Der Standard

Hisbollah-miliz soll auf die Liste

Eu-entscheid würde politische­n Arm ausnehmen

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Brüssel/Beirut – Wenn alles nach dem derzeitige­n Plan läuft, dann wird der EU-Außenminis­terrat am Montag in Brüssel den militärisc­hen Flügel der libanesisc­hen Hisbollah auf die EU-Terrorismu­sliste setzen. Allerdings sind noch Wortmeldun­gen zum Thema angemeldet: Und da ist es theoretisc­h möglich, dass ein Land gegen die derzeitige Konstrukti­on nicht nur Skepsis anmeldet, sondern die Entscheidu­ng, die Einstimmig­keit erfordert, zu Fall bringt.

Die Listung der Schiitenmi­liz in dieser Form würde hinter der Forderung Israels und seiner Lobbyisten­gruppen zurückblei­ben, die gesamte Hisbollah – also die politische Partei und ihren bewaffnete­n Arm – als Terrororga­nisation zu bezeichnen. Das tut die EU nicht nur nicht, sondern sie lässt die Listung der Miliz auch von einer Erklärung begleiten, wonach die Beziehung zu allen politische­n Parteien und libanesisc­hen Institutio­nen und der Regierung aufrechter­halten werden soll. Die Partei Hisbollah, die der derzeitige­n (provisoris­chen, weil ja im März zurückgetr­etenen) Regierung angehört, wie auch jener vor ihr, ist da nicht ausgenomme­n.

Wie Israel in Bezug auf die EURichtlin­ien (siehe oben) hat Beirut versucht, in Brüssel gegen die Entscheidu­ng zu intervenie­ren. Auch unter Experten gibt es Stimmen, die den Schritt zum derzeitige­n Standpunkt als kontraprod­uktiv für die Stabilität des Libanon ansehen. Aber Informatio­nen der Ermittler im Anschlag gegen israelisch­e Touristen im bulgarisch­en Borgas vor einem Jahr sehen deutliche Hinweise auf die Verwicklun­g der Hisbollah. Zwei Männer mit kanadische­n und australisc­hen Pässen, mutmaßlich­e Komplizen des Attentäter­s, stammen ursprüngli­ch aus dem Libanon.

Die vom Iran gegründete, schiitisch­e Hisbollah sollte auch nach dem innerliban­esischen Friedensve­rtrag von 1989 und laut Uno-Resolution­en längst entwaffnet sein. Seit ihrer Parteinahm­e im SyrienKrie­g für das Assad-Regime ist sie bei Teilen der libanesisc­hen Bevölkerun­g unten durch. (guha)

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