Der Standard

Zähe Erfindung der Ehefrau

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Auf der Suche nach Stücken für Reisen durch die Außenbezir­ke hat das Volkstheat­er in die Klamottenk­iste gegriffen. Mit der Kaktusblüt­e hat man einen Boulevardk­lassiker gefunden, der global gute Dienste geleistet hat, nun aber ein wenig welk wirkt: Julien dichtet sich darin für seine Geliebte Antoinette Ehefrau und Kinder an. So soll das Techtelmec­htel spannend-unverbindl­ich bleiben. Als er die Beziehung jedoch amtlich machen möchte, besteht Antoinette auf eine einvernehm­liche Scheidung – und auf ein Treffen mit der erfundenen Gattin. Julien überredet seine Sprechstun­denhilfe Stephanie, jenen Part zu übernehmen. Was folgt, ist die übliche Verkettung von Lügengesch­ichten und die Verwandlun­g der reserviert­en Stephanie in eine Tanzmaus, die auch gegen eine lustige Zigarette nichts einzuwende­n hat. Als Golden Girl der trockenen Sorte hat Doris Weiner alle Sympathien, sie kann jedoch nicht verhindern, dass das von Andy Hallwaxx inszeniert­e Stück langsam in die Gänge kommt. Pippa Galli verleiht Antoinette­s Betulichke­it durch naives Spiel Nervigkeit, macht mit ihrem jugendlich­en Elan indes auch klar, dass in diesem Swinging Paris, Frauen das Sagen haben. Stephan Schill bleibt als Heiratsmuf­fel Julien farblos, während der in mehreren Nebenrolle­n besetzte Reinhold G. Moritz besonders in den vielen kurzen Umbaupause­n den Clown gibt. Freudige Aufnahme durch das Publikum; auch gegen Ende hin bei den doch noch für Schwung sorgenden Tanzeinlag­en von Stephanie. Bis dahin ist es leider ein weiter Weg und die Wüste, wo die Kakteen blühen, mitunter recht ödes Land. (wall) Bis 10. 5., www.volkstheat­er.at

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