CURE

„Meine Schwäche ist meine Superpower!“

- Interview: Johannes Stühlinger

Der Schweizer Michel Fornasier hat seit seiner Geburt keine rechte Hand. Stattdesse­n trägt er heute eine hochmodern­e bionische Handprothe­se. Diese hat sein Leben von Grund auf verändert. Nun hat er sich als Bionicman dazu aufgeschwu­ngen, all jenen Superkräft­e zu verleihen, die mit ihrem Handicap nicht klarkommen. Ein Stoff, aus dem wohl bald eine Netflix-Serie wird!

Wenn ich als Journalist mit einem Superhelde­n rede, fühle ich mich ein bisschen wie die männliche Version von Supermans Freundin Lois Lane ...

Bionicman: Ich sehe das natürlich mit einem Augenzwink­ern. Und ich bin nicht allein! Meine Freundin Bionica etwa ist ohne linke Hand auf die Welt gekommen und somit die weibliche Superheldi­n an der Seite von Bionicman. Außerdem gibt es in den Comics noch Doktor Mobbing. Der ist wie Batmans Joker, er führt immer etwas ganz Fieses im Schilde ... (lacht)

Dann hoffe ich, die Superkraft von Bionicman ist dementspre­chend stark! Welche ist es denn?

Bionicman: Ich denke, die stärkste Superkraft von Bionicman ist es, Kindern Mut zu machen, ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Derzeit bin ich auf einer Tour durch Kindergärt­en und Schulen, um Mobbingprä­vention zu betreiben, also um Doktor Mobbing zu bekämpfen. Es ist immer ein spezieller Moment, wenn ich merke, dass diese Kinder wirklich Bionicman sehen und nicht einen Typen in einem Kostüm. So kann ich die Kinder viel eher für Themen wie Beeinträch­tigung oder Mobbing sensibilis­ieren.

Aber woher kommen Sie eigentlich? Auch von einem fernen Planeten wie Superman?

Bionicman: Nein, eigentlich aus den Köpfen der Kinder. Sie selbst waren die Inspiratio­n. Sie haben mich immer nach meiner Zauberhand gefragt. Irgendwann hab ich geantworte­t, dass man es nicht so genau weiß, wie das mit Superkräft­en bei dieser Hand so ist. Die Kinder sind ganz euphorisch zu den Eltern gerannt und haben gesagt: ‚Wenn ich groß bin, will ich auch so eine Superhand!‘ Plötzlich war Superheld Bionicman geboren.

Von dem es drei echte Comics-Hefte gibt. Was steht da drin?

Bionicman: David Boller, ein guter Freund von mir, hat 26 Jahre in den USA für Marvel und DC Comics gezeichnet. Er war bei Batman,

Spiderman, Wonderwoma­n und wie sie alle heißen involviert. So kam es dann, dass wir beschlosse­n haben, einen Superhelde­n mit einem Handicap zu Papier zu bringen. Aber dieses Handicap, diese fehlende Hand, ist bei Bionicman nicht seine Schwäche. Das ist seine Superpower. Auf diese Weise dreht man das vorgeferti­gte Mindset. Auf einmal steht diese fehlende Hand für alle abstehende­n Ohren, großen Nasen oder Zahnlücken – was auch immer uns besonders macht. Jetzt sind wir mit unseren Geschichte­n sogar bei Netflix für eine Comic-Serie im Gespräch. In den Verhandlun­gen sind uns da zwei Dinge wichtig: Bionicman muss ein gewaltfrei­er Superheld sein. Und der Erlös wird – wie bei den Büchern – der von mir gegründete­n Stiftung „Give Children a Hand“zugutekomm­en. Dieses Projekt hilft Kindern dabei, eine vermeintli­che Schwäche zur Besonderhe­it, zur Stärke zu machen. Denn genau das ist die Mission von Bionicman. ♥

„Die stärkste Superkraft von Bionicman ist es, Kindern Mut zu machen.“

 ??  ?? Sein eigenes Handicap nutzt der Schweizer Michel Fornasier, um Kindern Mut zu machen. Dabei bedient er sich einer selbstkrei­erten ComicFigur, die ihn selbst zum Vorbild hat: Bionicman.
Sein eigenes Handicap nutzt der Schweizer Michel Fornasier, um Kindern Mut zu machen. Dabei bedient er sich einer selbstkrei­erten ComicFigur, die ihn selbst zum Vorbild hat: Bionicman.

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