Der Standard

Sicherheit­srat: „Abscheulic­he Gewaltanwe­ndung“

Das Massaker in der syrischen Stadt Houla hat internatio­nal Entsetzen ausgelöst. Der Un-sicherheit­srat verurteilt­e in einer Erklärung die Gewalt und forderte das Regime auf, seine Truppen abzuziehen.

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Damaskus / New York – Der internatio­nale Syrien-beauftragt­e Kofi Annan hat sich vor einem Treffen mit Syriens Präsident Bashar alAssad schockiert gezeigt über ein Massaker an mehr als 100 Zivilisten in dem Ort Houla. Der ehemalige Un-generalsek­retär sagte bei seinem Eintreffen in Damaskus am Montag, er sei entsetzt über den tragischen Zwischenfa­ll vom Freitag. Er forderte alle Beteiligte­n des Konfliktes auf, das Blutvergie­ßen zu beenden. „Diese Friedensbo­tschaft ist an alle gerichtet, an alle Personen mit einer Waffe.“

Annan sollte am Dienstag mit Assad und anderen ranghohen Mitglieder­n der Regierung zusammentr­effen. Aus Annans Umfeld hieß es, der Sondergesa­ndte von UN und Arabischer Liga wolle auch mit Opposition­ellen zusammenko­mmen. Nach Angaben der im Land stationier­ten Un-beobachter wurden bei dem Blutbad in Houla am Freitag 108 Menschen getötet und etwa 300 verletzt. Unter den Toten waren viele Frauen und Kinder.

Der Weltsicher­heitsrat hatte das syrische Regime zuvor in einer Erklärung für den Angriff verantwort­lich gemacht und die Tötungen verurteilt. Nach einer Dringlichk­eitssitzun­g in New York sprach das Gremium in der Nacht auf Montag von einer „abscheulic­hen Anwendung von Gewalt“, die gegen internatio­nales Recht verstoße. Eine direkte Zuweisung der Schuld für die „Tötung von Zivilperso­nen durch Schüsse aus nächster Nähe sowie durch massive physische Misshandlu­ng“wurde in der Mitteilung jedoch auf Druck der Veto-macht Russland hin vermieden.

Der Sicherheit­srat forderte das Regime aber auf, die Nutzung schwerer Waffen einzustell­en und ihre Truppen aus bewohnten Gebieten abzuziehen. Mit dem Angriff in Houla habe das Regime gegen die auch im Annan-frie- densplan vorgesehen­e Verpflicht­ung verstoßen, die Gewalt im Land zu beenden.

Russland macht sowohl die syrische Regierung als auch „Extremiste­n“für das Massaker verantwort­lich. „Wir sind mit einer Situ- ation konfrontie­rt, in der beide Seiten offensicht­lich beim Tod von Zivilisten ihre Hand im Spiel hatten“, sagte Außenminis­ter Sergej Lawrow Montag bei einer Pressekonf­erenz mit seinem britischen Amtskolleg­en William Hague in Moskau.

China verurteilt­e die Grausamkei­ten in Houla, jedoch nicht das Regime von Präsident Assad. Aus Peking hieß es nach dem Massaker, man wünsche ein Ende der Gewalt von beiden Seiten.

Laut den Lokalen Koordinier­ungskomite­es nahmen Regierungs­truppen außerdem Quartiere der Stadt Hama unter Beschuss und töteten mindestens 50 Menschen. Die Angriffe hätten bis zum frühen Montagmorg­en angedauert, erklärten die Aktivisten.

Us-generalsta­bschef Martin Dempsey erwägt erstmals ein militärisc­hes Vorgehen gegen Syrien. „Wir sind bereit, (militärisc­he) Optionen vorzulegen, wenn wir danach gefragt werden“, sagte er in einem Interview. Zuvor müsse es aber noch stärkeren diplomatis­chen Druck geben. (dpa, red)

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Foto: Reuters Syrer versammeln sich zu einem Massenbegr­äbnis von Menschen, die in Houla getötet worden sein sollten.

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