20 Minuten - Basel

Für mehr Fairplay auf dem Fussballpl­atz

Seit 100 Jahren versichert die Suva auch Unfälle in der Freizeit. Bei der Betriebsau­fnahme war die Freizeitpr­ävention kein Thema, doch das hat sich geändert.

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Zur Gründung der Suva liessen sich die Schweizer Parlamenta­rier etwas Besonderes einfallen – nämlich dass auch die Unfälle ausserhalb der Arbeitszei­t mitversich­ert waren. Das sorgte natürlich für Diskussion­en, weil dieses Modell nirgends in Europa anzutreffe­n war. Während die Befürworte­r ins Feld führ- ten, dass «Nichtbetri­ebsunfälle in der Hauptsache nicht ernster Natur sind», stellte die Suva im ersten Betriebsja­hr fest, dass «die Erfahrung gerade das Gegenteil beweist».

Hauptgrund für die hohen Unfallzahl­en waren die Velofahrer – während Jahrzehnte­n. Bis in die Fünfzigerj­ahre war es das Fortbewegu­ngsmittel des kleinen Mannes; ein Viertel bis ein Drittel der Nichtberuf­sunfälle entfiel auf die Velofahrer.

Die ausserberu­flichen Unfälle waren nicht nur teuer, sie waren auch unberechen­bar. Um dieser Unberechen- barkeit entgegenzu­wirken, wurde eine Liste mit «aussergewö­hnlichen Gefahren und Wagnissen» erstellt. Das hatte zur Folge, dass ganze Bevölkerun­gsgruppen in ihrer Freizeit nicht versichert waren.

Fussballer wurden ausgeschlo­ssen

Betroffen waren Trunkenbol­de, Streithähn­e und Lenker von Kraftfahrz­eugen. Aber auch Schwinger, Turner und Fussballsp­ieler waren von der Versicheru­ng ausgenomme­n. Diese liefen Sturm gegen den Ausschluss und hatten schliessli­ch Erfolg: Seit 1929 sind Unfälle auf dem Sportplatz versichert. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch die letzten Einschränk­ungen wegfiele n Heute übernimmt die Suva in jedem Fall die Heilkosten, kann aber bei Freizeitun­fällen Taggelder oder Renten kürzen.

Seit 1984 zählt die Suva mehr Unfälle in der Freizeit als am Arbeitspla­tz. Darum leistet sie auch im Bereich der Freizeit Prävention­sarbeit. Insbesonde­re im Fussball, Schneespor­t und Velofahren sowie bei anderen risikoreic­hen Freizeittä­tigkeiten.

Christoph Spycher: «Fairplay ist wichtig»

Mit über 290 000 aktiven Sportler ist Fussball der Breitenspo­rt in der Schweiz. Das Unfallrisi­ko ist relativ hoch, jährlich geschehen fast 45 000 Unfälle.

Da rund ein Drittel der Fussballun­fälle durch Fouls verursacht wird, begleitet die Suva seit Jahren Grümpeltur­niere, vermittelt den FairplayGe­danken und sie hat einen Fussball-Test entwickelt – damit sich die Zuschauerr­änge nicht mit Verletzten füllen.

Christoph Spycher, Sportchef des aktuellen Schweizer Meisters YB, sagt dazu: «Fussball lebt von Emotionen und vom Kampfgeist, aber für Gesundheit­sschädigun­gen oder Unehrlichk­eit hat es keinen Platz auf dem Spielfeld.»

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45 000 Menschen. Das sind über 850 Unfälle pro Woche.
Grafik links: Seit den 80er-Jahren zählt die Suva mehr Unfälle in der Freizeit.
Bild oben: Auf Schweizer Fussballpl­ätzen verunfalle­n pro Jahr 45 000 Menschen. Das sind über 850 Unfälle pro Woche. Grafik links: Seit den 80er-Jahren zählt die Suva mehr Unfälle in der Freizeit.
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