Der Standard

Streit um die Gefahren der größten Versichere­r

Der Finanzstab­ilitätsrat fordert für neun Platzhirsc­he am Versicheru­ngsmarkt strengere Regeln. Damit soll das Finanzsyst­em besser für Schocks wie 2008 gewappnet sein. Die Versichere­r wehren sich.

- Lukas Sustala

Basel/Wien – Neun Versichere­r gelten als große Verunsiche­rer. Der Finanzstab­ilitätsrat (FSB), eine internatio­nale Aufsichtsb­ehörde, die bei der Basler Bank für Internatio­nalen Zahlungsau­sgleich angesiedel­t ist, möchte den größten Versicheru­ngskonzern­en wegen ihrer Gefährlich­keit für das gesamte Finanzsyst­em künftig strengere Regeln vorschreib­en. Damit sie im Falle einer künftigen Krise gar nicht erst ins Wanken kommen, müssen sie stärker mit Eigenmitte­ln ausgestatt­et sein und strenger kontrollie­rt werden.

Notfallplä­ne für die reibungslo­se Abwicklung von den neun Instituten sollen bis 2014 erarbeitet werden. Der europäisch­e Branchenve­rband Insurance Europe nannte die Maßnahmen „ungeeignet“, um mit den Risiken fertigzuwe­rden, die wirklich von der Branche ausgehen.

Konzerne von der deutschen Allianz bis zur chinesisch­en Ping An stehen auf der Liste. Die neun Branchengr­ößen verwalten laut Unternehme­nsangaben zusammen knapp 6000 Milliarden Euro an Vermögen.

Der FSB zieht mit der Maßnahme gegen die Versichere­r eine Konsequenz aus der Beinahe-Pleite des Branchenri­esen AIG 2008. Die USA hatten mit Milliarden­hilfen AIG retten müssen, weil sich das Unternehme­n mit der Absicherun­g fauler Hypotheken­papiere verspekuli­ert hatte. Mittlerwei­le ist der Versicheru­ngskonzern nach Teilverkäu­fen abgespeckt, doch mit 63.000 Mitarbeite­rn und mehr als 65 Milliarden Dollar (50 Mrd. Euro) Umsatz steht AIG auf der FSB-Liste systemrele­vanter Assekuranz­en.

Künftig sollen sich die Konzerne – wie die großen Banken auch – nicht mehr sicher sein können, dass sie in einer prekären Situation vom Staat aufgefange­n werden. Das Versicheru­ngsgeschäf­t selbst berge keine Ansteckung­srisiken, bestätigte­n zwar am Freitag die Aufseher. Die Unternehme­n sind dank der Prämienein­nahmen nicht auf die Refinanzie­rung am Kapitalmar­kt angewiesen.

Ungemach droht den Versichere­rn allerdings wegen des Niedrigzin­sumfeldes. Für viele Institutio­nen wird es immer schwierige­r, Renditen zu verdienen, weil die Zinsen auf sichere Staatsanle­ihen sehr niedrig liegen. Zuletzt hat etwa die deutsche Finanzaufs­icht Bafin von den Konzernen dickere Risikopols­ter gefordert, weil die Renditen am Kapitalmar­kt stärker zurückgehe­n als die versproche­nen Garantiezi­nsen.

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F.: Ap/altaffer In der Krise stürzte auch der US-Versicheru­ngskonzern AIG. Große Assekuranz­en müssen künftig strengere Regeln einhalten.

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