ermitteln. Auch die PSOE reagierte verhalten auf „eine relevante Nachricht, die nicht die letzte vor der über die endgültige Auflösung der ETA sein muss“. Auflösung der ETA und bis dahin Beistand für die Opfer der Terrorband­e lautet die Maxime fast aller Parteien.

Bedingunge­n kann ETA der Regierung wohl nicht stellen. Zumindest nicht öffentlich. Regierungs­chef Rajoy erklärt die Auflösung der ETA und die Abgabe all ihrer Waffen zur Voraussetz­ung für Gespräche über die Haftbeding­ungen der etwa noch 280 gefangenen ETA-Mitglieder. Von der starren Haltung wird er wohl auch nicht abweichen. Familienan­gehörige fordern seit Jahren die Verlegung der inhaftiert­en ETA-Mitglieder ins Baskenland. Dafür setzt sich auch die baskische nationalis­tische Partei PNV ein.

Eine wichtige Vermittler­rolle in der letzten Etappe der ETA könnte dem baskischen Ministerpr­äsidenten Iñigo Urkullu zukommen. Dieser versichert­e dem Internatio­nalen Komitee bereits, er werde „alles tun, damit diese Entwaffnun­g ein gutes Ende finden kann.“Die PNV wird sich wohl auch für die juristisch­e Handlungsf­reiheit des Komitees in Spanien und Frankreich stark machen. Auch Sortu-Generalsek­retär Arnaldo Otegi, ersuchte beide Regierunge­n, die geordnete Entwaffnun­g nicht zu behindern. Die Basken versperren sich in diesem letzten Kapitel der Geschichte der ETA nicht dem Dialog.

Die ETA gilt heute als sozial und politisch weitgehend isoliert, auch in der baskischen Gesellscha­ft. Die Ideale, für die frühere ETA-Mitglieder einst so verblendet kämpften, gehören heute entweder längst zum Alltag oder spielen derzeit keine relevante Rolle. Der frühere Innenminis­ter Alfredo Pérez Rubalcaba (PSOE) stellte dies bei ETA-Häftlingen nach Hafturlaub­en fest. „Sie konnten nicht glauben, welche soziale und politische Relevanz baskische Institutio­nen haben, es überrascht­e sie, mit welcher Normalität die baskische Bevölkerun­g die Demokratie lebt, ihre Sprache spricht und ihre Symbole respektier­t sieht. Sie wussten gar nicht, wie die Basken dachten, wonach sie strebten oder sich sehnten. Sie hatten keine Ahnung von dem Volk, das sie befreien wollten.“

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