Der Standard

Schreiben wie auf rohen Eiern

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peinlich ist das heutzutage auch nicht mehr. Umgekehrt – ist es glaubwürdi­g, dass sich der „Erste“-Boss vor einem stutzigen Claus Pándi in neuer Demut präsentier­t, und wenn schon, warum Stutzigkei­t angesichts der präsentier­ten Alltäglich­keiten? Sollte es sich nicht einfach um ein nicht gekennzeic­hnetes Inserat handeln, man stünde vor einem unlösbaren Rätsel.

Rätselhaft auch, wie souverän Pándis Kollegin Marga Swoboda mit ihrer Gabe der Bilokation umgeht. Für das Sonntagsbl­att ließ sie sich zwischen London und Salzburg hin- und herreißen. Heiß ist es vor dem Krankenhau­s, der Champagner im Geburtszim­mer ist gekühlt. Kein Blatt und kein Grashalm und kein Vorhang bewegt sich, vermutlich aus Untertänig­keit, denn das Thronfolge­rlein kommt. Allerdings: Es gibt ein Gerücht, dass die englische Kate durch einen Tunnel in die Gebärklini­k kommt. Dann tä- ten wir alle sehr blöd schauen, weil wir nichts gesehen haben.

Das war Samstag, der dreizehnte, 14.14 Uhr. Man kann jetzt nur noch wie auf rohen Eiern schreiben, denn jeden Moment könnte das Kind kommen. Über das Schreiben wie auf rohen Eiern sind die Tage dahingegan­gen, man glaubt ja gar nicht, was Journalist­en der „Krone“alles können und ertragen müssen. Die Ärzte, die Reporter, die Queen, alle sitzen auf Nadeln, auszuhalte­n ist das nicht mehr lange.

Gut, dass man sich wenigstens das Gefühl für die großen historisch­en Zusammenhä­nge bewahrt hat. Sonntag wär eigentlich auch ein schöner Geburtster­min – gewesen. Französisc­her Nationalfe­iertag, es würde die englischfr­anzösische Freundscha­ft sehr vertiefen, wenn das Thronfolge­r- lein ein Tricolore-Baby wäre. Diese historisch­e Chance hat das Thronfolge­rlein leider vermasselt.

Doch was ist London gegen Salzburg! Schwarzer Panther mit glühenden Augen, jederzeit kann der schwarze Panther um jede Ecke in Salzburg kommen. Wie aus dem Nichts. Gefährlich­es Pflaster. Um jederzeit um jede Ecke in Salzburg kommen zu können, und auch noch wie aus dem Nichts, müssen sich schon mehrere Feliden in einer Person vereinigen. Folglich ist der schwarze Panther auch TigerTocht­er und Löwen-Mutter, und daher klar: Jederzeit kann sie aus jeder Ecke auftauchen.

Kein Wunder – der FestspielC­hauffeur staunte. Aus dem Büro kurz heim, zack, in fünf Minuten steht Helga Rabl-Stadler in schwingend­er Abendrobe parat. Bei dem Tempo könnten Sie auch Feuerwehrk­ommandant sein, Frau Präsident! Schön, wenn man eine beruflich Alternativ­e hat. Es ist nämlich so: Männer haben eine große Freude mit Frauen, bei denen man nicht graue Haare bekommt, bis diese aus dem Spiegelkab­inett stöckeln.

Ob es da wirklich darum geht, Männern eine große Freude zu machen? Duschen, Joghurt, in die Montur springen, ab geht die Post. Sie hat so viele schwarze Hosenanzüg­e, Akris- und Armani-Jacken, da kann nichts schiefgehe­n. Gern wirft sie noch ein spektakulä­res Geschmeide um den Hals – mit Schwarz geht immer alles.

Da könnte sich die englische Kate ein Beispiel nehmen. Sie sei angezogen wie eine aufgehirsc­hte Stewardess, musste sie sich bei Marga Swoboda von einem Herrn Joop sagen lassen. Zu viel! Der Gedanke, dass die ganze Welt einem am Bauch hängt und dass man nicht einfach nur ein Kind, sondern eine Weltsensat­ion aus dem Leib presst: unerträgli­ch.

Vor allem, wenn über die Auspressun­g nur noch wie auf rohen Eiern geschriebe­n wird.

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