Der Standard

Schweizer „Weltwoche“empört

Journalist­isch fragwürdig­er Artikel über Roma

-

Zürich/wien – Am Titelblatt steht ein kleiner Bub, der mit der Waffe auf den Betrachter zielt. Darunter die Schlagzeil­e: „Die Roma kommen: Raubzüge in die Schweiz“. Im Blattinner­en ändert sich die Tonart nicht: „Sie kommen, klauen und gehen“, lautet die Titelgesch­ichte der neuen Ausgabe des Nachrichte­nmagazins Die Weltwoche über steigende Kriminalit­ät von Roma. Die Angehörige­n der Volksgrupp­e werden darin fast durchwegs „Zigeuner“genannt – politische Korrekthei­t vortäusche­nd, unter Anfüh- rungszeich­en. Im Fahrwasser der Unterschri­ftenaktion gegen Zuwanderun­g provoziert das Magazin im Sinne der rechten SVP. „Das ist einfach widerwärti­g“, urteilt der Schweizer Journalist Dante Andrea Franzetti: „Ein Spiel mit dem Feuer. Damit werden Themen salonfähig gemacht, die man nicht debattiere­n sollte.“

Die Weltwoche gilt als SVPnahe. Die Eigentümer­verhältnis­se sind zudem unklar. Immer wieder tauchen Zweifel auf, dass Weltwoche- Chefredakt­eur Roger Köppel alleiniger Eigentümer des Blatts ist. „Diese Medien erledigen das Geschäft der rechten Parteien“, sagt Astrid Zimmermann, Generalsek­retärin des Presseclub Concordia in Wien. In der Schweiz war aufgrund des Karfreitag­sfeiertags die Redaktion nicht besetzt.

Nicht zum ersten Mal arbeitet die Weltwoche mit dem Mittel der Provokatio­n. Ein islamkriti­scher Artikel empörte vor einem Jahr. Was steckt dahinter? „Es gilt einfach als geil: Journalist­en, die sich etwas einfallen lassen, das aus dem Rahmen fällt“, sagt Franzetti: „Das Spiel geht immer auf.“(prie)

Newspapers in German

Newspapers from Austria