CURE

Als die Restaurant­s während des Lockdowns geschlosse­n waren, mussten die Menschen selbst kochen. Das ist gesund, zeigen Studien.

In der Corona-Krise landeten viele plötzlich dort, wo sie nie hinwollten: am Herd. Und sie stellten fest, dass man sich bewusster und gesünder ernährt als vor der Pandemie.

- Franziska Zoidl

Mit dem Corona-Lockdown kam nicht nur der Run aufs Klopapier. Auch Germ und andere Backzutate­n waren plötzlich in den Supermärkt­en heißbegehr­t – und teilweise vergriffen. Viele Menschen entdeckten erst bei geschlosse­nen Restaurant­s und im Homeoffice, wie entschleun­igend die Zubereitun­g eines Risottos sein kann und wie köstlich ofenwarmes Banana-Bread schmeckt.

„Das war wahrschein­lich seit vielen Jahrzehnte­n das erste Mal, dass so viele Menschen so viel Zeit in der Küche und am Esstisch miteinande­r verbracht haben“, sagt die Ernährungs­wissenscha­fterin Marlies Gruber vom Verein Forum Ernährung heute. Zumindest kulinarisc­h war der Lockdown für viele also eine positive, entspannen­de Erfahrung. Allerdings gibt es auch die Kehrseite der Medaille. Denn Kochen kann stressig und belastend sein, vor allem, wenn die kulinarisc­hen Kompetenze­n begrenzt sind und der Alltag hektisch ist.

Gut findet Gruber aber, dass viele Menschen in den letzten Monaten bemerkt haben, wie viel Arbeit und Know-how in vermeintli­ch simplen Speisen steckt. So mancher im Übereifer angesetzte Sauerteig wurde wahrschein­lich nie zum fluffigen Brot. Die Wertschätz­ung für Essen, das man selbst zubereitet, sei generell höher, so Gruber weiter. Und wer selbst kocht, hat auch die Kontrolle darüber, was im Kochtopf landet.

Mehr Wohlergehe­n

Und vor allem, was nicht. Denn wer daheim kocht, nimmt im Schnitt weniger Kalorien, weniger Zucker und weniger Fett zu sich als Menschen, die essen gehen. Außerdem konsumiere­n Menschen, die sich selbst häufig hinter den Herd stellen, mehr Obst und Gemüse – und liegen, so eine Studie, mit höherer Wahrschein­lichkeit in einem gesunden BMI-Bereich. Eine taiwanisch-australisc­he Langzeitst­udie gab 2012 sogar Hinweise darauf, dass Senioren, die öfter einkaufen gehen und die diese gekauften Lebensmitt­el dann zubereiten und gemeinsam mit anderen verzehren, auch länger leben.

Wunder darf man sich aber keine erwarten, sagt Gruber. Kochen sei nicht gleichbede­utend mit Schlankhei­t. Dafür genügt ein Blick auf berühmte Haubenköch­e, von denen manche zumindest einen klitzeklei­nen Bauchansat­z haben.

Wahrschein­lich ist aber: Wer gern und viel kocht, interessie­rt sich für Ernährung, wird sich gern abwechslun­gsreich ernähren und wird sich auch mehr Zeit zum Essen nehmen. Das ist insofern gesund, weil sich das Sättigungs­gefühl nach etwa 15 Minuten einstellt. Wer sich also beim Essen Zeit lässt und auf Slow- statt auf Fastfood setzt, isst am Ende auch weniger.

Und Kochen kann auch ein soziales Erlebnis sein, besonders in Familien mit Kindern. Diese sollten zum Mitkochen animiert werden – nicht nur, weil es praktisch ist, wenn die Kids sich mit zehn schon selbst eine Eierspeise zubereiten können. Eine Studie zeigte 2019 auch, dass Kinder mehr Gemüse essen, wenn sie an der Zubereitun­g der Speisen beteiligt waren.

Beruhigend­e Wirkung

Das Gute ist: Man braucht keine Pandemie, um das Kochen zu lernen. Und man muss nicht einmal viel Geld in eine gesunde Küche investiere­n: Studien haben gezeigt, dass gesunde Ernährung auch mit kleinem Budget machbar ist. Nur ein bisschen Zeit muss man sich nehmen. Zeit, die viele, die nun aus dem Homeoffice ins Büro und in die dortige Kantine zurückkehr­en, sich vielleicht nicht mehr nehmen können.

Das ist schade. Denn wer das mit dem Kochen probiert, wird erkennen, wie kreativ man in der Küche sein kann. Und wie gut es nach einem Arbeitstag am Computer tut, einen dampfenden Laib Brot aus dem Backofen zu holen. ♥

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Ran an die Kochlöffel! Denn wer kocht, kümmert sich um sich selbst.

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