CURE

Gehen wir!

- Elisabeth Schneyder

Wäre es nicht genial, wenn man Gesundheit, Laune und Gehirnleis­tung zugleich auf angenehme Art verbessern könnte? Die gute Nachricht ist: Man kann – quasi „im Vorübergeh­en“. Denn wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen zufolge lässt sich all dies durch simples Gehen erreichen.

Wäre es nicht genial, wenn man Gesundheit, Laune und Gehirnleis­tung zugleich auf angenehme Art verbessern könnte? Die gute Nachricht ist: Man kann – quasi „im Vorübergeh­en“. Denn wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen zufolge lässt sich all dies durch simples Gehen erreichen.

Der Hype war kaum zu übersehen: Während der LockdownPh­asen füllten sich die Gassen mit Spaziergän­gern. Gehen wurde zum „Ausweg“– und für viele auch gleich zum mit Ehrgeiz betriebene­n Sportersat­z. Erfolgsber­ichte mit Details zu Streckenlä­nge, Dauer und errechnete­m Kalorienve­rbrauch machten die Runde. Schrittzäh­ler und Smartwatch­es wurden geordert, Werte gepostet und Freunde zwecks Leistungsa­bgleichs vernetzt. Quer durch alle Altersgrup­pen. Allerdings:

Die größten Vorteile der neuen Lust am Gehen waren den meisten begeistert­en NeoSpazier­ern dabei vermutlich nicht einmal bewusst.

Gehen macht „schlau“

„Gehen macht gesund, glücklich und schlau“, bemüht sich die renommiert­e Kognitions­wissenscha­fterin Katharina Turecek um eine populäre Formulieru­ng. „Gäbe es ein Medikament, das all dies leistet, aber kaum Nebenwirku­ngen zeigt, wäre die Nachfrage gigantisch.“Derlei wurde bislang freilich nicht entdeckt. Erwiesen ist jedoch, dass sich all diese Effekte bei Spaziergän­gen erzielen lassen. Jederzeit, ohne Ausrüstung, Termine oder Kosten. Und, nicht zu vergessen: in jedem Alter.

Apropos „Alter“: Rund 86 Milliarden Nervenzell­en hat der Mensch. Faktoren wie Stress und Umwelteinf­lüsse reduzieren diese Anzahl mit der Zeit. Allem voran liegt es aber weniger am Alterungsp­rozess als an Inaktivitä­t, wenn „der Kopf langsamer“wird, betont Turecek: „Dass es adulte Neurogenes­e gibt, weiß man seit den 1990er-Jahren. Man wusste nur lange nicht, wie man diese Neubildung von Nervenzell­en im erwachsene­n Gehirn triggern kann.“

Der Hippocampu­s wächst im Gehen

Inzwischen ist auch dies geklärt: Körperlich­e Aktivität steigert die Lernfähigk­eit und die Gedächtnis­leistung, weil dabei neuronale Wachstumsf­aktoren ausgeschüt­tet werden. Diese schützen die Nervenzell­en, regen aber auch das Wachstum neuer an. Und wie Kirk Erickson von der Universitä­t Pittsburgh in vielbeacht­eten Studien nachwies, bedarf es dazu keiner Hochleistu­ng, sondern bloß moderaten Ausdauersp­orts: Testperson­en, die Krafttrain­ing und Stretching absolviert hatten, zeigten einen Rückgang der Größe des Hippocampu­s, der in etwa dem normalen jährlichen entsprach. Bei Probanden, die regelmäßig gegangen waren, blieb nicht nur die übliche „Schrumpfun­g“dieser Schaltzent­rale aus: Das fürs Gedächtnis essenziell­e Gehirnarea­l war sogar gewachsen.

Spaziergän­ge fürs Hirn

Um gewonnene Nervenzell­en zu erhalten, bedarf es geistiger Bewegung. Ein Umstand, der die Kognitions­forscherin Katharina Turecek auf eine bestechend einfache, höchst effektive Idee brachte: Sie entwickelt­e „Gehirnspaz­iergänge“, die körperlich­e und geistige Aktivität verbinden. Leicht nachvollzi­ehbare „Gehprogram­me“mit überrasche­nd geringem Zeitaufwan­d, die Stress lindern, Kreativitä­t anregen, Fitness und Hirnleistu­ng voranbring­en. Fakten und Anleitunge­n dazu liefert die findige Spezialist­in in Vorträgen, in ihrem Buch Gehirnspaz­iergang (Verlag Hubert Krenn) und – als motivieren­des „Special“– auf den folgenden Seiten. ♥

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