Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Rund 2000 Fahrgäste in rappelvollen Zügen
Die letzten Fahrten der Wisentatalbahn waren gemessen an der Zahl der Fahrgäste mehr als ein Erfolg. Bald ist sie nur noch zu Sonderfahrten unterwegs
Schleiz. Das Pfeifen des Signalhorns vor dem Überqueren eines Bahnübergangs ist in Schleiz am Sonntag wohl vorerst das letzte Mal zu hören gewesen, denn am Wochenende hatte die Wisentatalbahn ihre letzten Fahrtage. Und diese waren von den Fahrgastzahlen ein voller Erfolg – allerdings zu einem traurigen Anlass, wie Michael Rauchfuß, Vorsitzender vom Förderverein Wisentatalbahn, bemerkt.
Fahrgäste singen zum Akkordeonspiel
„Wir hatten alle Sitzplätze an unseren drei Fahrten am Samstag und den zwei Fahrten am Sonntag besetzt. Damit allein kommen wir schon auf 1100 Fahrgäste. Ich war selbst als Schaffner im mittleren Zug und in diesem, wie auch in den anderen, standen die Fahrgäste in den Gängen und den anderen Bereichen, sodass wir wohl auf mindestens 2000 Fahrgäste gekommen sind“, sagt Michael Rauchfuß. Das genaue Ergebnis der Fahrgastzahlen im Kassenbuch werde voraussichtlich frühestens in fünf Tagen exakt feststehen.
Neben einer Vielzahl an Fahrgästen aus der Region kamen auch zahlreiche Mitglieder befreundeter Eisenbahnvereine. „Es waren Vertreter der Passauer Eisenbahnfreunde da, als auch Vertreter der Rodachtalbahn und vom Obervogtländischen Eisenbahnverein. Die veranstalten immer ihre Musikwinkelfahrten und haben auch einen Akkordeonspieler auf die Fahrten mitgenommen.“Das Akkordeonspiel war für viele Fahrgäste einer der Höhepunkte auf den Fahrten von Schleiz West nach Schönberg (Vogtl.) und zurück. Gespielt wurde unter anderem auch das Rennsteiglied, bei dem die Fahrgäste kräftig mitsangen.
Auch von der Oberlandbahn kamen Fahrgäste sowie eine Reisegruppe der Amberger Reisefreunde. „Es hat mich schon gefreut, was solche Fahrten an Interesse auslösen, trotz des traurigen Umstandes. Es waren sogar zwei Schweizer unter den Fahrgästen und ein Engländer, mit dem ich mich unterhalten habe.“
Nutzungsgebühren hätten sich verdoppelt
Hintergrund der Einstellung der Fahrten auf der Strecke Schleiz West – Schönberg (Vogtl.) ist die enorme Kostensteigerung bei den Nutzungsgebühren, die sich mehr als verdoppelt hätten. „Wir hatten immer gute und schlechte Fahrten von der Fahrgastzahl her. An Christi Himmelfahrt zum Beispiel haben wir so große Einnahmen gehabt, um damit fünf Fahrtage abzudecken. Auf der anderen Seite gab es Fahrtage, da kamen kaum 100 Euro zusammen“, schildert Vereinsvorsitzender Michael Rauchfuß.
Die Kosten für eine Fahrt von Schleiz West nach Schönberg (Vogtl.) und zurück betrügen mittlerweile rund 400 Euro. So würden für die Fahrten an den beiden letzten Fahrtagen vom Wochenende rund 2000 Euro fällig. Demgegenüber
stehen natürlich die Einnahmen aus den rappelvoll gefüllten Zügen. Das Ticket für einen Erwachsenen betrug 13 Euro, für Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren wurde die Hälfte erhoben. „Wir haben im vergangenen Jahr viele Kinder und ganze Schulklassen gefahren. Für die Kinder war es immer ein Abenteuer, in unseren Zügen zu sitzen und zu spüren, wie sich richtiges Eisenbahnfahren anfühlt, nicht so abgeschottet wie in einem ICE“, sagt Michael Rauchfuß.
Ganz zum Stillstand kommen die Züge der Wisentatalbahn jedoch nicht. So sind unterschiedliche Sonderfahrten vorgesehen. Etwa zum
16. Dresdner Dampfloktreffen vom
13. und 14. April. „Da finden die Pendlerfahrten dann aber ab Gera zum Bahnbetriebswerk der Altstadt statt“, betont Michael Rauchfuß. Ebenso von Gera aus sind Fahrten nach Kulmbach auf der Schiefen Ebene vorgesehen. Wie im vergangenen Jahr am 3. Advent soll der Zug dann in der Mönchshofbrauerei haltmachen.