JAN KICKERT
›Wir Europäer haben die Amerikaner als Alliierte im Bereich Menschenrechte verloren.‹ Jan Kickert, österreichischer UN-Botschafter
Als österreichischer Botschafter bei den Vereinten Nationen hat Kickert den UN-Migrationspakt mitverhandelt. Ehe die schwarz-blaue Regierung sich gegen den Pakt aussprach, kampagnisierten die rechtsextremen Identitären gezielt gegen den langgedienten Diplomaten, der von 2011 bis 2015 als politischer Direktor des Außenministeriums arbeitete. reichischer Sicht natürlich eine ganz andere Haltung. Wir betreiben ja den Atomwaffenverbotsvertrag, bei dem wir einer der größten und aktivsten Proponenten sind. Wir glauben, dass man ein Alternativszenario, nämlich die totale Abschaffung der Nuklearwaffen, umso mehr braucht. Wir sind überrüstet, gerade auch mit Nuklearwaffen, und ein Aspekt, der in der Diskussion viel zu sehr vergessen wird, besteht darin, dass die schiere Existenz von Atomwaffen die Existenz der Menschheit gefährdet. Wir reden immer von strategischer Balance und vergessen, dass wir auf einem Pulverfass sitzen. Wir hatten in der Vergangenheit einfach nur ein Riesenglück, dass noch nichts passiert ist. Neben dem Klimawandel haben wir eine zweite existenzielle Bedrohung für die Menschheit, und das ist die Existenz von Nuklearwaffen.
gADy: Ich glaube aber, dass die Idee der kompletten Abschaffung der Nuklearwaffen destabilisierend ist. Aus dem einfachen Grund, weil diese Technologie seit ein paar Jahrzehnten existiert. Wenn jedes Land wirklich alle Nuklearwaffen abschaffen würde, würde es immer noch die latente Kapazität geben, diese Waffen wieder zu bauen.
KIcKerT: Das sehe ich gar nicht so wie Sie, auch bei anderen Massenvernichtungswaffen, wie bei den Chemieund Biologiewaffen, war es möglich, sie zu ächten und sie praktisch abzuschaffen.