Mitt Romney rüstet sich für das Duell mit Obama
Mit seinem Sieg bei den Vorwahlen in New Hampshire hat sich Mitt Romney endgültig in die Favoritenrolle für die Präsidentschaftsbewerbung der Republikaner katapultiert. Nun probt er den Kampf ums Oval Office.
Frank Herrmann aus Washington Es hört sich an, als hätte Mitt Romney eine Zeitreise nach vorn angetreten, die nächsten Wochen glatt übersprungen. Seine konservativen Rivalen erwähnt er gar nicht mehr, als die „Mitt! Mitt! Mitt!“– Jubelchöre verklungen sind und er ansetzen kann zu seiner Siegesrede. Es geht nur noch um das Duell mit Barack Obama, das präsidiale Wahlfinale im Herbst. Als hätte Romney die Kandidatur bereits in der Tasche, als wären die restlichen Vorwahlen nach seinem Blitzstart in Iowa und New Hampshire reine Formsache.
Im Triumphgefühl versucht er wie Ronald Reagan zu klingen, wie der Säulenheilige der Republikaner, dessen Slogan „Morning in America“bis heute als Leitwort für landestypischen Optimismus gilt. Im Kontrast dazu wirft er Obama vor, kleinlichen Sozialneid zu schüren und sich, notorisch pessimistisch, mit dem Niedergang Amerikas abzufinden. „Dieser Präsident erklärt voller Stolz, dass es schlechter sein könnte“, sagt Romney unter Anspielung auf die Wirtschaftslage. „Aber was uns als Amerikaner definiert, ist die feste Überzeugung, dass es besser sein muss, besser sein wird.“
„Ideen aus Europa“
Dann bringt er die Metapher der „leuchtenden Stadt auf dem Hügel“, genau wie einst Reagan, der die Us-nation in biblischer Sprache zur einzigartigen verklärte, weltweit ohne Beispiel. Obama, suggeriert Romney, verstehe nicht, wie dieses großartige Land ticke. „Dieser Präsident bezieht seine Ideen aus den Hauptstädten Europas“, sagt er, und es soll wie eine Anklage klingen. „Ich hole sie mir aus den Weiten Amerikas.“
Damit ist grob umrissen, wie die Polemik des Wahlherbstes klingen könnte. Der Herausforderer gibt den tatendurstigen Macher, während er den Amtsinhaber als verzagten Schwächling skizziert. Obama unterstellt er, „das freie Unternehmertum vor Gericht stellen“zu wollen, im Übrigen auf riskante Weise am Militär zu sparen und somit die globale Führungsrolle der USA aufs Spiel zu setzen.
Zwar haben die Republikaner Romney noch nicht zu ihrem Bewerber gekürt. In South Carolina, wo am 21. Jänner die nächste Primary stattfindet, könnte der Mormone noch einmal zurückfallen, und sei es nur wegen heftiger Attacken evangelikaler Christen. Doch auf den Ausscheid im einstigen Mekka der sklavenhaltenden Südstaaten folgt zehn Tage darauf der im Romney-freundlichen Florida. Spätestens dort dürfte das Rennen gelaufen sein. Ron Paul, der Zweitplatzierte von New Hampshire, ist zwar eine Kultfigur junger Wähler, die einen Traditionsbruch fordern. Ein echter Konkurrent für Romney ist er allerdings nicht.
Kein Wunder, dass der Favorit nur noch an den Zweikampf ums Oval Office denkt. Nimmt man allein seine Zeit als Gouverneur von Massachusetts, unterscheidet er sich kaum von Obama. In dem Ostküstenstaat setzte er eine allgemeine Pflicht zur Krankenversicherung durch, die Obama später als Vorlage für seine Gesundheits- reform diente. Reichlich Stoff für kontroverse Debatten bietet dagegen ein anderes Kapitel, Romneys 15 Jahre an der Spitze von Bain Capital. Von 1984 bis 1999 führte er die Beteiligungsgesellschaft, die sich darauf spezialisierte, marode Betriebe aufzukaufen und zu sanieren. Laut Wall Street Journal rutschte etwa ein Viertel der Fir- men, die Bain unter seine Fittiche nahm, binnen acht Jahren in die Pleite. Bei den zehn lukrativsten Deals konnte Romney seinen Geldgebern Profite von über 70 Prozent auszahlen. Vier dieser Unternehmen mussten später Konkurs anmelden.