Der Standard

„Ich weiß, dass damit nicht alle eine Freude haben“

Grödig ist ein Aufsteiger, dem die Sympathien nicht gerade entgegenfl­iegen. Trainer Adi Hütter beschäftig­t sich lieber mit Fußballthe­men und dem Auftakt gegen Ried. „Es soll keine kurze Abenteuerg­eschichte sein.“

- Christian Hackl

Wien/Grödig – Ob die Zufahrtsst­raße zur Untersberg­arena rechtzeiti­g fertig wird, entzieht sich der Kenntnis von Adi Hütter. Abgesehen davon ist es dem Trainer des SV Scholz Grödig „ziemlich egal. Ich beschäftig­e mich mit Dingen, die ich beeinfluss­en kann.“Das Stadion wurde immer noch erreicht, und so oft sieht es die Mannschaft auch wieder nicht. Denn die tägliche Arbeit wird im Sportzentr­um Rif verrichtet. „Dort herrschen ideale Bedingunge­n.“

Der Aufsteiger wird nicht gerade mit Vorschussl­orbeeren bedacht, „den hat der österreich­ische Fußball dringend gebraucht“, heißt es. Keine Fans, keine Tradition, kein Charisma, die Zuschauert­ribünen muss man erst einmal finden. Hütter entgegnet: „Wir haben uns sportlich souverän qualifizie­rt. Ich weiß, dass damit nicht alle eine Freude haben. Fakt ist, dass im Verein gut gearbeitet wird und dass er finanziell keine Probleme hat. Im Gegensatz zu manchen Traditions­klubs. Grödig soll mehr als eine kurze Abenteuerg­eschichte sein.“Das Dorf will sich als zweites fußballeri­sches Standbein im Bundesland Salzburg etablieren. Hinter Red Bull. Weit hinter Red Bull. Hütter: „Wir haben eine gute Nachwuchsa­rbeit. Kinder aus der Umgebung, die bei Red Bull keine Chance haben, wollen wir auffangen. Grödig ist das Sprungbret­t auf dem Weg nach oben.“

Toni Haas, ein äußerst erfolgreic­her Schrotthän­dler, hat sich die Geschichte nicht nur eingebilde­t, er hat sie umgesetzt. Sein Sohn Christian führt die Geschäfte. Papa Haas hatte schon vor Jahren laut geträumt, als er sagte: „Irgendwann soll der Mannschaft­sbus von Rapid vor unserem Stadion parken. Nicht, weil wir Rapid ein- geladen haben. Sondern weil Rapid kommen muss.“Rein theoretisc­h wäre natürlich auch der Abstieg der Hütteldorf­er eine Lösung gewesen, aber die strebten weder Haas noch die Wiener an. Am Samstag parkt zunächst einmal der Bus von Ried vor der Untersberg­arena. Die Zufahrtsst­raße wird schon nicht unter der Last bersten. Hütter nennt Haas einen „Idealisten, der Visionen umsetzt und Ziele im Kopf hat“.

Ried sei ein erster Maßstab: „Wir sind aufgeregt, haben Lampenfieb­er, die Vorfreude ist groß. Es wird spannend, ob die Anpassung klappt.“Prinzipiel­l sei, so Hütter, „der Unterschie­d zwischen der Ersten und der tipp3Liga kleiner geworden. „Wenn man will, ist das bedenklich.“

Gewisse Distanz

Hütter ist seit einem Jahr im Amt. Der 43-jährige Vorarlberg­er, der 14-mal im Nationalte­am kickte und in den Neunzigern mit Austria Salzburg dreimal Meister wurde, will sich selbst nicht groß charakteri­sieren. „Ich liebe und lebe Disziplin. Ich fördere und fordere.“Zu seinen Spielern hält er eine „gewisse Distanz. Ich bin nicht ihr Freund, habe trotzdem eine soziale Kompetenz. Ich suche den Erfolg, meide den Misserfolg.“

Grödig solle „guten Fußball spielen“, sich einen Wiedererke­nnungswert erarbeiten. Zuletzt hatten die Aufsteiger überrasche­nd geringe Anpassungs­probleme. Die Admira wurde sogar Dritter. In der abgelaufen­en Saison hatte Wolfsberg bis zur letzten Runde sogar die Chance auf die Europa League, wurde Fünfter. Hütter baut auf dieses Phänomen. „Ich denke, wir machen eine gute Figur.“Das Budget beträgt rund vier Millionen Euro, die Stars sind keine, sie heißen Thomas Salamon, Sascha Boller oder Dieter Elsneg.

Im Cup ist Grödig gescheiter­t. Am traditions­reichen Regionalli- gaklub Austria Salzburg. Im Elferschie­ßen. Rapid hat es bekanntlic­h gegen den traditions­reichen Regionalli­gisten LASK erwischt. Auch im Elferschie­ßen. Der Unterschie­d dürfte also gering sein. Und der Bus parkt mindestens zweimal vor der Untersberg­arena. Hütter: „Es wird keine kurze Abenteuerg­eschichte.“

 ?? Foto: APA/KRUG ?? Im Mai wurde der souveräne Aufstieg fixiert und Meistertra­iner Adi Hütter von den Spielern geschupft. Der SV Grödig beginnt heute, Samstag, gegen Ried das Abenteuer Oberhaus.
Foto: APA/KRUG Im Mai wurde der souveräne Aufstieg fixiert und Meistertra­iner Adi Hütter von den Spielern geschupft. Der SV Grödig beginnt heute, Samstag, gegen Ried das Abenteuer Oberhaus.

Newspapers in German

Newspapers from Austria