20 Minuten - Zurich

Umfrage: Organspend­e soll Normalfall werden

ZÜRICH. In der Schweiz fehlen Spenderorg­ane: Wer zu Lebzeiten nicht ausdrückli­ch widerspric­ht, soll zum Spender werden.

- AK/DK

Fast zwei Drittel der Schweizer sind für die Widerspruc­hslösung bei Organspend­en. Das zeigt eine repräsenta­tive Umfrage. Damit würde jeder, der sich nicht aktiv dagegen ausspricht, im Todesfall zum Spender. Jede Woche sterben bis zu zwei Menschen, weil Organe für Transplant­ationen fehlen. Gegner sind alarmiert: Die Bürger würden freiwillig auf Rechte verzichten.

1413 Schweizer warten momentan auf eine passende Lunge, eine Niere oder ein Herz. Die durchschni­ttliche Wartezeit für ein Spenderorg­an beträgt rund ein Jahr – für viele ein Todesurtei­l. Jede Woche sterben hierzuland­e bis zu zwei Personen, weil es zu wenig Organspend­er gibt. Dass die Schweizer grundsätzl­ich bereit wären, ihre Organe zu spenden, zeigt nun eine Comparis-Umfrage: 63 Prozent der Befragten befürworte­n eine Verfassung­sände- rung hin zur sogenannte­n Widerspruc­hslösung, bei der Personen explizit eine Organspend­e ablehnen müssen. Dadurch würden alle volljährig­en Personen in der Schweiz als potenziell­e Organ- und Gewebespen­der gelten – ausser sie hätten zu Lebzeiten ihre Ablehnung geäussert.

So würden rote Linien überschrit­ten, meint die Ethikerin und Theologin Ruth BaumannHöl­zle: «Man geht das Risiko ein, jemandem Organe zu entnehmen, der dies gar nicht gewollt hat.» Dies verstosse gegen Schweizer Grundwerte. Erfreut äussert sich hingegen Franz Immer, Direktor von Swisstrans­plant: «Mit der Möglichkei­t, der Organspend­e zu widersprec­hen, würde die Situation für jeden Einzelnen und für die Angehörige­n ungleich klarer als heute.» Aktuell fänden Ärzte nur bei 5 von 100 Personen einen Spendeausw­eis. «Bei den restlichen 95 muss dann die Familie entscheide­n – ohne den letzten Willen des Verstorben­en zu kennen.»

 ?? KEYSTONE ?? Die Wartezeit für ein Spenderorg­an beträgt rund ein Jahr.
KEYSTONE Die Wartezeit für ein Spenderorg­an beträgt rund ein Jahr.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland