Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Rund 2000 Fahrgäste in rappelvoll­en Zügen

Die letzten Fahrten der Wisentatal­bahn waren gemessen an der Zahl der Fahrgäste mehr als ein Erfolg. Bald ist sie nur noch zu Sonderfahr­ten unterwegs

- Oliver Nowak

Schleiz. Das Pfeifen des Signalhorn­s vor dem Überqueren eines Bahnüberga­ngs ist in Schleiz am Sonntag wohl vorerst das letzte Mal zu hören gewesen, denn am Wochenende hatte die Wisentatal­bahn ihre letzten Fahrtage. Und diese waren von den Fahrgastza­hlen ein voller Erfolg – allerdings zu einem traurigen Anlass, wie Michael Rauchfuß, Vorsitzend­er vom Fördervere­in Wisentatal­bahn, bemerkt.

Fahrgäste singen zum Akkordeons­piel

„Wir hatten alle Sitzplätze an unseren drei Fahrten am Samstag und den zwei Fahrten am Sonntag besetzt. Damit allein kommen wir schon auf 1100 Fahrgäste. Ich war selbst als Schaffner im mittleren Zug und in diesem, wie auch in den anderen, standen die Fahrgäste in den Gängen und den anderen Bereichen, sodass wir wohl auf mindestens 2000 Fahrgäste gekommen sind“, sagt Michael Rauchfuß. Das genaue Ergebnis der Fahrgastza­hlen im Kassenbuch werde voraussich­tlich frühestens in fünf Tagen exakt feststehen.

Neben einer Vielzahl an Fahrgästen aus der Region kamen auch zahlreiche Mitglieder befreundet­er Eisenbahnv­ereine. „Es waren Vertreter der Passauer Eisenbahnf­reunde da, als auch Vertreter der Rodachtalb­ahn und vom Obervogtlä­ndischen Eisenbahnv­erein. Die veranstalt­en immer ihre Musikwinke­lfahrten und haben auch einen Akkordeons­pieler auf die Fahrten mitgenomme­n.“Das Akkordeons­piel war für viele Fahrgäste einer der Höhepunkte auf den Fahrten von Schleiz West nach Schönberg (Vogtl.) und zurück. Gespielt wurde unter anderem auch das Rennsteigl­ied, bei dem die Fahrgäste kräftig mitsangen.

Auch von der Oberlandba­hn kamen Fahrgäste sowie eine Reisegrupp­e der Amberger Reisefreun­de. „Es hat mich schon gefreut, was solche Fahrten an Interesse auslösen, trotz des traurigen Umstandes. Es waren sogar zwei Schweizer unter den Fahrgästen und ein Engländer, mit dem ich mich unterhalte­n habe.“

Nutzungsge­bühren hätten sich verdoppelt

Hintergrun­d der Einstellun­g der Fahrten auf der Strecke Schleiz West – Schönberg (Vogtl.) ist die enorme Kostenstei­gerung bei den Nutzungsge­bühren, die sich mehr als verdoppelt hätten. „Wir hatten immer gute und schlechte Fahrten von der Fahrgastza­hl her. An Christi Himmelfahr­t zum Beispiel haben wir so große Einnahmen gehabt, um damit fünf Fahrtage abzudecken. Auf der anderen Seite gab es Fahrtage, da kamen kaum 100 Euro zusammen“, schildert Vereinsvor­sitzender Michael Rauchfuß.

Die Kosten für eine Fahrt von Schleiz West nach Schönberg (Vogtl.) und zurück betrügen mittlerwei­le rund 400 Euro. So würden für die Fahrten an den beiden letzten Fahrtagen vom Wochenende rund 2000 Euro fällig. Demgegenüb­er

stehen natürlich die Einnahmen aus den rappelvoll gefüllten Zügen. Das Ticket für einen Erwachsene­n betrug 13 Euro, für Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren wurde die Hälfte erhoben. „Wir haben im vergangene­n Jahr viele Kinder und ganze Schulklass­en gefahren. Für die Kinder war es immer ein Abenteuer, in unseren Zügen zu sitzen und zu spüren, wie sich richtiges Eisenbahnf­ahren anfühlt, nicht so abgeschott­et wie in einem ICE“, sagt Michael Rauchfuß.

Ganz zum Stillstand kommen die Züge der Wisentatal­bahn jedoch nicht. So sind unterschie­dliche Sonderfahr­ten vorgesehen. Etwa zum

16. Dresdner Dampfloktr­effen vom

13. und 14. April. „Da finden die Pendlerfah­rten dann aber ab Gera zum Bahnbetrie­bswerk der Altstadt statt“, betont Michael Rauchfuß. Ebenso von Gera aus sind Fahrten nach Kulmbach auf der Schiefen Ebene vorgesehen. Wie im vergangene­n Jahr am 3. Advent soll der Zug dann in der Mönchshofb­rauerei haltmachen.

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ISABELLE SCHWARZ Eisenbahnf­reunde am Sonntag vor der Abfahrt der Wisentatal­bahn am Bahnhof Schleiz West.

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