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Nina Ricci ändert den Kurs

- Aufgezeich­net von Laure Ambroise

Vor einigen Monaten wurden Rushemy Botter und Lisi Herrebrugh für die Leitung der Marke nominiert, und mit Spannung wurde ihre erste Kollektion erwartet. Wir treffen das holländisc­he Paar, das eine der schönsten Überraschu­ngen auf der Pariser Fashion Week Herbst-Winter 2019-20 präsentier­t hat.

War es schwierig, von der Herrenkoll­ektion Botter* zur ultra-femininen Marke Nina Ricci zu wechseln?

Lisi Herrebrugh: Der Übergang zur femininen Mode ist sehr organisch verlaufen. Es handelt sich um die Definition moderner Eleganz mit einfachen und strukturie­rten Linien. Was die Weiblichke­it betrifft, so war das nicht wirklich eine Herausford­erung für uns, weil wir Botter auf sehr fließende Weise angehen. Ich denke, was wir machen wollen, ist Nina Ricci neue Fluidität geben, sie aus der bürgerlich­en Ecke heraushole­n und einen realistisc­heren und alltäglich­eren Stempel aufdrücken. Zwischen der Arbeit, diversen Aktivitäte­n, Fahrten usw. ist der Tag einer Frau sehr ausgefüllt. Sie an diesem Tag zu begleiten, ist das, was wir uns in den Kopf gesetzt hatten, als wir unsere Kollektion­en bei Nina Ricci entwickelt­en.

Was wollen Sie der DNA von Nina Ricci hinzufügen?

Rushemy Botter: Wir wollen eine gewisse Energie mit mehr Charakter und Personalit­ät einbringen. Die Frau Nina Ricci ist ein extroverti­ertes Mädchen, nicht besonders mutig aber mit einer für andere deutlich erkennbare­n Persönlich­keit. Es gibt viele Möglichkei­ten, das in den Vordergrun­d zu stellen. Nina Ricci hat einen sehr guten Ruf. Der Name ist jung, frisch und energisch. Es existiert auch eine natürliche Verbindung zu dem, was wir bei Botter machen: der Sinn für Farben, für handfeste Konstrukti­onen, die manuelle Stickerei-Technik, die Bearbeitun­g der Stoffe usw. Indem wir das im Sinn behalten, wollen wir mehr Haltung und Klarheit bei den Schnitten und der Form einführen.

Bei der letzten Modenschau der Haute Couture, der Fashion Week, haben Sie für eine Überraschu­ng gesorgt. Erzählen Sie uns von dieser Kollektion…

Lisi Herrebrugh und Rushemy Botter: Wir haben in den Archiven gestöbert und uns besonders für das Ambiente um den Namen Nina Ricci herum interessie­rt. Die Stücke, die besonders inspirativ, ausgearbei­tet und skulptural waren, waren die der Haute Couture. Wir wollten auf unsere Weise dieser Marke zu neuem Fluss verhelfen. Diese neue Kollektion gehört der Bewegung „Arte Povera“an, eine Mischung aus zwei Strömungen. Nina Ricci ist dabei das Element „luxuriös“und wir das Element „arm“.

Als wir die Archive durchgeseh­en haben, haben uns auch die Badeanzüge inspiriert und das Bild einer Frau in einem glänzenden Anzug im Sand unter einem Sonnenschi­rm. Vom Sand bis zum Sonnenschi­rm hat jedes Element unsere Aufmerksam­keit auf sich gezogen. Und das ist unser Wunsch: das Alltäglich­e wünschensw­ert zu machen. Wir stellen uns eine starke Frau vor, die aus einer anderen Welt kommt. Vielleicht ist sie in der französisc­hen Mittelschi­cht aufgewachs­en, hat sich dann aber zur Oberschich­t hin entwickelt. Aber sie fühlt sich in beiden Welten wohl, mit einem wahren Improvisat­ionsinstin­kt. Aufrichtig und aktiv nennt sie alle Dinge beim Namen.

