Airline- Start war ein Gewaltakt
Swiss- Sanierung nicht voll auf AUA übertragbar
Wien – Die Swiss ist in Europa eine der besten, für viele sogar die beste Airline und eine der profitabelsten. Gepunktet wird in allen Kategorien: Service, Ausstattung und Alter der Flotte, Catering, und Programmangebot. Zudem ist sie die einzige europäische Airline, die neben der Business-class auch eine First Class auf allen Langstrecken-flügen anbietet.
Geschafft hat es die Swiss, weil sie bei null anfangen konnte, verbunden mit einer radikalen Kostensenkung. Die Gehälter lagen zu Beginn um rund 30 Prozent unter jenen der Swissair. Der Neustart war ein Gewaltakt: Die Großbanken haben aus der Swissair die Crossair herausgekauft und darauf eine neue Airline, die Swiss, aufgebaut. Das hatte zur Folge, dass alle Verkehrsrechte außerhalb Europas neu verhandelt werden mussten und natürlich auch die Verträge mit den Flughäfen. Die Piloten von Swiss und Crossair bekämpften sich heftig. Schließlich blieb es bei zwei Tarifverträgen. Der vom AUAManagement geplante Wechsel zur billigeren Tyrolean stößt ähnlich wie bei Crossair/swiss auf erheblichen Widerstand der Mitarbeiter.
Als die Swiss startete, schrieb sie einen Verlust von 980 Mio. Franken (816 Mio. Euro). Die AUA kam zuletzt auf minus 64 Mio. Bei der Swiss-übernahme durch die Lufthansa, 2005, waren die größten Einschnitte bei Flotte und Personal bereits erfolgt.
Auch das unterscheidet die Sanierung der AUA wesentlich von jener der Swiss. Die AUA ging (bisher) nie pleite, deshalb gelten die Kollektivverträge selbst bei einer Kündigung eine Zeitlang weiter. Der Swiss-start wurde mit Milliarden vom Staat und Unternehmen unterstützt. Als die Swiss saniert wurde, kam – anders als jetzt – Hochkonjunktur. Das Einzugsgebiet der Schweiz ist zwar nicht größer als jenes in Österreich, aber in der Schweiz leben viele reiche Menschen, zahlreiche Weltkonzerne haben hier ihren Sitz. In Genf sind zudem etliche internationale Organisationen angesiedelt. Sie alle generieren Nachfrage, vor allem in der ertragreichen Premium-klasse.
Lernen kann die AUA dennoch von der Schwester: Swiss-manager Holger Hätty sagte zuletzt: „Swiss ist zu klein, um sich durch Marktmacht auszuzeichnen, das muss über engen Kontakt zum Kunden passieren.“Und er betonte, „dass es die Kleinheit ist, die es erlaubt, sich voll und ganz auf das Produkt zu konzentrieren“.