Needs. Science. Trust.
Seit Beginn des Jahres sind unter dem neuen Markendach „AOP Health“alle bisherigen Geschäftsbereiche und Tochterunternehmen zusammengefasst. Kürzlich feierte die Gruppe ihr 25-jähriges Bestehen.
Ein Gespräch mit Andreas Steiner, AOP Health Group CEO, Agnes Kohl, Chief Business Officer, Christoph Klade, Chief Scientific Officer Seit kurzem tritt das Unternehmen unter dem Namen AOP Health auf. Was wollen Sie mit dieser Marke ausdrücken?
Steiner: Das Unternehmen wurde 1996 von Rudolf Widmann aus dem Antrieb heraus gegründet, jenen Menschen Therapien zu ermöglichen, die aus verschiedensten Gründen von den damaligen Pharmafirmen nicht weiter erforscht wurden, weil diese zu kompliziert waren oder es zu wenig Patient:innen gab. So entstand 1996 AOP Orphan, um speziell für Patient:innen mit seltenen Erkrankungen individualisierte Therapien bereitzustellen. Und dieser Gründungsgedanke treibt uns nach wie vor an. Mit der Integration von Amomed Pharma GmbH und SciPharm s.r.l. im Herbst 2020 hat sich das Portfolio des Unternehmens auf Intensiv- und Notfallmedizin ausgeweitet, deshalb lag es nahe, dass wir der Vielfalt der Unternehmensgruppe auch nach außen Rechnung tragen. Daher haben wir zu Beginn des Jahres unter dem neuen Markendach AOP Health alle Bereiche der Gruppe vereint.
„Ab den frühen 2000erJahren konnten wir schließlich Patient:innen mit den ersten Medikamenten aus der eigenen Forschung und Entwicklung versorgen.“
Andreas Steiner, AOP Health Group CEO
Was macht das Unternehmen aus?
Steiner: Die Verantwortung gegenüber den Patient:innen und die kontinuierlich hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung integrierter Therapien: Für AOP Health war es immer schon besonders wichtig, in regem Austausch mit Patient:innen zu sein, zu verstehen, was sie benötigen, Vertrauen in unsere Therapien aufzubauen und ihr Leben mit einer seltenen Erkrankung nachhaltig zu verbessern. Darum kann ich mich auch mit unserem neuen Claim „Needs.Science.Trust.“besonders gut identifizieren: Wir müssen zuerst die Needs der Patient:innen, Ärzt:innen und des Gesundheitspersonals kennen, um auf wissenschaftlicher Ebene (Science) geeignete Substanzen neu oder weiterzuentwickeln und anschließend das nötige Vertrauen, Trust, aufbauen. AOP Health vermarktet zum Teil sehr komplexe Therapien. Die Patient:innen und Ärzt:innen müssen sich also jederzeit darauf verlassen können, dass ihnen im Problemfall sofort und unkompliziert geholfen wird. Wir sind stolz darauf, dass wir in Zeiten der Covid-19-Pandemie niemals Lieferprobleme hatten, da wir unsere Produktion in Europa haben. Unsere neue Verpackungsanlage in Wien macht die Gruppe noch unabhängiger und ermöglicht es, den Patient:innen flexibel auch kleine Mengen unserer Produkte rasch zur Verfügung zu stellen. Insofern war es nur konsequent, dass Patient:innen auch im Zentrum unserer internen 25-Jahr-Feier gestanden sind, um gemeinsam mit ihnen zu zeigen, wie sich unsere Arzneimittel auf Krankheitsverlauf und Lebensqualität auswirken. Im Bereich der seltenen Erkrankungen geschieht dies oft im Verborgenen, da das Bewusstsein bzw. das Wissen für viele seltene Erkrankungen noch immer gering ist.
Auf welche Meilensteine der letzten 25 Jahre sind Sie besonders stolz?
Steiner: Dazu zählt für mich die Gründung der AOP Health – der Mut und Unternehmergeist, die „CAN-DO-Mentalität“, sich für Patient:innen mit seltenen Erkrankungen zu engagieren, die bis dahin kaum Beachtung erhielten. Ab den frühen 2000er-Jahren konnten wir schließlich Patient:innen mit den ersten Medikamenten aus der eigenen Forschung und Entwicklung versorgen. Dazu zählen Arzneimittel zur Therapie der essenziellen Thrombozythämie oder bei Lungenhochdruck. Vor einigen Jahren haben wir dann europäische Zulassungen für eine Substanz zur Behandlung der Polycythaemia Vera und für einen selektiven kurz wirkenden Betablocker für den Einsatz in der Intensivmedizin erreicht. Unser ArzneimittelPortfolio besteht heute zu rund 90 Prozent aus Produkten aus der eigenen Forschung und Entwicklung. Dafür haben wir in den letzten Jahren viele Partnerunternehmen gewonnen, mit denen wir gemeinsam an zukünftigen Entwicklungen arbeiten. Die unterschiedlichen Erstattungssysteme und Zugänge zu Therapien in Europa stellen Patient:innen und Unternehmen aber immer wieder vor große Herausforderungen. Im Bereich der seltenen Erkrankungen können klinische Studien nicht unter denselben Bedingungen wie bei anderen chronischen Krankheiten durchgeführt werden; das Patient:innenkollektiv ist wesentlich kleiner. Hier wäre es wichtig, die regulatorischen Anforderungen an die praktischen Gegebenheiten bei seltenen Erkrankungen anzupassen.
