Der Standard

Nicht nur Millionäre gönnen sich Kunst

Teil 3 der Serie: Der internatio­nale Kunstmarkt profitiert vom wachsenden Wohlstand und längst nicht nur von den Superreich­en.

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Finanzmark­t-krisen spülen von jeher Milliarden von Dollar an „Fluchtkapi­tal“in den Kunstmarkt, das ist erwiesen. Zuletzt allerdings stärker als in den 1980erJahr­en. Einer der Gründe ist die Wohlstands­entwicklun­g, wie die vom Internatio­nalen Währungsfo­nds erfassten durchschni­ttlichen Pro-kopf-einkommen belegen (siehe Grafik). Ergänzend verweist die aktuelle Tefaf-studie hier explizit auf ein Wachstum im Bereich vermögende­r Haushalte (45.000 bis 150.000 Dollar Jahresbrut­to), die zu jener Klientel gehören, die sich bevorzugt Kunst in mittleren Preisklass­en gönnt.

Von 1985 bis 2011 stieg das durchschni­ttliche Einkommen in den USA um das 2,7-, jenes in Europa um das 4,9fache (in AT um das 5,6fache) und in China zeitgleich um das 18fache. Noch entspricht der zuletzt für das Reich der Mitte ausgewiese­ne Wert (7713 Dollar) einem Bruchteil des weltweiten Mittelmaße­s. Nur prognostiz­ieren Fachleute dort bis 2015 einen überpropor­tionalen Zuwachs, konkret um etwa 50 Prozent gegenüber matten 15 Prozent in Europa.

Der globale Kunstmarkt profitiert aber nicht nur vom gedeihende­n Wohlstand, sondern auch vom Umstand, dass Kunst als Anlageform an Attraktivi­tät zulegte und mittelfris­tig durchaus stattliche­n Profit abzuwerfen imstande ist. Ein jüngeres Beispiel gefällig? 1985 wechselte bei Christie’s Joan Mirós Gemälde Painting Poem (1925) für 770.000 Dollar in eine Privatsamm­lung. Im Februar kam das surrealist­ische, allerdings auch restaurier­ungsbedürf­tige Meisterwer­k jetzt mit einem Schätzwert von neun Millionen neuerlich auf den Markt. Vier Interessen­ten lieferten sich ein veritables Bietgefech­t, und der finale Zuschlag erfolgte bei 26,6 Millionen Dollar, womit der Verkäufer nach 27 Jahren rund das 34fache seiner ursprüngli­chen Investitio­n lukrierte.

In diesen Preiskateg­orien tummeln sich natürlich hauptsächl­ich Superreich­e, jene elf Millionen-population mit einem Nettovermö­gen von 43 Billionen Dollar. Die meisten Millionäre leben in den USA (3,1 Mio.) gefolgt von Japan (1,7 Mio.), Deutschlan­d (924.000) und China (535.000).

Im internatio­nalen Durchschni­tt investiere­n sie zuletzt bis zu 22 Prozent ihres Vermögens in Kunst, Europas Millionäre (3,5 Mio. Dollar Nettovermö­gen) sogar bis zu 27 Prozent. (kron)

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