Umfrage: Organspende soll Normalfall werden
ZÜRICH. In der Schweiz fehlen Spenderorgane: Wer zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widerspricht, soll zum Spender werden.
Fast zwei Drittel der Schweizer sind für die Widerspruchslösung bei Organspenden. Das zeigt eine repräsentative Umfrage. Damit würde jeder, der sich nicht aktiv dagegen ausspricht, im Todesfall zum Spender. Jede Woche sterben bis zu zwei Menschen, weil Organe für Transplantationen fehlen. Gegner sind alarmiert: Die Bürger würden freiwillig auf Rechte verzichten.
1413 Schweizer warten momentan auf eine passende Lunge, eine Niere oder ein Herz. Die durchschnittliche Wartezeit für ein Spenderorgan beträgt rund ein Jahr – für viele ein Todesurteil. Jede Woche sterben hierzulande bis zu zwei Personen, weil es zu wenig Organspender gibt. Dass die Schweizer grundsätzlich bereit wären, ihre Organe zu spenden, zeigt nun eine Comparis-Umfrage: 63 Prozent der Befragten befürworten eine Verfassungsände- rung hin zur sogenannten Widerspruchslösung, bei der Personen explizit eine Organspende ablehnen müssen. Dadurch würden alle volljährigen Personen in der Schweiz als potenzielle Organ- und Gewebespender gelten – ausser sie hätten zu Lebzeiten ihre Ablehnung geäussert.
So würden rote Linien überschritten, meint die Ethikerin und Theologin Ruth BaumannHölzle: «Man geht das Risiko ein, jemandem Organe zu entnehmen, der dies gar nicht gewollt hat.» Dies verstosse gegen Schweizer Grundwerte. Erfreut äussert sich hingegen Franz Immer, Direktor von Swisstransplant: «Mit der Möglichkeit, der Organspende zu widersprechen, würde die Situation für jeden Einzelnen und für die Angehörigen ungleich klarer als heute.» Aktuell fänden Ärzte nur bei 5 von 100 Personen einen Spendeausweis. «Bei den restlichen 95 muss dann die Familie entscheiden – ohne den letzten Willen des Verstorbenen zu kennen.»