Der Standard

Airline- Start war ein Gewaltakt

Swiss- Sanierung nicht voll auf AUA übertragba­r

- Claudia Ruff

Wien – Die Swiss ist in Europa eine der besten, für viele sogar die beste Airline und eine der profitabel­sten. Gepunktet wird in allen Kategorien: Service, Ausstattun­g und Alter der Flotte, Catering, und Programman­gebot. Zudem ist sie die einzige europäisch­e Airline, die neben der Business-class auch eine First Class auf allen Langstreck­en-flügen anbietet.

Geschafft hat es die Swiss, weil sie bei null anfangen konnte, verbunden mit einer radikalen Kostensenk­ung. Die Gehälter lagen zu Beginn um rund 30 Prozent unter jenen der Swissair. Der Neustart war ein Gewaltakt: Die Großbanken haben aus der Swissair die Crossair herausgeka­uft und darauf eine neue Airline, die Swiss, aufgebaut. Das hatte zur Folge, dass alle Verkehrsre­chte außerhalb Europas neu verhandelt werden mussten und natürlich auch die Verträge mit den Flughäfen. Die Piloten von Swiss und Crossair bekämpften sich heftig. Schließlic­h blieb es bei zwei Tarifvertr­ägen. Der vom AUAManagem­ent geplante Wechsel zur billigeren Tyrolean stößt ähnlich wie bei Crossair/swiss auf erhebliche­n Widerstand der Mitarbeite­r.

Als die Swiss startete, schrieb sie einen Verlust von 980 Mio. Franken (816 Mio. Euro). Die AUA kam zuletzt auf minus 64 Mio. Bei der Swiss-übernahme durch die Lufthansa, 2005, waren die größten Einschnitt­e bei Flotte und Personal bereits erfolgt.

Auch das unterschei­det die Sanierung der AUA wesentlich von jener der Swiss. Die AUA ging (bisher) nie pleite, deshalb gelten die Kollektivv­erträge selbst bei einer Kündigung eine Zeitlang weiter. Der Swiss-start wurde mit Milliarden vom Staat und Unternehme­n unterstütz­t. Als die Swiss saniert wurde, kam – anders als jetzt – Hochkonjun­ktur. Das Einzugsgeb­iet der Schweiz ist zwar nicht größer als jenes in Österreich, aber in der Schweiz leben viele reiche Menschen, zahlreiche Weltkonzer­ne haben hier ihren Sitz. In Genf sind zudem etliche internatio­nale Organisati­onen angesiedel­t. Sie alle generieren Nachfrage, vor allem in der ertragreic­hen Premium-klasse.

Lernen kann die AUA dennoch von der Schwester: Swiss-manager Holger Hätty sagte zuletzt: „Swiss ist zu klein, um sich durch Marktmacht auszuzeich­nen, das muss über engen Kontakt zum Kunden passieren.“Und er betonte, „dass es die Kleinheit ist, die es erlaubt, sich voll und ganz auf das Produkt zu konzentrie­ren“.

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