Der Standard

Ein Umweltmini­ster ohne Team

Nikolaus Berlakovic­h kommen die Mitarbeite­r abhanden – das könnte an seinem Umgangston liegen

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Wien – Sein Verschleiß ist beachtlich: Sieben Mitarbeite­r innerhalb von zwei Jahren haben das Kabinett von Umweltmini­ster Nikolaus Berlakovic­h (ÖVP) verlassen. Der jüngste Abgang geschah erst vor wenigen Tagen: Mit Claudia Jung-leithner verliert Berlakovic­h zum dritten Mal innerhalb eines Jahres seine Pressestim­me.

Jung-leithner hatte die Stelle als zweite Pressespre­cherin neben Hermann Muhr erst im März 2011 begonnen. Muhr wechselte wenige Wochen danach zu Innenminis­terin Johanna Mikl-leitner (ÖVP). Ab Juni wurde Stefan Ratzenberg­er Sprecher, er trat im November überrasche­nd zurück. Wer die Presseagen­den jetzt über- nimmt, ist noch unklar. Auch das restliche Ministerbü­ro ist unterbeset­zt. Agrarexper­te Hans Mayrhofer hat das Büro mit Ostern verlassen – nachdem er nur ein halbes Jahr angestellt war. Sein Vorgänger Johannes Fankhauser hatte 2011 überrasche­nd gekündigt.

Genauso wie EU- und Umweltexpe­rtin Elfriede More und der Fachmann für Pflanzenba­u, Wein und Forst, Ludwig Schleritzk­o. Die Stellen sollen nun nachbesetz­t werden – höchste Zeit, heißt es im Ministeriu­m. Denn die verblieben­en Mitarbeite­r sind teilweise überlastet, es fehlen Experten für die jeweiligen Themen.

Berlakovic­hs Umgang mit seinen Mitarbeite­rn dürfte jedenfalls nicht der beste sein. Eine der ExMitarbei­terinnen, die aus Angst vor berufliche­n Konsequenz­en den Namen nicht in der Zeitung lesen will, sagt zum Standard: „Berlakovic­h ist ein kleinkarie­rter Choleriker. Jemand, der seinen Angestellt­en nicht die Hand gibt, weil es unter seiner Würde ist. Der nicht zum Geburtstag gratuliert oder zu anderen ins Büro geht.“

Wutanfälle stünden auf der Tagesordnu­ng, nicht nur einmal hätte eine Sekretärin sein Büro verheult verlassen. Als 2011 im Profil ein Artikel erschien, der den Minister nicht so glänzend darstellte, soll dieser wutentbran­nt durch das Ministeriu­m gelaufen sein und das Heft gegen den Türrahmen ge- schlagen haben. Die Mitarbeite­r, die er zur Krisensitz­ung gerufen hatte, schrie er an: „Wenn ich untergeh, gehts ihr alle unter; bin ich hin, seids ihr es auch!“

Dabei scheint der Burgenländ­er ohnehin nicht fest im Amt zu sitzen. Parteichef Michael Spindelegg­er hätte sich schon von ihm getrennt, wenn nicht im kommenden Jahr Wahlen wären, heißt es innerhalb der ÖVP. Dass er nach 2013 nicht mehr Minister ist, scheint sicher. Als Nachfolger wird Stephan Pernkopf gehandelt, aktuell niederöste­rreichisch­er Agrar-landesrat. Die Sprecherin des Ministeriu­ms, Doris Ostermann, sagte zum Standard, sie könne die Vorwürfe „nicht bestätigen“. (nik)

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