Staurekord: Bald auch auf Kantonsstrassen?
ZÜRICH. Auf den Schweizer Autobahnen staut sich der Verkehr immer häufiger. Der Bund warnt: Autofahrer weichen deshalb auf andere Strassen aus.
Die Zahl der Staustunden auf den Autobahnen hat mit 25 853 ein Rekordhoch erreicht. Nun warnt der Bund: Der Verkehr verlagere sich bereits auf die Kantonsstrassen. Während SVP-
Nationalrat Walter Wobmann einen raschen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur fordert, schlägt Verkehrsexperte Daniel Müller-Jentsch vor, den Verkehr intelligenter zu steuern.
Während 25853 Stunden staute sich letztes Jahr der Verkehr auf den Autobahnen. Das sind 7,4 Prozent mehr als 2016, wie das Bundesamt für Strassen (Astra) gestern mitteilte. Auf der meistbelasteten Strecke, der Nordumfahrung Zürich–Winterthur, staute sich der Verkehr durchschnittlich 17 Stunden pro Tag. Dass die Zahl der Staustunden auf diesem Abschnitt stabil blieb, erklärt das Astra damit, dass «im Grossraum Zürich offenbar ein Punkt erreicht ist, an dem eine weitere Steigerung kaum mehr möglich ist». Eine starke Zunahme verzeichnete das Astra auf der A1 in der Westschweiz. Weil der Anteil der Autobahnen am Gesamtverkehr erstmals zurückging, befürchtet das Astra, dass sich der Verkehr auf kantonale und städtische Strassen verlagert. «Das ist ein Indiz dafür, dass in Agglomerationen viele Abschnitte die Grenze der Leistungsfähigkeit erreicht haben», so die Behörde.
Verkehrsexperte Daniel Müller-Jentsch von Avenir Suisse sagt, damit erreiche die Problematik eine neue Dimension. «Auf der Autobahn leiden nur die Autofahrer unter dem Stau. Wenn der Verkehr nun in die Wohnquartiere und die Gemeinden kommt, weil die Autofahrer ausweichen, beeinträchtigt das die Lebensqualität der Einwohner.»
Walter Wobmann (SVP) fordert nun Investitionen: «Die Nationalstrassen und die Umfahrungen müssen nun sehr schnell ausgebaut werden.» Zudem müsse die Zuwanderung gestoppt werden, die Verkehr verursache. Jürg Grossen (GLP) sagt hingegen, wenige, punktuelle Ausbauten könnten zwar helfen. «Richtig Sinn machen aber intelligente Konzepte zur Verkehrsvermeidung und -leitung.» Dazu gehörten etwa vermehrtes Homeoffice, angepasste Arbeitszeiten, Carsharing und Mobility Pricing.