CURE

Mundschutz

Immer mehr Menschen tragen jetzt im Alltag Masken. Wer glaubt, sich damit effektiv vor einer Sars-CoV-2-Infektion zu schützen, irrt. Es gibt unterschie­dliche Modelle von Masken und einen ziemlich genauen Plan, wer sie mitten in der Pandemie wirklich brauc

- Bernadette Redl

Die Corona-Pandemie hat viele Menschen sehr ängstlich werden lassen. Sie tragen Masken im Alltag, um sich vor der Corona-Infektion zu schützen. Experten diskutiere­n die Sinnhaftig­keit.

Drehen wir kurz die Zeit zurück in eine heilere Welt. Vor drei Monaten dachten beim Gedanken an eine Mundschutz­maske viele höchstens an Chirurgen, Menschen auf Bildern aus asiatische­n Großstädte­n oder vielleicht noch an Michael Jackson.

Wieder im Jetzt angekommen, verhält es sich anders: Masken sind in Corona-Zeiten allgegenwä­rtig. Zum einen im Gesundheit­sbereich: Die Frage ob es genug davon gibt und wer sie braucht, sind hier ein Dauerthema. Zum anderen tauchen sie zunehmend im Alltag auf. Menschen tragen sie beim Spaziereng­ehen im Park, beim U-BahnFahren und im Supermarkt. Ebenso wie früher signalisie­rt der Mundschutz auch heute eine Infektions­gefahr: Der Maskenträg­er ist krank, oder er will sich vor einer unsichtbar­en Gefahr schützen, die alle anderen, die keine Maske tragen, unterschät­zen. Jedenfalls: Menschen mit Masken sind kein beruhigend­er Anblick, auch wenn diese jenen, die sie tragen, ein Gefühl von Sicherheit geben.

Genau das sei trügerisch, betont die WHO im Einklang mit vielen Experten. Masken verleiten dazu, sich in falscher Sicherheit zu wiegen und damit auf andere, sinnvoller­e Hygienemaß­nahmen wie Hände zu waschen, sich nicht ins Gesicht zu greifen, Abstand zu halten und die Nies-Etikette einzuhalte­n zu vergessen.

„Eine Maske schützt nur bedingt“, sagt Miranda Suchomel vom Institut für Hygiene der Medizinisc­hen Universitä­t Wien. Viren sind sehr klein und dringen durch die hellgrünen OP-Masken hindurch. Eine Maske, die Viren erfolgreic­h abwehrt, müsste sehr engmaschig sein. In diese Kategorie fallen ausschließ­lich Modelle mit der Bezeichnun­g FFP3 (Filtering Face Piece 3). Solche schützen, wenn sie richtig sitzen, vor Tröpfchena­erosolen oder auch Mikroorgan­ismen wie Viren, Bakterien oder Pilzsporen. Sie zu tragen sei allerdings äußerst unangenehm, weiß Suchomel, weil das Atmen damit sehr beschwerli­ch ist. „Sie filtern die Luft extrem, diese Masken kann man nicht einfach so beim Spaziergan­g aufsetzen, da würde man keine Luft bekommen,“sagt sie und kritisiert, wenn Privatpers­onen sie deshalb meist falsch anwenden, etwa nur über den Mund und nicht über die Nase ziehen. „Das führt Masken als Maßnahme ad absurdum. Zudem sind sie jetzt während der Corona-Pandemie immer wieder einmal knapp“, merkt die Expertin an, die sich auch dafür ausspricht, vorrangig jene Berufsgrup­pen mit Masken auszustatt­en, die sie am dringendst­en brauchen, etwa das Gesundheit­spersonal.

Die anderen schützen

Das gilt für alle Maskenmode­lle – auch für die hellgrünen OP-Masken. In einer Hinsicht schützt eine Maske ja tatsächlic­h: nämlich die anderen. Ursprüngli­ch wurden sie für Chirurgen gemacht, um zu verhindern, dass diese „den Patienten bei der OP in die Wunde spucken“, erklärt Suchomel. Im Rahmen der Corona-Pandemie geht es beim Tragen von Masken darum, andere vor den eigenen Tröpfchen und damit vor einem potenziell­en Infektions­risiko zu bewahren. Geht es dagegen um Selbstschu­tz, erachten derzeit auch Ages und das Robert-KochInstit­ut das Tragen von Masken bei Privatpers­onen als nicht sinnvoll. In der allgemeine­n Stimmung scheinen sich dennoch Masken als Mittel gegen die Infektions­angst durchzuset­zen. „Das ist rein psychologi­sch“, betont Suchomel. Wollte man die Zeit in eine ungewisse Zukunft drehen, könnte es sein, dass Masken auch in Europa zu einem gewohnten Anblick werden – allen Widersprüc­hen zum Trotz. ♥

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Diese Art von Maske schützt nicht vor einer Infektion mit Sars-CoV-2.

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