Unter der Farbschicht ist das Ei meist braun
Was hat das Hühnerei nicht schon alles durchmachen müssen: als Cholesterinbombe verschrien, immer wieder von Dioxinskandalen heimgesucht; als Wurfgeschoß, (etwa gegen Deutschlands ExBundespräsidenten Christian Wulff) missbraucht und als Schimpfwort (faules Ei, Weichei) verwendet.
Und erst zu Ostern, diesem wichtigen christlichen Fest! Da bringt ein Osterhase die Ostereier. Das klingt zwar kurios, geht aber schon zurück bis zu den frühen Christen. Denn beides, Hase wie Ei, gelten als Fruchtbarkeitssymbole.
Der Brauch, die Eier vor Ostern bunt zu färben, ist eine weitverbreitete christliche Tradition. So steht das rot gefärbte Ei symbolhaft für das Blut Christi. Dass wir diese angefärbelten Eier auch noch verstecken und von den Kindern suchen lassen, geht angeblich auf den Dichter Johann Wolfgang von Goethe zurück, der sich dieses Spiel in Weimar einfallen ließ.
Heute haben die Eier im Osternest – so sie nicht aus Schokolade , Marzipan oder aus Überraschungseierplastik sind – unter der bunten Farbschicht meistens eine braune Schale. Die Bauern schauen drauf, dass möglichst viele braune Eier in den Handel kommen. Denn der Kunde bevorzugt diese vor den weißschaligen. Die braune Schale suggeriert dem Konsumenten nämlich bäuerischerdige Hühneraufzucht. Doch ist es nur so: Weiße Hühner geben weißschalige Eier, färbige Hühner braune.
Längst ist das Hühnerei kein Billigprodukt mehr. Mehr als 50 Cent zahlt man für die größten Eier, die so extra large erscheinen wie nie zuvor: Damit das Frühstücksei eines solchen Kalibers die gewünschte kernige Beschaffenheit eines, sagen wir, VierMinuten-eis hat, muss man es gut und gern eine Minute länger kochen. Und die Angaben beim Backen bringt das große Ei auch durcheinander.
Lange Zeit war das Ei ja als wenig gesund verschrien – wie gesagt, Cholesterin und so. Maximal ein Ei sollte demnach ein gesunder Mensch pro Tag verzehren. Dies haben neuere Studien mittlerweile widerlegt.
Ohne schlechtes Gewissen konsumiert der Österreicher durchschnittlich 233 Eier im Jahr – seit einer EUVerordnung zur Hühnerhaltung auch ohne das typisch schlechte Gefühl, das den Konsumenten ansonsten bei tierischen Produkten überkommt. Da ist nämlich geregelt, dass es beispielsweise pro Freiland-henne stattliche acht Quadratmeter Wiese geben muss.
Johanna Ruzicka