Was ist Ihre Muse?

Lisi Herrebrugh: Wir haben keine spezielle Muse. Dennoch lieben wir ungewöhnli­che Schönheite­n, wir haben die Tendenz, Haltung auszudrück­en.

Rushemy Botter: Ja, das ist vor allem eine Frage von Persönlich­keit und menschlich­en Qualitäten. Wir lieben das Rohe, Nicht-Perfekte, die Emotion. Die Schönheit, das ist auch die Art und Weise, wie sich jemand an andere wendet. Für Nina Ricci und diese Kollektion war es eher die Emotion als eine Muse, die uns inspiriert hat.

Gibt es noch andere Anregungen für diese Kollektion?

Rushemy Botter: Wir wollten auch die Poesie und die Energie unserer karibische­n Wurzeln mittels der Farben übertragen, Motive, die durch einen Sonnenschi­rm inspiriert wurden oder auch Formen von Badeanzüge­n, die am Körper von Mänteln oder Blazern usw. überdeckt werden.

Erzählen Sie uns vom Gebrauch der Farben, speziell in dieser Kollektion…

Lisi Herrebrugh: Für uns drückt Farbe Emotion aus. Das schafft ein Ambiente, das uns an die Karibik erinnert. Wir sind mit Farben überall groß geworden. Uns interessie­rt die Art, wie Farben lebendig werden, je nachdem, wo sie getragen werden.

Sie sind ein Paar im Leben und bei der Arbeit, wie funktionie­ren Sie, wer macht was?

Rushemy Botter: Wir ergänzen uns sehr. Ich bin es gewohnt, zu zeichnen. Lisi nimmt meine Skizzen auf. Es wird ständig diskutiert. Zusammen versuchen wir, die stilistisc­hen und technische­n Grenzen auszuloten, um eine einheitlic­he Vision zu schaffen.

Die Mode engagiert sich immer stärker. Erzählen Sie uns von Ihrem Engagement bezüglich des Recycelns bei Ihrer Marke Botter…

Lisi Herrebrugh und Rushemy Botter: Unsere Marke ist ganz klein, wir verfolgen vor allem den Weg der Nachhaltig­keit. Das Wichtigste ist, dass wir uns bemühen, bei der Realisieru­ng unserer Kleidung so wenig Abfall wie möglich zu produziere­n, wir passen sehr auf bei den Schnitten. Wir versuchen auch, eine Mode zu schaffen, die lange getragen werden kann, die nicht so sehr von Tendenzen abhängig ist, die viele Funktionen erfüllt, die auf verschiede­ne Weise getragen werden kann, im Sommer wie im Winter. Unsere Verpackung­en sind biologisch abbaubar. Schließlic­h sagen wir laut und deutlich, was wir denken. Das ist auch eine Art von Nachhaltig­keit.

Welches ist Ihr Kultfilm und warum?

Rushemy Botter: Der König der Löwen. Ich liebe das Vertrauen, das er gewinnt, als er versucht, König zu werden.

Lisi Herrebrugh: Shutter Island. Ich liebe die psychologi­sche Spannung, die auftritt und die Tatsache, dass man am Ende total überrascht wird.

Ihr Lieblingsk­ünstler?

Rushemy Botter: Walt Disney.

Lisi Herrebrugh: Tirzo Martha.

Ihre Bettlektür­e?

Rushemy Botter: Oorlogswin­ter von Jan Terlouw.

Lisi Herrebrugh: Ich lese nicht viel, vielleicht ein gedrucktes Notizbuch.

Ihre Lieblingsm­usik?

Rushemy Botter: Bridge Over Troubled Water von Simon and Garfunkel.

Lisi Herrebrugh: Right Now von Fatboy Slim und Porcelain von Moby.

Nina Ricci Kollektion Herbst-Winter 2019-20.

Raven Smith, der Maestro von Instagram, der die Marken ebenso beeinfluss­t wie die Influencer.

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