Wie hat sich die Innovations- bzw. Forschungslandschaft in Österreich seit Gründung von AOP Health verändert?
Klade: Die Situation rund um Forschungsförderung ist besser geworden; speziell Start-Ups können nun auf viele Instrumente zugreifen. Aufholbedarf gibt es noch in der Förderung späterer Phasen der klinischen Entwicklung: Die Translation von der Grundlagenforschung in die klinische Entwicklung und klinische Studien sollten aus meiner Sicht ebenso stark gefördert werden, um ihren Stellenwert zu heben; aber auch, dass Weiterentwicklungen von
Therapien vermehrt als Innovationen betrachtet und ebenso unterstützt werden.
Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten Jahre gesetzt?
Steiner: AOP Health will weltweit – aus einem starken Europa heraus – präsent sein und deshalb spielt für uns das Headquarter in Wien auch weiterhin eine wichtige Rolle. Mit der Integration von Amomed haben wir unsere Präsenz in allen europäischen Märkten wesentlich verstärkt und werden diese mit unseren Produkten und Therapien weiter ausbauen. Für die Expansion in den US-amerikanischen Markt haben wir im Mai 2022 mit der Einreichung unseres kurzwirksamen Betablockers bei der FDA einen wichtigen Grundstein gelegt. Herzstück der AOP Health ist und bleibt die eigene Forschung und wir arbeiten mit Hochdruck daran, bis 2026 ein weiteres neues Medikament zur Zulassung zu bringen.
AOP Health ist weltweit aktiv. Die Einreichung zur Zulassung eines Arzneimittels für den intensivmedizinischen Bereich in den USA ist ein weiterer Schritt in der Unternehmensentwicklung. Wie werden Sie den US-Markt bedienen?
Kohl: Die Expansion nach Amerika ist für AOP Health ein großer Schritt, denn der Markt funktioniert natürlich anders, als wir dies aus Europa kennen. Wir sind stolz mit Eagle Pharmaceuticals, Inc, einen kompetenten US-amerikanischen Partner im Bereich der Notfall- und Intensivmedizin gewonnen zu haben, mit dem wir gemeinsam den Eintritt in den amerikanischen Markt vorantreiben und dessen Vertriebsstrukturen wir nützen können. Ende Mai haben wir erstmals einen Antrag auf Zulassung eines intensivmedizinischen Arzneimittels bei der FDA, der amerikanischen Zulassungsbehörde, gestellt und sind zuversichtlich, dass wir ab 2023 mit unserem Produkt die amerikanischen Patient:innen versorgen können.
Die Erforschung neuer Therapien in der HämatoOnkologie ist ein Kernbereich von AOP Health. Welche Pläne gibt es hier für die Zukunft, um weitere Krankheiten zu behandeln?
Kohl: Erst im Juli hat AOP Health eine Vereinbarung mit Leukos Biotech, einem Spin-OffUnternehmen des Josep Carreras Leukaemia Research Institute, unterzeichnet. Diese Kooperation ist besonders spannend, da bei Leukos Therapien erforscht werden, die gezielt leukämische Stammzellen attackieren sollen und nicht wie bisher bei den Tumorzellen ansetzen. Die von AOP Health unterzeichnete Vereinbarung gilt für alle in diesem Zusammenhang möglichen Indikationen, nicht nur für onkologische oder seltene Krankheiten; im ersten Schritt fokussieren wir uns auf die Entwicklung von Therapien zur Behandlung der akuten myeloischen Leukämie und des myelodysplastischen Syndroms. AOP Health verfügt über eine langjährige Kompetenz bei seltenen hämato-onkologischen Krebsarten und wir sind bemüht, in der Zusammenarbeit mit Leukos neue Therapieansätze zu entwickeln, die für viele Blutkrebs- und andere Krebspatient:innen zu einem Meilenstein in der Therapie führen könnten.
„Die Situation rund um Forschungsförderung ist besser geworden; speziell Start-Ups können nun auf viele Instrumente zugreifen.“
Christoph Klade, Chief Scientific Officer
„Wir sind stolz, dass es uns gelungen ist, mit Eagle Pharmaceuticals, Inc., einen kompetenten USamerikanischen Partner im Bereich der Notfallund Intensivmedizin zu gewinnen.“
Agnes Kohl, Chief Business Officer
Wohin entwickelt sich die Therapie hämatoonkologischer Erkrankungen?
Klade: Viele Blutkrebsarten sind mittlerweile gut behandelbar, die Lebensqualität und Überlebensdauer der Patient:innen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Forschung hat viele neue Therapieansätze zutage gebracht: Therapien werden immer zielgerichteter, individualisierter, aber natürlich zum Teil auch technisch immer aufwendiger. Für das Gesundheitssystem stellt sich zunehmend die Frage der Bezahlbarkeit dieser neuen Therapien, die dringend gelöst werden muss. Als forschendes pharmazeutisches Unternehmen liegt unser Fokus darauf, den Bedürfnissen der Patient:innen gerecht zu werden. Die Vereinbarung mit Leukos ist ein weiterer wichtiger Schritt, die Behandlung von Patient:innen mit seltenen hämato-onkologischen Erkrankungen zu erleichtern.