Mundschutz
Immer mehr Menschen tragen jetzt im Alltag Masken. Wer glaubt, sich damit effektiv vor einer Sars-CoV-2-Infektion zu schützen, irrt. Es gibt unterschiedliche Modelle von Masken und einen ziemlich genauen Plan, wer sie mitten in der Pandemie wirklich brauc
Die Corona-Pandemie hat viele Menschen sehr ängstlich werden lassen. Sie tragen Masken im Alltag, um sich vor der Corona-Infektion zu schützen. Experten diskutieren die Sinnhaftigkeit.
Drehen wir kurz die Zeit zurück in eine heilere Welt. Vor drei Monaten dachten beim Gedanken an eine Mundschutzmaske viele höchstens an Chirurgen, Menschen auf Bildern aus asiatischen Großstädten oder vielleicht noch an Michael Jackson.
Wieder im Jetzt angekommen, verhält es sich anders: Masken sind in Corona-Zeiten allgegenwärtig. Zum einen im Gesundheitsbereich: Die Frage ob es genug davon gibt und wer sie braucht, sind hier ein Dauerthema. Zum anderen tauchen sie zunehmend im Alltag auf. Menschen tragen sie beim Spazierengehen im Park, beim U-BahnFahren und im Supermarkt. Ebenso wie früher signalisiert der Mundschutz auch heute eine Infektionsgefahr: Der Maskenträger ist krank, oder er will sich vor einer unsichtbaren Gefahr schützen, die alle anderen, die keine Maske tragen, unterschätzen. Jedenfalls: Menschen mit Masken sind kein beruhigender Anblick, auch wenn diese jenen, die sie tragen, ein Gefühl von Sicherheit geben.
Genau das sei trügerisch, betont die WHO im Einklang mit vielen Experten. Masken verleiten dazu, sich in falscher Sicherheit zu wiegen und damit auf andere, sinnvollere Hygienemaßnahmen wie Hände zu waschen, sich nicht ins Gesicht zu greifen, Abstand zu halten und die Nies-Etikette einzuhalten zu vergessen.
„Eine Maske schützt nur bedingt“, sagt Miranda Suchomel vom Institut für Hygiene der Medizinischen Universität Wien. Viren sind sehr klein und dringen durch die hellgrünen OP-Masken hindurch. Eine Maske, die Viren erfolgreich abwehrt, müsste sehr engmaschig sein. In diese Kategorie fallen ausschließlich Modelle mit der Bezeichnung FFP3 (Filtering Face Piece 3). Solche schützen, wenn sie richtig sitzen, vor Tröpfchenaerosolen oder auch Mikroorganismen wie Viren, Bakterien oder Pilzsporen. Sie zu tragen sei allerdings äußerst unangenehm, weiß Suchomel, weil das Atmen damit sehr beschwerlich ist. „Sie filtern die Luft extrem, diese Masken kann man nicht einfach so beim Spaziergang aufsetzen, da würde man keine Luft bekommen,“sagt sie und kritisiert, wenn Privatpersonen sie deshalb meist falsch anwenden, etwa nur über den Mund und nicht über die Nase ziehen. „Das führt Masken als Maßnahme ad absurdum. Zudem sind sie jetzt während der Corona-Pandemie immer wieder einmal knapp“, merkt die Expertin an, die sich auch dafür ausspricht, vorrangig jene Berufsgruppen mit Masken auszustatten, die sie am dringendsten brauchen, etwa das Gesundheitspersonal.
Die anderen schützen
Das gilt für alle Maskenmodelle – auch für die hellgrünen OP-Masken. In einer Hinsicht schützt eine Maske ja tatsächlich: nämlich die anderen. Ursprünglich wurden sie für Chirurgen gemacht, um zu verhindern, dass diese „den Patienten bei der OP in die Wunde spucken“, erklärt Suchomel. Im Rahmen der Corona-Pandemie geht es beim Tragen von Masken darum, andere vor den eigenen Tröpfchen und damit vor einem potenziellen Infektionsrisiko zu bewahren. Geht es dagegen um Selbstschutz, erachten derzeit auch Ages und das Robert-KochInstitut das Tragen von Masken bei Privatpersonen als nicht sinnvoll. In der allgemeinen Stimmung scheinen sich dennoch Masken als Mittel gegen die Infektionsangst durchzusetzen. „Das ist rein psychologisch“, betont Suchomel. Wollte man die Zeit in eine ungewisse Zukunft drehen, könnte es sein, dass Masken auch in Europa zu einem gewohnten Anblick werden – allen Widersprüchen zum Trotz. ♥