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CYNTHIA MILLER-IDRISS

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Die Kultursozi­ologin unterricht­et an der American University in Washington Bildung und Soziologie. Miller-Idriss hat sich auf die Radikalisi­erung des Mainstream­s spezialisi­ert. Dieses Thema kommentier­t sie regelmäßig in Zeitungen wie New York Times und

Washington Post sowie im Fernsehen.

von denen keiner erzählt: Von der Schwüle im August bis zu den starken Regenfälle­n, die drei, vier Stunden nicht abreißen.

DATUM: Über die miserable Infrastruk­tur in New York redet auch keiner!

WeIss: Exakt. Ich würde mir niemals in New York ein teures Auto kaufen, du weißt nie, wo das nächste Schlagloch ist.

DATUM: Hat Europa für Sie noch eine Anziehungs­kraft?

WeIss: Absolut.

MIller-IDrIss: Für mich auch.

WeIss: Ich bin sicher, irgendwann einmal werde ich bi-continenta­l sein. Meine Frau und ich fahren einmal nach Europa Skifahren im Winter, und dann einmal im Sommer machen wir einen europäisch­en Sommerurla­ub. DATUM: Warum nicht Rocky Mountains und Miami? WeIss: Miami ist neben Las Vegas wahrschein­lich die furchtbars­te Stadt überhaupt. Und was die Rocky Mountains betrifft, bin ich zu sehr geprägt: Das Skifahren in den Alpen ist einfach besser. Dazu kommt das Essen. Meine Mutter schickt mir noch immer einmal pro Monat Milka-Schokolade oder Marmelade.

MIller-IDrIss: Oder Überraschu­ngseier!

DATUM: Bevor du gekommen bist, Bernhard, haben wir schon kurz darüber gesprochen, wie unglaublic­h politi-

›Heute ist Rechtsextr­emismus in den Staaten in vielen Gesellscha­ften völliger Mainstream.‹ Cynthia Miller-Idriss, Extremismu­sforscheri­n

siert die Medienland­schaft hier ist. Es gibt Fox und Sinclair auf der Pro-Trump-Seite, und alle anderen auf der anderen Seite. Du arbeitest bei einem Radiokonze­rn, das ist in Europa ein eher unpolitisc­hes Medium.

WeIss: Ganz im Gegensatz zu hier, wo Radio extrem politisier­t ist, durch diese ganzen Talk Radio Shows. Dort hat diese ganze Polarisier­ung eigentlich ihren medialen Ursprung! Rush Limbaugh, Sean Hannity und so weiter. Ich gebe dir ein ganz extremes Beispiel. Wenn du dir anschaust, wer bei diesem konservati­ven Talk Radio zuhört, sind es die high-income, old, white men. Natürlich konservati­ve Republikan­er. Im vergangene­n Jahr hatten wir eine Promotion für Spendengel­der für UNICEF auf all unseren sechs New Yorker Sendern. Und von welchen Hörern kamen mit Abstand die wenigsten Spenden? Es war der konservati­ve Talk-Sender, dessen Hörer einfach nichts für Kinder in Afrika spenden. Es ist auch tragisch, was mit den TV-Sendern passiert ist. Früher hattest du Fox ganz rechts, MSNBC war mehr auf Democrats-Linie, also liberal, und CNN war traditione­ll in der Mitte. Und heute ist CNN ja fast unansehbar. Jeden Abend, wenn du um acht aufdrehst, machen sie den Trump für eine Stunde fertig, und es gibt überhaupt keine andere Nachricht, keine Wirtschaft, keine Kultur. Es ist eine einzige Diskussion­srunde darüber, was der Trump schon wieder angestellt hat.

MIller-IDrIss: Das ist eben der Trump-Effekt.

WeIss: In dem Fall glaube ich, dass CNN schon vor dem Trump erkannt hat, dass man die Reichweite­nschlacht nicht gewinnen kann, wenn man neutral ist. Weil die ganze Wählerscha­ft so polarisier­t war.

DATUM: Greift diese Polarisier­ung auch in den kommerziel­len Bereich über? Im Umfeld von ultrakonse­rvativen und extrem rechten Talkshows wie jenen von Sean Hannity oder Rush Limbaugh zu werben, das muss man schon wirklich wollen, oder?

›He who is tired of New York City is tired of life.‹

Hannes Stein ›Ja, aber wenn ich am Wochenende nicht wegkäme, würde ich es nicht aushalten.‹

Bernhard Weiss

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