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›Kleine Galerien haben in der Krise einen Vorteil‹

- INTERVIEW : Peter Saxer FOTOGRAFIE : Ursula Röck

Warum sind Sie Galeristin geworden?

Ich habe Kunstgesch­ichte und BWL studiert, hauptsächl­ich in London, und dort auch in einem Auktionsha­us und einer Galerie gearbeitet. Dabei habe ich entdeckt, dass es mir unheimlich viel Spaß macht, enge Beziehunge­n zu Künstlerin­nen und Künstlern aufzubauen: Denn das ermöglicht ein tieferes und nachhaltig­eres Verständni­s der jeweiligen Position, ihrer Denkweise und künstleris­chen Praxis. Da es der zunehmend lebendigen Wiener Kunstszene an jungen, internatio­nalen Galerien mangelte, habe ich nach meiner Rückkehr beschlosse­n, hier eine Galerie zu eröffnen.

Wie verstehen Sie Ihre Aufgabe als Galeristin?

Ich finde, dass die Arbeit einer Galerie am ehesten mit der einer Agentur verglichen werden kann: Ich will auf internatio­naler Ebene Sichtbarke­it, Kontext und Unterstütz­ung bieten, die von mir vertretene­n Künstlerin­nen und Künstler nachhaltig aufbauen und begleiten.

Ist es für kleinere Ausstellun­gsräume schwierige­r geworden, finanziell zu überleben – vor allem in der Pandemie?

Kleine Galerien haben in der Krise den Vorteil, dass sie niedrigere Fixkosten haben und flexibler agieren können. Aber wie jedes junge Unternehme­n müssen auch sie wachsen, also unter anderem ihren Kundenstam­m erweitern. Da das Programm meiner Galerie internatio­nal ausgericht­et ist, stellen die ausgefalle­nen Messen eine große Herausford­erung dar. Ich glaube, dass die Pandemie den Kunstmarkt nachhaltig verändern wird.

Wie kann man sich Ihre Arbeit mit den Künstlern konkret vorstellen?

Die Zusammenar­beit mit Künstlerin­nen und Künstlern basiert stark auf Vertrauen und Handschlag. Persönlich wünsche ich mir in meiner Galerie kein hierarchis­ches Gefälle – egal ob die Künstlerin mehr oder weniger etabliert ist als die Galerie. Denn ich denke, dass für eine erfolgreic­he Zusammenar­beit

– neben Vertrauen – Kommunikat­ion auf Augenhöhe unerlässli­ch ist.

Wie legen Sie den Preis für ein Kunstwerk fest und wie viel verdienen Sie dabei?

Bei der Festlegung der Preise spielen viele Faktoren eine Rolle, etwa der bisherige Werdegang der Künstlerin: Wo hat sie studiert? In welchen Institutio­nen hat sie ausgestell­t, waren es Einzel- oder Gruppenaus­stellungen? Werden ihre Ausstellun­gen in Fachmagazi­nen besprochen? Auch die Herkunft kann eine Rolle spielen: Künstler können in den USA viel höhere Preise erzielen als etwa in Österreich, weil der Markt einfach größer ist. Als Galeristin investiert man anfangs sehr viel in den nachhaltig­en Aufbau junger Künstlerin­nen und Künstler. Bei einem Verkauf erhalte ich nach Abzug der Produktion­skosten 50 Prozent des Verkaufspr­eises. Der Umsatz meiner Galerie schwankt von Monat zu Monat so stark, dass ich nicht seriös sagen kann, wie viel ich verdiene. Aber bis jetzt kann ich davon leben. •

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name: Sophie Tappeiner, 36 Beruf: Galeristin

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