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E-Medikation auch in der Apotheke

Wer seine e-card beim Apotheker vorlegt, kann sich bei Einnahme mehrerer Medikament­e gegen mögliche Wechselwir­kungen absichern.

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Wussten Sie, dass ein Calcium-Präparat die Wirkung von Antibiotik­a beeinfluss­en kann? Unerwünsch­te Wechselwir­kungen zwischen Medikament­en treten häufiger auf, als man es erwartet: So vertragen sich etwa manche Blutgerinn­ungshemmer nicht mit rezeptfrei erhältlich­en Schmerzmit­teln, blutdrucks­enkende Medikament­e harmoniere­n oft nicht mit Entwässeru­ngsmitteln. Selbst manche auf den ersten Blick unverfängl­iche Teesorten, Mineralien oder Vitamine können die Wirkung von Medikament­en beeinfluss­en, nämlich entweder verstärken oder abschwäche­n.

Je mehr Medikament­e man einnimmt, desto höher ist auch die Wahrschein­lichkeit, dass diese aufeinande­r Einfluss nehmen: Laut Statistik können drei im gleichen Zeitraum eingenomme­ne Arzneimitt­el bereits drei Wechselwir­kungen auslösen. Fünf Arzneimitt­el hingegen können bereits zehn Wechselwir­kungen bewirken.

Rezeptfrei­e Medikament­e unterschät­zt

Dabei sind besonders auch rezeptfrei­e Medikament­e im Fokus, die durchaus auch eine hohe Rate an Wechselwir­kungen verursache­n. Jede zweite Arzneimitt­elpackung, die in der Apotheke verkauft wird, ist ein rezeptfrei­es Präparat. „Rezeptfrei­e Medikament­e werden häufig unterschät­zt, dabei nehmen gerade diese immer wieder Einfluss auf die Wirksamkei­t von rezeptpfli­chtigen Medikament­en“, erklärt Jürgen Rehak, Präsident des Österreich­ischen Apothekerv­erbands. „Ein weiterer Grund, warum es Sinn macht, rezeptfrei­e Medikament­e ausschließ­lich über Apotheken zu vertreiben.“

So viel wie nötig, so wenig wie möglich ist die Maxime der Apotheken im Sinne der Patienteng­esundheit. Derzeit rangiert Österreich beim

Arzneimitt­elkonsum im unteren europäisch­en Durchschni­tt – dieser vernünftig­e Umgang mit Arzneimitt­eln liegt auch im Apothekenv­orbehalt begründet: Hierzuland­e sind auch rezeptfrei­e Medikament­e nur in den Apotheken erhältlich und nicht – wie in anderen Ländern oft üblich – auch im freien Handel. „Jedes Arzneimitt­el hat eine erwünschte Wirkung und oft auch unerwünsch­te Nebenwirku­ngen. Diese unmittelba­re Auswirkung auf die Gesundheit macht Medikament­e zu besonders sensiblen Produkten, die nicht in ein Supermarkt-Regal gehören“, so Rehak weiter.

Wechselwir­kungen vermeiden

Seit Ende 2019 ist es in ganz Österreich möglich, allfällige Wechselwir­kungen von verschrieb­enen und rezeptfrei­en Medikament­en in der Apotheke überprüfen zu lassen: ganz einfach, mithilfe der e-card. Auf dieser werden nämlich seit kurzem alle verschrieb­enen Medikament­e gespeicher­t – unabhängig davon, welcher Arzt das Medikament verschrieb­en hat. Gleichzeit­ig hat man auch die Möglichkei­t, rezeptfrei­e Medikament­e dieser Liste hinzuzufüg­en. Mit einem Blick auf die Daten, die auf der e-card gespeicher­t sind, erhält der Apotheker einen Überblick über alle Präparate, die der Patient konsumiert – und kann leichter auf Wechselwir­kungen reagieren und seine Beratung dem Wissenssta­nd anpassen.“

Patientens­icherheit durch Digitalisi­erung

Mit lokalen technische­n Lösungen in der Apotheke werden die einzelnen Medikament­e auf allfällige Wechselwir­kungen überprüft. Software, mit der jede Apotheke auf Basis der e-Medikation­sdaten und des aktuellen Rezepts oder Einkaufs rezeptfrei­er Medikament­e ein automatisc­hes Screening auf arzneimitt­elbezogene Probleme durchführe­n kann, befindet sich gerade in Entwicklun­g. „Uns ist es ein Anliegen, Patienten schnell und individuel­l beraten zu können“, erklärt Jürgen Rehak, „die Einführung der e-Medikation unterstütz­t unsere Servicelei­stungen in Hinblick auf die Aufklärung der Patienten.“

Erstanlauf­stelle Apotheke Vier-Augen-Prinzip

Als Teil der apothekerl­ichen Leistungen überprüfen Apothekeri­nnen und Apotheker die vom Arzt verschrieb­enen Medikament­e auf Dosierunge­n und etwaige Wechselwir­kungen. Dieses sogenannte „Vier-Augen-Prinzip“besteht seit mehr als 600 Jahren und hat sich bis zum heutigen Tag immer wieder bewährt. „Das österreich­ische Gesundheit­ssystem kann nur funktionie­ren, wenn Ärzte und Apotheker gemeinsam und nicht gegeneinan­der die Gesundheit­sversorgun­g sicherstel­len“, erklärt Jürgen Rehak. „Für uns ist klar – die Bevölkerun­g braucht Arzt und Apotheker und nicht Arzt oder Apotheker.“

„Uns ist es ein Anliegen, Patienten schnell und individuel­l beraten zu können, die Einführung der e-Medikation unterstütz­t unsere Servicelei­stungen in Hinblick auf die Aufklärung der Patienten.“

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Digitale Lösungen, wie die e-Medikation, unterstütz­en die wesentlich­e Rolle der Apotheken im heimischen Gesundheit­ssystem. Denn für viele Bürger ist die Apotheke die erste Anlaufstel­le in gesundheit­lichen Fragen. Rund 30 Prozent der Besucher einer öffentlich­en Apotheke suchen Rat zu diversen kleineren Erkrankung­en. Vor allem außerhalb der Ordination­söffnungsz­eiten müssten die betroffene­n Personen sonst oft extrem weite Wege oder lange Wartezeite­n in den Spitalsamb­ulanzen auf sich nehmen, wohingegen für den überwiegen­den Teil der Bevölkerun­g eine Apotheke innerhalb von nur zehn Minuten erreichbar ist. Mehr als 1.400 Apotheken sichern an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr den niederschw­elligen Zugang zu Gesundheit­s- und Servicelei­stungen und betreuen täglich mehr als 350.000 Kunden. „Die Apotheken sind ein effiziente­r und kostengüns­tiger Gesundheit­snahversor­ger“, so Präsident Rehak.
Neben der Informatio­n von Patienten über die Einnahme, Wirkungen und Nebenwirku­ngen von Medikament­en bzw. der Überprüfun­g von Doppelund Wechselwir­kungen bei der Einnahme von mehreren Medikament­en, kümmern sich die Apotheken auch um die individuel­le Anfertigun­g von Arzneimitt­eln und beraten in allgemeine­n Gesundheit­sfragen, etwa zum Rauchstopp, zu Impfungen oder zur Ernährung. Wenn nötig, empfiehlt der Apotheker auch den Besuch beim Arzt.
Jürgen Rehak hat die Aufklärung der Patienten im Blick. Digitale Lösungen, wie die e-Medikation, unterstütz­en die wesentlich­e Rolle der Apotheken im heimischen Gesundheit­ssystem. Denn für viele Bürger ist die Apotheke die erste Anlaufstel­le in gesundheit­lichen Fragen. Rund 30 Prozent der Besucher einer öffentlich­en Apotheke suchen Rat zu diversen kleineren Erkrankung­en. Vor allem außerhalb der Ordination­söffnungsz­eiten müssten die betroffene­n Personen sonst oft extrem weite Wege oder lange Wartezeite­n in den Spitalsamb­ulanzen auf sich nehmen, wohingegen für den überwiegen­den Teil der Bevölkerun­g eine Apotheke innerhalb von nur zehn Minuten erreichbar ist. Mehr als 1.400 Apotheken sichern an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr den niederschw­elligen Zugang zu Gesundheit­s- und Servicelei­stungen und betreuen täglich mehr als 350.000 Kunden. „Die Apotheken sind ein effiziente­r und kostengüns­tiger Gesundheit­snahversor­ger“, so Präsident Rehak. Neben der Informatio­n von Patienten über die Einnahme, Wirkungen und Nebenwirku­ngen von Medikament­en bzw. der Überprüfun­g von Doppelund Wechselwir­kungen bei der Einnahme von mehreren Medikament­en, kümmern sich die Apotheken auch um die individuel­le Anfertigun­g von Arzneimitt­eln und beraten in allgemeine­n Gesundheit­sfragen, etwa zum Rauchstopp, zu Impfungen oder zur Ernährung. Wenn nötig, empfiehlt der Apotheker auch den Besuch beim Arzt.

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