WIEDER EIN LOTTOSECHSER
Ein Kassenvertrag galt unter Ärzten lange Zeit als Lottosechser: Wer eine Stelle bekam, hatte beruflich und sozial gewonnen. Damit das so bleibt, zieht die OÖ Gebietskrankenkasse (OÖGKK) jetzt zwei moderne Joker: Flexibilität und Freiheit.
Er genießt höchstes Ansehen in der Bevölkerung. Alle schätzen ihn als Vertrauensperson Nr. 1 bei gesundheitlichen Problemen. Sein Einkommen ist stolz – er selbst bescheiden, nahbar, für uns da. Fakt ist: Der Hausarzt vereint zahlreiche Facetten eines Traumberufs. Die Realität aber zeigt: Es wird schwieriger, Ärzte für einen Kassenvertrag zu gewinnen. Was hemmt Mediziner, im niedergelassenen Bereich zu arbeiten? Die vorschnelle Antwort – das Geld! – verfehlt die Lösung. Denn ein Hausarzt übertrifft nicht selten das Einkommen seiner Spitalskollegen. Auch das Image des „Alleskönners“und „Lokalhelden“spräche fürs Niederlassen. Oder hält genau diese tradierte Erwartungshaltung die (jungen) Mediziner vom Hausarztberuf ab? Hören wir ihnen genauer zu.
Hausarzt-Wünsche im 21. Jahrhundert
Wer jungen Ärzten – und besonders Ärztinnen – mit offenen
Ohren begegnet, der begreift auch ihre menschlichen Bedürfnisse und Wünsche: Ja, auch die Mediziner des 21. Jahrhunderts möchten im niedergelassenen Bereich arbeiten. Aber: Sie erwarten auch als Hausarzt ein modernes Berufsbild – Teamwork statt Einzelkämpfertum, WorkLife-Balance, familiengerechte Arbeitszeiten, flexible Dienste. Das sind die neuen Assets, um auch die nächste Ärztegeneration unter Vertrag zu bekommen – am Land wie in der Stadt. Diesen „jungen Wünschen“kommen OÖGKK und Ärztekammer nun massiv entgegen – und bieten völlig neue, lebensgerechte Freiheiten im Kassenvertrag. Credo: „Lass dich nieder – bleib flexibel.“
Neue Praxis: freier, flexibler
Unter dem Titel „Erweiterte Vertretung“starteten im Sommer neue Modelle zur gemeinsamen Praxisführung für niedergelassene Ärzte. Das Novum (und ein großer Unterschied zur Gruppenpraxis): Es genügt, wenn einer der Ärzte einen Kassenvertrag hat. Zusätzliche Kolleginnen und Kollegen arbeiten als freie Dienstnehmer mit – frei, flexibel, unbürokratisch. Niemals zuvor war der Einstieg in eine Kassenpraxis einfacher. Die neuen Modelle im Detail: ■
Jobsharing: Mehrere Mediziner desselben Fachs teilen sich eine Praxis, ohne dass ein Zusatzbedarf abgedeckt werden müsste. Das bestehende Arbeitspensum ■ wird einfach auf mehrere Ärzte aufgeteilt. Die Arbeitszeit pro Kopf sinkt. Optimal etwa für Ärztinnen mit Kindern, die für wenige Wochenstunden in ihren Beruf zurückkehren wollen.
Unbefristete gemeinsame Tätigkeit zur Abdeckung eines dauerhaften Zusatzbedarfs: Hierbei soll mittels einer unbefristeten Zusammenarbeit ein bestehender, dauerhafter Zusatzbedarf an medizinischer Versorgung zum Beispiel aufgrund stetig wachsender Bevölkerungsdichte abgedeckt werden.
Befristete gemeinsame Tätigkeit zur Abdeckung eines temporären Zusatzbedarfs: Um kurzfristig ein schnelleres Abarbeiten von angestauten Terminwartezeiten oder die Versorgung von Patienten einer unbesetzten Stelle zu ermöglichen, können Vertragsärzte künftig die Erweiterte Vertretung befristet nutzen.
„Der bewährte Kassenvertrag ist im 21. Jahrhundert angekommen: Nie zuvor hatten niedergelassene Vertragsärzte so viele Möglichkeiten, ihre Praxis nach persönlichem Bedarf zu organisieren. Der Weg wird frei für eine bessere Work-Life-Balance und alters- und familiengerechtes Arbeiten.“Andrea Wesenauer, Direktorin der OÖ Gebietskrankenkasse