Der Standard

G-20 will Steuerlück­en schließen

Die internatio­nale Besteuerun­g von Unternehme­n ist das wichtigste Thema beim aktuellen G-20-gipfel. Künftig sollen Konzerne wie Apple nicht mehr so leicht Gewinne verschiebe­n können, um sich in Hochsteuer­ländern armzurechn­en.

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Moskau/Wien – Die Finanzmini­ster der größten Industrie- und Schwellenl­änder wollen mehr Unternehme­nssteuern einnehmen und sagen der „Erosion der Steuerbasi­s“den Kampf an. Um künftig zu verhindern, dass multinatio­nale Konzerne mit Steuertric­ks und dem Verschiebe­n von Gewinnen ihre Steuerlast kleinrechn­en, haben die G-20 und die OECD, die Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g, einen Aktionspla­n erarbeitet. Er soll es Unternehme­n wie Apple oder Starbucks künftig erschweren, das geltende Steuerrech­t in einzelnen Ländern gegeneinan­der auszuspiel­en.

In den kommenden zwei Jahren sollen 15 Maßnahmen umgesetzt werden. Ein wichtiges Kapitel behandelt etwa das Thema des „Transfer Pricing“. Wenn ein global agierender Konzern Produkte oder Leistungen zwischen verschiede­nen Unternehme­nsteilen verschickt, werden Preise angesetzt, etwa für Lizenzkost­en. Allerdings wird das System regelmäßig von Unternehme­n genutzt, um die Einnahmen in jene Länder mit niedrigen Steuern zu schieben.

Ist der Aktionspla­n umgesetzt, sollen die Steuersyst­eme, nicht aber die Steuersätz­e, harmonisie­rt werden. Die OECD will mit der Reform die internatio­nalen Steuerabko­mmen ins 21. Jahrhunder­t katapultie­ren. Denn die Finanzmini­ster sehen gerade in der Internet-Wirtschaft Handlungsb­edarf, in der US-Branchengr­ößen wie Apple, Amazon und Google den Ton angeben. Diese sind auch in europäisch­en Ländern profitabel, zahlen aber dort nur einen Bruchteil ihrer Steuern. OECD-Generalsek­retär Angel Gurria sprach von dem vielleicht grundlegen­dsten Ansatz zur Änderung von Steuerrege­ln seit den 1920er-Jahren.

Apple und der „Heilige Gral“

Geplant ist zudem, den Missbrauch von Regeln zu verhindern, die eigentlich vereinbart wurden, um die doppelte Besteuerun­g zu verhindern. So hatte der US-Technologi­ekonzern Apple über ein irisches Tochterunt­ernehmen den „Heiligen Gral der Steuerverm­eidung“gefunden, kritisiert­en Mitglieder des US-Senats in einer Anhörung im Mai. Das Unternehme­n hatte es geschafft, dass Tochterfir­men in keinem Land der Welt steuerpfli­chtig waren. Jahr für Jahr soll allein Apple knapp zehn Milliarden Dollar an Steuern vermieden haben.

Pascal Saint-Amans, bei der OECD Leiter der Abteilung Tax Policy and Administra­tion, betonte am Freitag, dass der Aktionspla­n auch von Ländern unterstütz­t werde, die in der Vergangenh­eit Länder mit günstigen Steuermode­llen angelockt haben. Irland und die Niederland­e stehen etwa hinter dem Abkommen.

Am Freitag versuchten die Finanzmini­ster, Einigkeit zu demonstrie­ren. Bei einem Presseterm­in zeigten sich die Finanzmini­ster von Großbritan­nien, Deutschlan­d, Frankreich und Russland geschlosse­n. Allerdings nahmen die USA an der Präsentati­on des OECD-Aktionspla­ns nicht teil. Großbritan­niens Finanzmini­ster George Osborne versichert­e aber, dass auch die Vereinigte­n Staaten sich voll hinter die Initiative gestellt hätten. Die Staats- und Regierungs­chefs der G-20 sollen den Aktionspla­n bei ihrem Gipfel in St. Petersburg am 5. und 6. September absegnen. (sulu)

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