Der Standard

Hehre Ziele

- Andreas Schnauder

Wenn die OECD und die G-20 nun einen Aktionspla­n zur Schließung der vielen Steuerschl­upflöcher für Konzerne auflegen, kann das nur begrüßt werden. Die Praktiken von Amazon, Google, Starbucks oder Apple, mit denen Gewinne über Lizenzzahl­ungen und andere Tricks in Niedrigste­uerländer verschoben werden, treiben normalster­blichen Abgabenpfl­ichtigen die Zornesröte ins Gesicht. Und die solcherart düpierten Staaten sind angesichts klammer Klassen zur härteren Gangart bereit.

Für Euphorie ist dennoch kein Anlass. Allein die Erfahrunge­n in der EU zeigen, dass die Ausrottung steuerlich­er Privilegie­n nicht viel mehr als ein hehres Ziel ist. Die Regelungen sind so komplex, dass sich ganze Heerschare­n von Experten erst einigen müssen, wie Lizenzen oder Transferpr­eise zu regeln sind.

Österreich­s Gesetzgebu­ng und Vollzug spielen dabei auch eine Rolle. Still und heimlich hat das Land ein Netz von Doppelbest­euerungsab­kommen geknüpft, die zahlreiche Begünstigu­ngen enthalten. Vor allem osteuropäi­sche, aber zusehends auch Konzerne aus Übersee wie beispielsw­eise Brasilien nehmen die Steuergesc­henke dankend an. Optimiert wurde das bilaterale Regime mit der Gruppenbes­teuerung, bei der Auslandsve­rluste in Österreich abgesetzt werden können. Erst am Donnerstag hat der Rechnungsh­of gerügt, dass das System reichlich überzogen ist. Das dürfte auch die OECD interessie­ren.

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