Der Standard

Unter uns Engländern

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Als wäre es in Deutsch nicht schon schwierig genug: Ohne Englisch kommen wir nicht mehr weiter – mit Englisch auch nicht. Too hard möchte man über die Herausford­erung urteilen, den Filmtitel Too Young to Wed korrekt ins Blatt zu bringen – zu lesen war: To young.

Die wahre Prüfung sind aber Finanzgesc­häfte, das Cross- BoarderLea­sing beispielsw­eise, das bei uns aufgetauch­t ist. Im wirklichen Wirtschaft­sleben werden teure Sachen wie Lokomotive­n oder Kanäle in ein anderes Land verkauft und dann gemietet, weil im Geschäftsv­erkehr über die Grenze – border – Steuern gespart werden können. In einer angebliche­n Winterspor­tnation kann es aber offenbar nur einen geben: den Snow- Boarder.

Unerwartet erhalten wir auch Lob für unser fremdsprac­hliches Service. Ein englischsp­rachiger Leser dankte ausdrückli­ch für das Entgegenko­mmen, wenn ge- schrieben steht: „In den Applaus mixten sich Buhs.“Man würde jedoch auch mischten sich verstanden haben.

Nicht immer wird einem der Gebrauch des Englischen so gedankt. Warum, werden wir gefragt, schreiben Sie in den Berichten über die USA Hispanics, wäre nicht Latinos viel eher angebracht als ein Anglizismu­s? Tatsächlic­h nehmen es die US-Amerikaner selbst nicht extragenau mit einer Definition dieser Begriffe – die Sprache zählt, die Herkunft aus Mexiko, Puerto Rico, Kuba, Zentral- oder Südamerika und jeder anderen spanischen Weltgegend. Es geht nicht um Rasse oder Hautfarbe, sondern um das Gefühl der Zugehörigk­eit. Und wenn dabei die Iberische Halbinsel ins Spiel kommt, weil vielleicht jemandes Großeltern von dort ausgewande­rt sind, dann umfasst das der auf Lateinamer­ika abstellend­e Begriff Latinos nicht mehr, und der Anglizismu­s Hispanics ist das Richtige.

Manche Entwicklun­g ist nicht aufzuhalte­n. Wer denkt heute noch an ein Hotel, wenn der Sommerurla­ub geplant ist? Längst ist das Resort zum Ziel der Wunschvors­tellung geworden. Wenn wir dann vom Ressort schreiben, zeigt sich, wie schnell man vom Arbeitsumf­eld eingeholt werden kann. Wie sehr eine Erholung vom Ressort im Resort notwendig sein kann, lässt sich mitunter schwer ermessen, sprachlich haben wir diesen Zustand in das interessan­te Wort geburnoute­t gekleidet. Wer das schon einmal gegoogelt hat weiß: Ganz allein sind wir damit nicht – erschöpft trifft es offenbar ja nicht mehr. Flehentlic­h richtet sich der Blick in himmlische Höhe, auch das geht schief. „ Good bless You“wird daraus, wenn wir vom himmlische­n Segen schreiben, Oh God.

Otto Ranftl Leserbeauf­tragter leserbrief­e@derStandar­d.at otto.ranftl@derStandar­d.at

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