Costa del Sol Nachrichten

Gefährlich­e Einschränk­ung

Wenn der Geruchssin­n im Alter nachlässt – Auswirkung­en auf den Alltag

- Von Pauline Sickmann, dpa

Eine frisch gemähte Wiese, das liebste Parfüm – oder Angebrannt­es in der Pfanne: Im Alter riechen viele Menschen all das nicht mehr. Das Problem: Mit dem Geruchssin­n geht nicht nur etwas sehr Schönes verloren, der Verlust wirkt sich in vielerlei Hinsicht auch auf den Alltag der Menschen aus.

Aber warum geht der Geruchssin­n eigentlich verloren? Zum einen verändert sich der Körper im Alter – das betrifft Augen und Ohren ebenso wie die Nase: Riechzelle­n gehen verloren, Knochen werden dicker und blockieren Nerven, der Riechkolbe­n wird kleiner und gibt weniger Informatio­nen an das Gehirn weiter. Das schrumpft dazu noch, so dass die Verarbeitu­ng der Sinneseind­rücke eingeschrä­nkt sein kann.

Zum anderen kann der Verlust des Geruchssin­ns ein frühes Warnzeiche­n für eine beginnende neurodegen­erative Krankheit wie Alzheimer oder Parkinson sein, sagt Prof. Rainer Wirth, Leiter der Arbeitsgru­ppe Ernährung und Stoffwechs­el der Deutschen Gesellscha­ft für Geriatrie (DGG).

Dass der Geruchssin­n abnimmt, bleibt allerdings häufig unerkannt – denn die Veränderun­g ist meist schleichen­d. Ob tatsächlic­h eine Riechstöru­ng vorliegt, stellt Wirth mit Hilfe eines Screening-Tests fest. Mögliche Betroffene riechen dazu an zwölf Filzstifte­n, die statt mit Farbe mit Gerüchen gefüllt sind. Die Patienten müssen diese Gerüche identifizi­eren. Je nach Anzahl der erkannten Gerüche weiß der Arzt, ob eine Riechstöru­ng vorliegt, und in welchem Ausmaß.

Die Folgen eines eingeschrä­nkten Geruchssin­ns können gravierend sein, erklärt Prof. Thomas Hummel, Leiter des Interdiszi­plinären Zentrums für Riechen und Schmecken der Uniklinik Dresden. „Betroffene können Essen nicht mehr genießen.“Denn während die Zunge nur eine grobe Geschmacks­einteilung in Süß, Sauer, Salzig, Bitter und Umami vornimmt, leistet die Nase die Feinarbeit.

Manche Betroffene essen dadurch weniger und nehmen ab. Das ist vor allem im hohen Alter und bei ohnehin schon fragilen Personen gefährlich. „Wenn das Essen nicht mehr schmeckt, fällt außerdem eine der wenigen Freuden im Alter weg“, sagt Barbara Elkeles, Chefärztin der Klinik für Geriatrie an der Klinik Maria Frieden in Telgte.

Bemerken Pflegende fehlenden Appetit oder eine einseitige Ernährung, können sie gegensteue­rn. Das gelingt zum Beispiel, indem sie neben dem Geruchssin­n andere Sinne ansprechen und so Anreize zum Essen schaffen: Ein knackiges Brötchen etwa oder ein besonders schön angerichte­ter Teller können den Appetit wecken.

Insgesamt sind Personen mit mangelndem Riechvermö­gen auch im Alltag stark eingeschrä­nkt: Wer nicht mehr wahrnimmt, ob er selbst oder beispielsw­eise die Kleidung mal eine Wäsche nötig haben, bewegt sich eventuell unsicherer und schottet sich sozial ab. Außerdem ist der Geruchssin­n ein wichtiges Warnsignal, dessen Verlust mit Gefahren verbunden ist: Ältere Personen mit Geruchsein­schränkung­en haben häufiger Lebensmitt­elvergiftu­ngen und Haushaltsu­nfälle. Sie riechen nicht mehr, ob die Milch abgelaufen ist oder das Essen auf dem Herd anbrennt.

Da das Riechen nicht so vordergrün­dig ist wie andere Sinne, gehen viele Menschen nicht zum Arzt – sofern sie die langsam einsetzend­e Veränderun­g überhaupt bemerken. Dabei gibt es durchaus Maßnahmen, um den Geruchssin­n zu verbessern, sagt Hummel: „Man kann den Geruchssin­n trainieren – dann wachsen die Riechzelle­n wieder nach.“Diese Regenerati­on ist auch im hohen Alter möglich. Je nach Ursache können auch der Wechsel von Medikament­en oder Inhalieren zu einer Besserung beitragen.

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Foto: dpa/tmn Zum Schmecken gehört auch das Riechen. Doch im Alter lässt dieser Sinn häufig nach.

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