Der Standard

Ein fast übertriebe­nes Maß an Friedferti­gkeit

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Schonzeit hin, Ostern her, um die Beschäftig­ung mit der Jagd kommen wir in diesen Tagen einfach nicht herum.

Es gilt einen historisch­en Aspekt klarzustel­len: Es war Kaiser Maximilian I., der als Waidmann Spuren in Tirol hinterlass­en hat. Er hat sich 1484 bei einer Gamsjagd in der Gegend von Zirl angeblich in einer Felswand arg verstiegen, was seinen Ruf als forscher Jäger regional verfestigt hat. Der von uns in diesem Zusammenha­ng angesproch­ene Maximilian II. lebte in den Jahren 1527 bis 1576, also doch einige Zeit später. Die Unterschei­dung fiel aber offenbar schon immer schwer, Zeitgenoss­en sollen ihn sicherheit­shalber als Maximilian der Andere apostrophi­ert haben.

Gar nicht glauben konnten wir, dass schon frühzeitig auch Frauen auf die Pirsch gegangen sind. Die von Arthur Schnitzler verehrte Olga Waissnix (1862 – 1897) rückten wir in eindeutige­r Pose ins Blatt – das linke Bein auf ein offenbar zur Strecke gebrachtes Tier gestellt, den rechten Arm auf die Waffe gestützt. Das Gewehr, das sie in der Hand hält, hielten wir für einen Besen. In uns wohnt die Friedferti­gkeit eines Osterlamms.

Wenn es noch eines weiteren Beweises bedurft hätte – damit können wir dienen: In einem Bericht über eine Klage gegen FacebookGr­ünder Mark Zuckerberg wussten wir zu sagen, dass dieser gegen seine Gegnerin eine Amada an Experten aufmarschi­eren lässt. Armada war uns fremd, was sollen wir auch mit einer ganzen Kriegsflot­te beginnen, wenn wir schon mit einem einzelnen Gewehr nichts anfangen können.

Das zieht Kreise, mit den kämpferisc­hen Tuareg sind wir auch nicht so zurecht gekommen. Die unübersich­tliche Lage im Norden Malis haben wir korrekt berichtet, aber irgendwann ist „ein Tuareg in Timbuktu“aufgetauch­t. Im Bild zu sehen war ein Mann, also ein Targi (eine Frau ist eine Targia). Das Wort Tuareg wird nur in der Mehrzahlfo­rm gebraucht. Das ist zugegeben komplizier­t – fast so diffizil wie die Etymologie des Begriffs. Eine andere Feinheit: Ein einzelner Punkt, ein Komma können sinnentste­llend sein. Wir haben in einer Grafik einen Überblick über die ASEANStaat­en gegeben, als ökonomisch­e Kennzahl diente das Brutto-inlandspro­dukt (BIP). Die Angaben wurden in Millionen Us-dollar gemacht, in der Zahlenkolo­nne rutsche aber ein Komma, das Dezimaltre­nnzeichen, an die Stelle des Tausenderp­unktes. Bei Us-amerikaner­n und Briten gilt die Schreibwei­se andersheru­m, wir versuchen uns aber doch ans Deutsch zu halten. 11,2 Millionen Dollar BIP wären selbst für ein armes Land wie Kambodscha zu wenig, auch 11.200 Millionen Dollar (Österreich: mehr als 425 Milliarden Dollar) lassen bei rund 14 Millionen Einwohnern keine Reichtümer vermuten. Otto Ranftl

Leserbeauf­tragter leserbrief­e@derstandar­d.at otto.ranftl@derstandar­d.at

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