Der Standard

Die falsche Optik und journalist­ische Eigenarten

„News“muss Dominic Heinzl 3500 Euro bezahlen

- Michael Möseneder

Wien – Vielleicht wäre der Medienrech­tsprozess zwischen Ex-Society-Moderator Dominic Heinzl und News anders ausgegange­n, wenn Fotograf Roman Zach-Kiesling nicht technische­s Pech gehabt hätte. „Er ist plötzlich vor mir gelegen, ich habe das Foto allerdings verpasst, da ich die falsche Optik hatte und nicht so nahe fotografie­ren konnte“, erzählt er als Zeuge Richterin Nicole Baczak. „Aber vier Minuten nach dem Vorfall schaute er recht frisch aus und lächelte.“

Der „Vorfall“ist eine Auseinande­rsetzung am 19. Oktober 2012 zwischen dem deutschen Musiker Paul Würdig alias Sido und Heinzl. Fix ist, dass der Rapper dem Moderator bei einem Tumult im ORF-Studio mit der Hand auf dem Kopf getroffen hat.

Nur, das sei nicht der ursächlich­e Grund gewesen, dass Heinzl Sekunden später umfiel und mit dem Hinterkopf aufschlug, wie Gerichtsme­diziner Christian Reiter schon im Juni ausgeführt hatte. Der zeitverzög­erte Fall sei vielmehr auf einen Kreislaufk­ollaps zurückzufü­hren. Eine „Schwalbe“sei es nicht gewesen.

News berichtete dagegen von einer „Intrige“Heinzls und einer „Falle“, die er Sido gestellt habe. Alfred Strauch, einer der Journalist­en, dessen Name unter dem inkriminie­rten Artikel stand, erzählt von seinen Beobachtun­gen am Ort des Streits: „Nachdem Sido in der Live-Show Heinzl herunterge­macht hat, hat dieser sich im Aufenthalt­sraum bei Kollegen erkundigt, mit welchen Fragen man Sido provoziere­n könnte.“

Später, auf der Bühne, sei er ursprüngli­ch abseits gestanden. „Irgendwann ist Dominic Heinzl vor mir gestanden und umgefallen. In dem Moment war es aber kein Drama, also nichts Außergewöh­nliches“, sagt er zur leichten Überraschu­ng Baczaks. Später sei es ein Running Gag unter den Journalis- ten gewesen, sich anzurempel­n und fallen zu lassen.

Heinzls Anwalt Michael Rami will wissen, was er recherchie­rt habe. Eigentlich nichts, geschriebe­n habe ein anderer. „Aber Ihr Name steht doch darunter?“„Das sind News- Eigenarten, dass man auf Artikel keinen Einfluss nehmen kann.“

Die Richterin verhängt schließlic­h eine, nicht rechtskräf­tige, Strafe von 3500 Euro, die News an Heinzl zahlen muss. Begründung: „Es hat eigentlich niemand gelogen, aber Herr Heinzl hat sich nicht absichtlic­h fallen lassen.“Daher sei durch die Berichters­tattung seine Ehre verletzt worden.

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Foto: Newald Ex-Moderator Dominic Heinzl ist kein Schauspiel­er: „News“-Artikel, wonach er eine Ohnmacht nach einem Schlag durch Rapper Sido nur simuliert habe, stimme nicht, entschied eine Wiener Richterin.

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