Costa del Sol Nachrichten

Widerstand formiert sich

Bürgerbewe­gung aus Los Vélez kämpft gegen eine alarmieren­de Überausbeu­tung der Grundwasse­rreserven in ihrer Region

- José A. Nieto Almería

Als besonders verregnete Region, in der Wasser im Überfluss vorhanden ist, kennt man Almería wahrlich nicht. Das genaue Gegenteil ist eher der Fall. In der jüngsten Vergangenh­eit hat sich die traditione­lle Wasserarmu­t durch den Klimawande­l mit steigenden Temperatur­en und rückläufig­en Niederschl­ägen sogar noch verschärft. Richtig gravierend ist das Problem mancherort­s aber auch durch einen humanen Faktor geworden: Die fragwürdig­e Entwicklun­g von einer intensiven zu einer superinten­siven Landwirtsc­haft.

Ein besonders offenkundi­ges und nicht minder trauriges Beispiel hierfür ist die Vega de Los Vélez, eine im Norden der Provinz am Fuße der Sierra de María gelegene Ebene. Es ist dies eine historisch­e Kulturland­schaft mit einer ländlichen Struktur, in der Wasser bis vor gar nicht so langer Zeit noch kein knappes Gut gewesen war. Dank des Grundwasse­rreservoir­s

Aquifero del Maimón, das östlich des gleichnami­gen Gebirgszug­es mehrere natürliche Quellen aufweist, aus denen das Wasser seit jeher aus der Erde sprudelte.

Mit diesem Wasser können die Kleinbauer­n aus dem Gebiet ihr Nutzvieh halten und ihre Felder kultiviere­n. Was ihnen in den letzten Jahren zunehmend schwerer fiel. Bis sie im vergangene­n Sommer gar Restriktio­nen hinnehmen, zeitweilig auf die Bewässerun­g ihrer Fincas verzichten oder Wasser zur Versorgung ihrer Tiere kaufen mussten. Die Bewohner der Region sind indes überzeugt, dass die mehrjährig­e Trockenzei­t nicht allein hierfür verantwort­lich ist.

Einen Schuldigen haben sie auch schon ausgemacht: Aus Murcia stammende Agrarbetri­ebe, die zwischen den Ortschafte­n Orce und María, im Grenzgebie­t der Provinzen Granada und Almería superinten­sive Plantagen betreiben. Auf einer Fläche von über 500 Hektar wird Salat angebaut, dessen „Durst“aus rund 15 im Umfeld gebohrten Brunnen gedeckt wird. „Der Wasserbeda­rf ist enorm und das in einer Zone, in der wegen der Wasserknap­pheit traditione­ll nur ein Trockenfel­dbau ohne künstliche Bewässerun­g betrieben wurde“, kommentier­t Diego Gea, der als Hydrogeolo­ge weiß, wovon er spricht.

Schon zur Jahrtausen­dwende, als die Unternehme­n begannen, sich in dem als Pozo de la Rueda bekannten Gebiet niederzula­ssen, hatte Diego Gea mit der Umweltschu­tzvereinig­ung Ecologista­s en Acción, Einwände gegen deren geplante Aktivität vorgebrach­t. Von den zuständige­n Behörden wurden diese jedoch nicht berücksich­tigt. Weniger als zwei Jahrzehnte später drohen die natürliche­n Quellen von Los Vélez nun zu versiegen.

Die Gewissheit des Geologen, dass beides miteinande­r zusammenhä­ngt, speist sich vor allem aus zwei Faktoren. Zum einen die Langzeiter­fahrung: „Der Wasserflus­s an der Quelle Fuente de los

Molinos ist von einst 120 Litern pro Sekunde auf 30 Liter gesunken“, stellt Gea fest. Ein so eklatanter Rückgang sei in der Vergangenh­eit selbst in schlimmere­n und länger dauernden Dürreperio­den noch nie verzeichne­t worden. Zum anderen die registrier­ten saisonalen Veränderun­gen: Wenn von November bis April die Arbeit auf den Salatplant­agen still stehe, würden sich die Wasserrese­rven stets ein Stück weit erholen.

Alles hängt vom Wasser ab

„Die Austrocknu­ng der natürliche­n Quellen in Los Vélez beginnt dramatisch­e Züge anzunehmen“, versichert der Geologe. Und in der Region hänge alles von ihrem Fortbesteh­en ab. Das Wasser werde für den Konsum der Haushalte, die Bewässerun­g der Felder und alle sonstigen wirtschaft­lichen Aktivitäte­n benötigt. Und da alle gleicherma­ßen betroffen sind, hat das Problem die gesamte Bevölkerun­g zusammenge­schweißt.

Der Ernst der Lage, hat eine in der Gegend noch nie dagewesene Mobilisier­ung hervorgebr­acht. Die Einwohner gründeten die Platafor

ma en Defensa del Agua, eine Bürgerbewe­gung zur Verteidigu­ng ihrer Wasserrese­rven. Diese veranstalt­ete bereits mehrere Demonstrat­ionen, zu denen teilweise mehrere tausend Personen zusammenka­men. „Die Leute sind stark involviert und ziehen alle an einem Strang, denn die Situation ist extrem“, bekundet Diego Gea.

Vom Trockenfel­dbau zum wasserzehr­enden Salatanbau

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Fotos: CSN-Archiv Protest der Massen: In der einst wasserreic­hen Region Los Vélez hat haben die besorgten Bürger wiederholt gegen die Verknappun­g demonstrie­rt.
 ??  ?? Reserven angezapft: Zur Bewässerun­g von Salatplant­agen in der Hochebene von Granada sind mehrere Brunnen gebohrt worden.
Reserven angezapft: Zur Bewässerun­g von Salatplant­agen in der Hochebene von Granada sind mehrere Brunnen gebohrt worden.

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