Der Standard

Auch ein Würdenträg­er

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ten“Martin Grafs beste Absichten in ein schiefes Licht rückte. „Wenn Graf, wie er behauptet, sechs Jahre lang unentgeltl­ich tätig war, dann ist der erste Verdacht, dass er das aus anderen Gründen machte. Niemand nimmt ihm ab, dass er aus Nächstenli­ebe arbeitete.“Das muss einen olympische­n Haudegen kränken. Ehre geht in seinen Kreisen, gleich nach Deutschlan­d, schließlic­h über alles.

Auch die Tugend der nordischen List in ihrer lokalen Ausprägung der Schlitzohr­igkeit bleibt nicht unberührt. „Eine Stiftung mit einer Million Euro Einlage ist die allerklein­ste in Österreich. Privatstif­tungen rechnen sich erst ab drei bis vier Millionen Euro, weil die Spesen viel zu groß sind“, so Doralt. Nach dem Tod der Stifterin hätten die Kosten die Stiftung in kurzer Zeit leergefres­sen. Wer davon satt geworden wäre, soll hier nicht weiter verfolgt werden.

Und doch ist Doralt nicht blind für den Segen, der der Stifterin widerfahre­n ist. An anderer Stelle wies er darauf hin, welches Glück sie hatte, dass Graf nicht nur Anstifter, sondern auch Dritter Nationalra­tspräsiden­t ist, weil ihr Fall kaum dieses öffentlich­e Interesse wachgerufe­n hätte, wäre er weniger prominent gewesen. Graf ist damit nicht der erste Fall in der FPÖ, dem ein – von vornherein fehlgeleit­eter – politische­r Ehrgeiz bei der Realisieru­ng privatwirt­schaftlich­er Selbstlosi­gkeit zum Stolperste­in wird.

Mit dieser Problemati­k muss sich bis auf weiteres sein Parteivorg­esetzter befassen. Leicht fällt ihm das nicht. Anderthalb Tage lang schwieg die Fpö-spitze zu den Vorwürfen gegen Dritten Nationalra­tspräsiden­ten Martin Graf, klagten die „SN“, keine der sonst so gern gegen die „linkslinke Jagdgesell­schaft“versandten Aussendung­en, keine Graf-unterstütz­ung auf der freiheitli­chen Website, kein Muckser der Herren Kickl & Vilimsky, der beiden FPÖGeneral­sekretäre. Spät, aber doch muckste sich dann der Chef, was unterschie­dlich interpreti­ert wurde. In den „SN“verwahrt sich Strache gegen „Rufmord“, im „Kurier“stellt sich der FPÖ-CHEF spät, aber doch hinter Martin Graf. Nur „Die Presse“versuchte Strache einen Hauch von Mannhaftig­keit anzudichte­n: Strache stellt Graf Rute ins Fenster. Bei einem Schuldspru­ch müsste er auch als Dritter Nationalra­tspräsiden­t gehen. Womit er Österreich wohl bis zum Ende der Legislatur­periode erhalten bleiben wird.

Als Drahtziehe­r beim Rufmord entlarvte Strache diesmal nicht die „linkslinke Jagdgesell­schaft“. Der „Krone“enthüllte er: „Das ist doch ein politisch motivierte­r Rufmord, da steckt die ÖVP dahinter.“Die neuen Berater Frau Meschars, der Stifterin, kämen aus einer Övp-nahen Kanzlei, die Interesse an einem Grundstück hätte, das neben dem Garten Frau Meschars liegt. Offensicht­licher könnte ein Zusammenha­ng nicht sein, und Strache weiß, dass der ÖVP alles zuzutrauen ist. Nicht zufällig kann er sich eine Koalition mit ihr vorstellen.

Sonntag zog die „Krone“ein vorläufige­s Fazit. Gertrud Meschar (90) hat sich nicht mit irgendjema­ndem angelegt, sondern mit einem der höchsten politische­n Würdenträg­er des Landes, mindestens aber der Donaustadt. Die Folgen konnten nicht ausbleiben. Sie könne nicht mehr, hieß es Freitagabe­nd. Vor ihrem Gartenzaun an der Alten Donau stehen Unbekannte, läuten Sturm, rufen Unverschäm­theiten. Das Telefon hebt sie längst nicht mehr ab.

Dreimal darf man raten, wes Geistes die Unbekannte­n sind.

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