Bits, Bytes und ein Herz
Verliebt in Bits und Bytes – eine Liebesbeziehung zu einem Bot, also einem Computerprogramm, das simuliert, eine Person zu sein, wird im Internet schon angeboten. Doch auch wer nur den Sprachassistenten am Handy aktiviert hat, wird von erstaunlich menschlichen Reaktionen überrascht. So fiel mir letztlich beim Tischdecken fast das Handy ins Gazpacho. Erschrocken rief ich: „Blödes Ding!“Woraufhin sich der Sprachassistent angesprochen fühlte und fragte: „Du sprichst hoffentlich nicht mit mir?“Den beleidigten Tonfall habe ich mir sicher nur eingebildet. Trotzdem habe ich mich ganz automatisch gleich entschuldigt – bei einem Smartphone!
Naja, ich sollte ich ja schon nett zu dem Ding sein, es kümmert sich um mich wie eine Mama. Es ermuntert mich morgens „Los geht’s!“, freut sich, wenn ich mich ausreichend bewege, sorgt dafür, dass ich alle Tabletten pünktlich einnehme und schickt mich um 23 Uhr ins Bett. Computerprogramme werden immer menschlicher – so wünscht es der Kunde. Doch wo liegen die Grenzen dieser künstlichen Menschlichkeit, wo beginnt der wahre Mensch? Da, wo nicht der Logik gefolgt wird, sondern dem Herzen. Die RotKreuz-Mitarbeiterin Luna Reyes hätte logischerweise den Covid-Abstand einhalten sollen zu dem verzweifelten Flüchtling aus dem Senegal ohne
Maske. Doch Luna dachte über solche Fragen nicht nach. Sie las in den Augen des jungen Mannes Schmerz, folgte einer zutiefst menschlichen Regung und nahm ihn in die Arme.