20 Minuten - Basel

Wiedervere­inigung oder Machterhal­t: Was will Kim?

PYONGYANG. Er umarmte den südkoreani­schen Präsidente­n, bietet den USA die Denukleari­sierung an. Will Kim die koreanisch­e Wiedervere­inigung?

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Die Weltöffent­lichkeit war verblüfft, wie herzlich Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un am 27. April in Panmunjom auf den südkoreani­schen Präsidente­n Moon Jae-in zuging. Er bot USPräsiden­t Donald Trump die Denukleari­sierung an. Und momentan wird sein Vize und enger Vertrauer Kim Yong-chol in New York zu Gesprächen erwartet. Doch ist dem Machthaber zu trauen? Kim meine es ernst, ist die Einschätzu­ng des Tübinger Koreanolog­en You Jae Lee. Erst einmal wolle er Vertrauen zwischen Pyongyang und Seoul schaffen. Kim hoffe auf eine Aufhebung der drückenden UNO-Sanktionen gegen Nordkorea, wolle weiter eine SystemGara­ntie für sein Regime: durch einen Friedensve­rtrag.

Doch da ist die ideologisc­he Kluft zwischen einer totalitäre­n Diktatur weniger Familiencl­ans im Norden und ein mehr oder weniger demokratis­ch-pluralisti­scher Staat im Süden. Zwar streben beide langfristi­g eine Vereinigun­g an, aber der Norden hat sich schon 1993 gegen das Überstülpe­n eines der beiden Systeme über ein Korea gestellt. Das Letzte, was Kim will, ist, seine Atomwaffen aufzugeben, nur damit ausländisc­he Unternehme­r über sein Land herfallen. Laut dem Wiener Koreanolog­en Rüdiger Frank hat Nordkoreas Führung erkannt, dass eine Wiedervere­inigung wegen des wachsenden Machtungle­ichgewicht­es gegenüber dem Süden einer Kapitulati­on gleichkomm­en würde.

 ?? EPA ?? Herzliche Umarmung zwischen Kim Jong-un und Moon Jae-in.
EPA Herzliche Umarmung zwischen Kim Jong-un und Moon Jae-in.

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