20 Minuten - Luzern

«Die Schweiz hat Angst vor einem grossen Projekt»

BERN. Alt- Bundesrat Adolf Ogi träumte von Sion 2026. Er sieht mehrere Gründe für das Nein – und kritisiert das IOC scharf.

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Herr Ogi, die Walliser sprechen kein Geld für Sion 2026. Sind Sie enttäuscht?

Ich respektier­e den Volksentsc­heid – das Volk hat immer recht. Aber natürlich bin ich traurig, dass es uns einfach nicht gelingt, die Spiele in die Schweiz zu holen. Ich sehe mehrere Gründe dafür. Welche denn?

Als Erstes die Angst vor einem grossen Projekt. Davor, dass man die Natur, die Region verunstalt­et. Es herrschte die Idee vor, dass die Olympische­n Spiele ein Moloch seien. Diese Angst rührt nicht zuletzt von Sotschi und auch von Südkorea her. Auch glaubt man den Organisato­ren nicht, dass sie das Budget einhalten. Zudem hat fast die ganze Deutschsch­weizer Presse gegen das Projekt geschossen. Welche Rolle spielte es, dass das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) vor bald 20 Jahren Turin der Kandidatur Sion 2006 vorgezogen hatte?

Das IOC ist ein weiterer Grund: Es hat ein schlechtes Image, zu viele Skandale. Viele sagten sich im Wallis: «Das IOC wollte uns 2006 nicht, wir wollen es 2026 nicht.»

Das IOC will weg vom Gigantismu­s hin zu kleineren, nachhaltig­eren Spielen.

Das kauft man dem IOC nicht ab. Nach München und dem Tirol kommt jetzt mit dem Wallis die nächste TourismusR­egion, die Nein zu den Spielen sagt. Das IOC kann jetzt sagen: «Kein Problem, wir haben noch sechs andere Kandidatur­en.» Das ist aber eine höchst gefährlich­e Analyse. 2022 kommt Peking. Das macht allen demokratis­ch geführten Ländern Angst.

Was passiert nun mit der Mil- liarde, die der Bund für Sion 2026 reserviere­n wollte?

Sie ist weg. Wer meint, man könne die Milliarde in andere Sportproje­kte wie zum Beispiel Velowege stecken, irrt.

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KEY Alt-Bundesrat Adolf Ogi.

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