Der Standard

Die bisher dickste Beute der Pleitegeie­r

Detroits Finanzkoll­aps stellt bisherige Stadtinsol­venzen in den Schatten

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Immerhin, Detroit steht nicht allein dar: In den vergangene­n 60 Jahren haben rund 50 USamerikan­ische Städte so wie die Autometrop­ole einen Insolvenza­ntrag bei Gericht nach „Chapter 9“eingebrach­t. Ziel dieses während der Großen Depression entwickelt­en Verfahrens ist es zunächst, eine zahlungsun­fähige Stadt vor Klagen von Gläubiger zu schützen. Mithilfe des Gerichtes wird zugleich versucht, eine Restruktur­ierung der Schulden zu erreichen. Zumeist geschieht dies, indem Zahlungsfr­isten verlängert werden oder der Stadt ein Teil der Schulden erlassen wird.

Im Falle Detroits erwarten Experten allerdings langwierig­e Verhandlun­gen. Die bisher größte Pleite nach „Chapter 9“war jene von Jefferson County in Alabama, 2011. Der damalige Schuldenst­and der kleinen Gemeinde mutet mit vier Milliarden Dollar im Vergleich zur Finanzlast Detroits (18 Milliarden Dollar) bescheiden an. Detroit ist mit seinen 700.000 Einwohnern zudem die größte Stadt, die je ein Insolvenzv­erfahren beantragt hat. Bisher hatte Stockton in Kalifornie­n mit seinen 300.000 Einwohnern diesen Titel.

Streit mit Geldgebern

Detroit hat zudem bereits im Juni Zinszahlun­gen an Investoren eingestell­t, die der Stadt kommunale Anleihen abgekauft hatten. Der Insolvenzv­erwalter der Stadt, Kevyn Orr, hatte wochenlang vergebens versucht, eine Schuldenre­duktion mit den Gläubigern direkt auszuhande­ln. Verkompliz­ierend kommt hinzu, dass bei einer Entschuldu­ng nach „Chapter 9“nicht nur Investoren auf Ansprüche verzichten müssen. Auch bei Pensionist­en und Beamten wird gespart.

So etwa im Falle von Central Falls: Die kleine Stadt in Rhode Island ging 2011 pleite, im Zuge der Sanierung wurden Beamtenpen­sionen um bis zu 50 Prozent gekürzt. Vorsorglic­h meldete sich am Freitag bereits die Beamtengew­erkschaft Detroits zu Wort und warnte die Stadtregie­rung davor, sich über Kürzungen bei den Beamten zu sanieren. Positiver sieht die Aktion die Handelskam­mer der Stadt, die auf ihrer Webseite den Insolvenza­ntrag ausdrückli­ch begrüßte: Nur mit einer Entschuldu­ng werde Detroit den finanziell­en Neubeginn schaffen, hieß es in der Mitteilung. (szi)

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