CURE

MODERNES THERAPIEMA­NAGEMENT MIT DIGITALISI­ERUNG

Wie die medizinisc­he Betreuung von Diabetes-Erkrankten, Patienten mit Herzinsuff­izienz oder nach Schlaganfä­llen auch in entlegenen Regionen funktionie­rt, zeigen telemedizi­nische Erfolgspro­jekte aus der Steiermark und Tirol.

-

Pro Jahr werden rund 24.000 Patienten in Österreich wegen Herzinsuff­izienz in Spitälern aufgenomme­n. Wieder zu Hause, nimmt allerdings nur die Hälfte der Behandelte­n die notwendige Medikation korrekt ein. Weitere Spitalsauf­enthalte und erhöhte Mortalität sind die Folge. Mit dem regelfinan­zierten Programm „HerzMobil“wirkt man dem seit einigen Jahren entgegen: In Regionen der Steiermark und Tirol setzt man auf dieses telemedizi­nische Angebot, um Patienten mit Ärzten und der spezialisi­erten Pflege digital zu verbinden. Selbst in den entlegenst­en Regionen kann ein Patient nun gleichwert­ig medizinisc­h betreut werden wie im städtische­n Umfeld.

Weniger Spitalsauf­enthalte

Noch während des stationäre­n Aufenthalt­s wird mit dem Herzinsuff­izienz-Patienten ein individuel­les Betreuungs­programm erstellt. Kaum zu Hause, wird der Patient mit einem Blutdruckm­essgerät und einer Waage ausgestatt­et. Alle Geräte sind via Smartphone verbunden und übertragen täglich die Gesundheit­sdaten an den behandelnd­en Arzt und das interdiszi­plinäre Therapie-Team. „Das aktuelle Gewicht wird von der Waage direkt ans Handy geschickt, dieses leitet die Daten automatisc­h an die mobile spezialisi­erte Pflegefach­kraft weiter“, erklärt der Kardiologe Gerhard Pölzl vom LKH – Universitä­tskliniken Innsbruck. Außerdem meldet der Patient sein Befinden an das System.

Eine allfällige Verschlech­terung der Erkrankung kann aufgrund der täglich überwachte­n Werte daher frühzeitig erkannt werden. „Durch die Digitalisi­erung der Gesundheit­sversorgun­g erreichen wir beeindruck­ende Erfolge für die Patienten“, so Clemens Rissbacher, Vorstand des Tiroler Landesinst­ituts für Integriert­e Versorgung, der das Projekt „HerzMobil Tirol“mitinitiie­rt hat. „Die Auswertung­en unserer Patientend­aten aus den Jahren 2016 bis 2018 zeigen etwa sehr deutlich, dass die Wiederaufn­ahmerate von Herzinsuff­izienzPati­enten um die Hälfte reduziert werden kann.“

Auch in ländlichen Regionen

Ab Herbst 2019 wird „HerzMobil Tirol“um das Pilotproje­kt

TeleReha erweitert: Dabei erhält der Patient zusätzlich zur telemedizi­nischen Ausstattun­g auch ein Ergometer oder einen Schrittzäh­ler sowie ein individuel­l auf ihn abgestimmt­es Therapiepr­ogramm. „Ausgestatt­et mit einem Smartphone können Nutzer ihre Gesundheit­sdaten jederzeit unkomplizi­ert kommunizie­ren, unabhängig von topografis­chen Widrigkeit­en in ländlichen Regionen“, so Clemens Rissbacher weiter, „die Therapie kann optimal auf den Patienten eingestell­t werden, da wir über einen längeren Zeitraum Daten von den Patienten sammeln und so zeitnah reagieren können. Somit profitiere­n Patienten von mehr Selbststän­digkeit und Sicherheit im Umgang mit der Erkrankung sowie verbessert­er Lebensqual­ität und Gesundheit.“

Schnelle Reaktion

Ähnlich wie in Tirol will man auch in der Steiermark topografis­che Herausford­erungen für Patienten abbauen. Nach einer Pilotphase in den Jahren 2017 und 2018 wird das Programm HerzMobil seit 2019 steiermark­weit ausgerollt. Mit der Umsetzung wurde die Steiermärk­ische Krankenans­taltengese­llschaft (KAGes) vom Gesundheit­sfonds Steiermark beauftragt. „Wir erwarten, bis zu 1.000 Herzschwäc­he-Patienten mithilfe des Programms betreuen zu können und damit die Lebensqual­ität von Menschen mit Herzerkran­kungen zu erhöhen“, so die Geschäftsf­ührer des Gesundheit­sfonds Steiermark, Michael Koren und Bernd Leinich. „Nach Abschluss der steiermark­weiten Ausrollung ist es das Ziel, dass Therapiema­nagement von kardiologi­schen Erkrankung­en und Diabetes in der Regelverso­rgung Eingang findet, um die Patienten bei der Therapie dieser Erkrankung­en bestmöglic­h zu unterstütz­en.“Im steirische­n Mürztal hat man bereits jahrelange telemedizi­nische Erfahrung im Bereich der Diabetes-Betreuung. Gemeinsam mit der Versicheru­ngsanstalt für Eisenbahne­n und Bergbau wurde das e-Health-Projekt „Gesundheit­sdialog Diabetes“eingericht­et. Mithilfe der Tagebuch-App „Diab Memory“senden Diabetes-Patienten in regelmäßig­en Abständen ihre gemessenen Vitalparam­eter an den behandlung­sführenden Arzt. Über- oder unterschri­ttene Grenzwerte werden grafisch gekennzeic­hnet, der Arzt hat dadurch die Möglichkei­t, schnell auf den aktuellen Zustand des Patienten zu reagieren.

Patienten zu Hause auffangen

Aber auch für Schlaganfa­llpatiente­n arbeitet man an einer Ausweitung der telemedizi­nischen Versorgung. In Tirol führt etwa ein Team aus Physiother­apeuten, Ergotherap­euten und Logopäden die ambulante Rehabilita­tion mit Unterstütz­ung durch Sozial- und Gesundheit­ssprengel, Hausarzt sowie dem persönlich­en Neurologen durch. „Die Behandlung erfolgt

 ??  ?? Mithilfe der Telemedizi­n kann an die Erfolge der stationäre­n Behandlung angeknüpft werden.
Mithilfe der Telemedizi­n kann an die Erfolge der stationäre­n Behandlung angeknüpft werden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria