Mit dem Smartphone in Kontakt mit dem Arzt
Nicht zuletzt haben die Corona-Krise und die damit verbundenen Ausgangsbeschränkungen im vergangenen Frühjahr den Bedarf an digitaler Patienten-Versorgung und -Betreuung unterstrichen. Die BVAEB entwickelt bereits seit mehr als zehn Jahren entsprechende e
Der Ausbruch der Pandemie hat auch fern der Bedrohung durch das Virus selbst die PatientenBetreuung vor neue Herausforderungen gestellt: Wie können chronisch Erkrankte und Risikopatienten, etwa Diabetiker, ausreichend behandelt werden, wenn gesetzliche Ausgangsbeschränkungen und Abstandsregeln gelten?
Ein Zugang zur konsequenten Betreuung von Patienten, die regelmäßigen Austausch mit Medizinern benötigen, sind eHealth-Angebote, also digitale Lösungen, die den Kontakt zu medizinischem Personal ermöglichen, auch ohne persönlichen Besuch beim Arzt. Die BVAEB bietet seit mehr als zehn Jahren für Diabetiker oder Patienten mit Herzinsuffizienz bzw. nach Schlaganfällen digitale Betreuungsangebote an. Ursprünglich angedacht als Lösung für besonders entlegene Regionen des Landes, sind telemedizinische Angebote auch unter den neuen Rahmenbedingungen ein möglicher Weg der erleichterten Arzt-Patienten-Kommunikation.
„Telemedizin ist eine Win-win-Situation“
„Telemedizin erleichtert chronisch kranken Menschen nicht nur das Leben, sondern leistet einen wichtigen Beitrag zur Volksgesundheit“, sagt BVAEB-Generaldirektor Dr. Gerhard Vogel und erklärt weiter: „Der Kontakt zum behandelnden Arzt bleibt damit jederzeit – aktuell etwa auch in Zeiten einer Pandemie – möglich; zugleich können aber unnötige Anfahrten und Fremdkontakte vermieden werden. Telemedizin ist somit eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.“
Diabetes im digitalen Dialog
Seit April 2010 gibt es österreichweit den „Gesundheitsdialog Diabetes“für BVAEB-Versicherte: Ein modernes Online-Tool ermöglicht es Diabetes-Patienten, mithilfe eines Smartphones in einen zeit- und ortsunabhängigen Dialog mit dem behandelnden Arzt zu treten.
In einer eigenen App, die von der BVAEB zur Verfügung gestellt und auf dem Smartphone des Patienten installiert wird, werden Parameter, etwa Blutzucker- und Blutdruckwerte, und aktuelle Gesundheitswerte wie Gewicht, körperliche Aktivitäten und Angaben zum Wohlbefinden gesammelt. Ergeben sich in diesem Wertetagebuch, Diab-Memory genannt, Auffälligkeiten, so wird Kontakt zum behandelnden Arzt hergestellt. Dieser kontrolliert die Daten und gibt dem
Patienten ein medizinisches Feedback. In Folge wird die Therapie angepasst oder es werden weitere Behandlungsschritte vereinbart. „Die Teilnahme an diesem digitalen Betreuungsprogramm ist für die BVAEB-Versicherten kostenlos“, unterstreicht Generaldirektor Vogel.
Diabetes und Hypertonie im Fokus
Vor allem im Bereich von Diabetes und Hypertonie arbeitet die BVAEB im Pilotbetrieb im steirischen Mürztal an der Weiterentwicklung der telemedizinischen Angebote.
In der Region ist es für Patienten aufgrund von weiten oder beschwerlichen Anfahrtswegen oftmals nicht so einfach, schnellen und unkomplizierten Kontakt zu medizinischem Personal herzustellen. Vorbelastete Patienten werden in besonders betroffenen Risikogruppe eingestuft und das bisher gewohnte persönliche Zusammentreffen von Patienten mit unterschiedlichen Symptomen in Arztpraxen kann aufgrund des elektronischen Dialoges minimiert werden. Patienten, die einer regelmäßigen Kontrolle und Begleitung durch medizinisches Personal bedürfen, können einen Teil davon nun auch digital, also telemedizinisch abwickeln.
Telemedizin zur Prävention
Aber auch um schwere Erkrankungen frühzeitig abzufangen, eignen sich eHealth-Konzepte. In Tirol setzt man mit dem Projekt „HerzMobil“neue Maßstäbe in der Prävention. Das Pilotprojekt wurde gemeinsam von der BVAEB und dem Land Tirol entwickelt. Das Programm wendet sich an Patienten mit einer bestehenden arteriellen Hypertonie, also Bluthochdruck. Das ist der Verursacher vieler chronischer Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinsuffizienz oder anderer Herzkrankheiten und kann auch bei der Entstehung einer Demenzerkrankung eine besondere Rolle spielen.
Im Rahmen des Projekts übermitteln die teilnehmenden Patienten täglich drei Monate lang mithilfe eines Smartphones ihre Vitalparameter und machen außerdem weitere Angaben über ihr Befinden bzw. über die Einnahme der verordneten Medikamente. Diese Werte werden vom behandelnden Arzt regelmäßig evaluiert, um die Einstellung des Blutdrucks zu optimieren. Zusätzlich werden begleitende Lebensstilschulungen – im Bereich Psychologie, Ernährung und
Bewegung – angeboten. Nach den ersten drei Monaten übernimmt der niedergelassene Hausarzt bzw. Internist die Begleitung des Patienten.
Nachbetreuung mit Telemedizin
Für Patienten, die gerade ihre Rehabilitation abgeschlossen haben, eignen sich eHealthLösungen, um den Übergang bzw. die Rückkehr in den Alltag zu erleichtern. So wird etwa bei Patienten, die in der Gesundheitseinrichtung Bad Schallerbach mit Beschwerden im Bereich des Bewegungs- und Stützapparates behandelt werden, die Nachbetreuung durch einen Physiotherapeuten digital durchgeführt: Die Patienten kommunizieren mit ihrem Physiotherapeuten über ein Tablet, das von der BVAEB für die Dauer der Nachsorge zur Verfügung gestellt wird. Darüber erhalten sie unter anderem Übungen, bei deren Durchführung die Patienten gefilmt und fotografiert werden. Diese Daten werden von den jeweiligen Therapeuten ausgewertet und evaluiert. Bis zu sechs Wochen nach Abschluss der Reha vor Ort erhält der Patient also weiterhin qualitätsgesichertes Feedback und individuelle Anleitungen zur Nachbetreuung seiner Beschwerden.
„Die ärztlich verordnete Behandlung wird ausschließlich von zertifizierten Fachkräften wie Ärzten, Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten und anderen zugelassenen Leistungserbringern durchgeführt“, erklärt Werner Bogendorfer als verantwortlicher Fachbereichsdirektor.
Die Kommunikation mit den Patienten erfolgt ausschließlich über ein integriertes Nachrichten-System. Die Übermittlung der Daten erfolgt verschlüsselt, den aktuellen Datenschutzbestimmungen entsprechend.